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Anteil im Vergleich aber infinitesimal: In nur noch einem Deutscher Aktienindex-Vorstand sitzt keine Frau | ABC-Z


Anteil im Vergleich aber gering

In nur noch einem DAX-Vorstand sitzt keine Frau

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Der Frauenanteil in Deutschlands Spitzenmanagement wächst weiterhin langsam. Deutlich weiter sind Großbritannien und etwa die USA. Immerhin beschäftigt nur noch ein DAX-Riese keine Vorständin – eine Holding aus der Autoindustrie.

Im Topmanagement der 40 im DAX notierten Unternehmen ist mittlerweile jedes vierte Vorstandsmitglied weiblich. Damit kann Deutschland nach einer neuen Studie der Allbright Stiftung aber nicht zu anderen westlichen Industrieländern aufschließen. So lag Deutschland am Stichtag 1. September deutlich hinter Spitzenreiter Großbritannien, wo der Frauenanteil in den Vorständen der 40 größten börsennotierten Unternehmen fast ein Drittel betrug. Auf Platz zwei folgten die USA (30,1 Prozent) vor Frankreich (28,8 Prozent) und Schweden (28,2 Prozent).

Besser sah es in den Aufsichtsräten der DAX-Unternehmen aus, in denen vier von zehn Mitgliedern weiblich waren. Außerdem hatte nur noch ein DAX-Vorstand kein einziges weibliches Mitglied: Bei der Porsche Automobil Holding bilden vier Männer die Spitze. Das Unternehmen ist der größte Einzelaktionär der Volkswagen AG und hält unter anderem mehr als die Hälfte von deren Stammaktien. Hinter der Holding stehen die Familien Porsche und Piëch.

Betrachtet man den Frauenanteil innerhalb der jeweiligen Vorstände, fällt der Abstand zu den anderen Ländern noch deutlich größer aus. Während in Großbritannien, den USA und Frankreich jeweils 88 Prozent der Börsenschwergewichte mindestens zwei Frauen im Vorstand hatten, waren es in Deutschland 42 Prozent. Einen Frauenanteil von mindestens 30 Prozent erzielten 63 Prozent der britischen Börsenriesen, während hierzulande 30 Prozent auf diesen Anteil kamen.

„Deutschland hat mit Quotendiskussion Zeit verloren“

„Wir haben in Deutschland ziemlich viel Zeit verloren mit dieser Quotendiskussion“, sagte die Geschäftsführerin der Allbright Stiftung, Wiebke Ankersen, im Interview mit ntv: „Darf man die Unternehmen gesetzlich zwingen, Frauen in die Vorstände und Aufsichtsräte zu holen?“ Die Debatte habe sich zu sehr darauf konzentriert und wieder aufgehört. In Großbritannien dagegen habe man eine völlig andere Debatte geführt, nämlich von Anfang an überlegt, was zu tun sei, um auf allen Ebenen mehr Frauen in die Positionen zu bekommen.

„Wichtig ist natürlich, dass die Unternehmen überhaupt sich zum Ziel setzen, mehr Frauen in die Führungspositionen zu holen“, erläuterte Ankersen. „Die Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Unternehmensführung verstanden hat, warum das gut für sie ist, warum sie in diesen Zeiten tatsächlich eine gemischte Führungsspitze braucht.“ Hindernisse seien hierzulande weiterhin fehlende Kitaplätze und die Arbeitszeiten, zudem hake es im Talentmanagement. „Da müssen die Unternehmen noch mal genauer hingucken, wen sie eigentlich warum und wie befördern, nach welchen Kriterien. Da wird immer noch Männern offensichtlich deutlich mehr zugetraut als Frauen.“ Letztere könnten ihre Karrieren oft erst mithilfe eines Headhunters in einem anderen Unternehmen machen.

Kaum Vorstandschefinnen

Bei allen 160 an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen zusammen, die in den Börsenindizes DAX, MDAX und SDAX gelistet sind, lag der Anteil der Frauen an den Vorstandsposten bis September bei knapp einem Fünftel, 2,3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Der Anstieg fiel schwächer aus als bei der vorangegangenen Studie. Etwa zwei Drittel der größten börsennotierten Unternehmen haben inzwischen Frauen im Vorstand, die Hälfte allerdings nur eine einzige in den teils großen Gremien.

Bei den Spitzenposten ist die Zahl der weiblichen Namen besonders überschaubar: Zum Stichtag gab es sieben Vorstandschefinnen und damit ebenso viele wie ein Jahr zuvor sowie zehn Aufsichtsratschefinnen, während im Vorjahr nur sechs Frauen diese Position erreicht hatten. Zum 1. Oktober rückten außerdem zwei weitere Managerinnen an die Vorstandsspitze: Karin Rådström bei Daimler Truck und Bettina Orlopp bei der Commerzbank.

Die deutsch-schwedische Allbright Stiftung ist nach eigenen Angaben eine politisch unabhängige und gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Stockholm und in Berlin. Sie setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein.

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