Antiamerikanismus: Hassobjekt Amerika | ZEIT ONLINE | ABC-Z

Wer einen großen Bruder hat, der weiß, wie dicht Bewunderung
und Ablehnung oft beisammenliegen. Der kennt den Bruder vielleicht als starken
Beschützer, Freund und Vorbild. Vielleicht aber auch als einen, von dem man
sich abgrenzen will, gegen den man womöglich sogar Hass und Aggressionen hegt, weil er das eigene Leben zu bestimmen scheint – und von
dem man doch nie ganz loskommt. So sehr man es auch versucht.
Es ist kein Zufall, dass es ausgerechnet das Bild vom großen
Bruder Amerika ist, das ganze Generationen in Deutschland geprägt hat. Die dazugehörigen
Gefühle kommen alle Jahre wieder eruptionsartig an die Oberfläche. Wie jetzt mit
Donald Trumps neuerlicher Amtsübernahme. Viele Deutsche sind schockiert. Die
AfD dagegen bejubelt den autoritären, demokratieverachtenden und nun wieder
mächtigsten Mann der Welt als einen der ihren. Thüringens AfD-Chef Björn Höcke schrieb
auf X, an Trump gerichtet: „Bitte enttäuschen Sie uns nicht!“
Ausgerechnet Höcke, der die Vereinigten Staaten für den Ukrainekrieg verantwortlich macht. Der
behauptet, die USA würden als „raumfremde Macht“ und Zentrale eines
vermeintlichen „Regenbogenimperiums“ die Nationen in Europa zerstören.
Und der noch auf dem Bundesparteitag am 11. Januar in verschwörerischem Duktus forderte,
Deutschland dürfe „nicht länger Objekt fremder Interessen werden“.