Ansichtskarten, die von der Liebe zum Ammersee künden – Starnberg | ABC-Z

Eine illustrierte Postkarte zu versenden oder zu verschenken ist für Kristin Hopf „eine Geste der Nähe“. Denn die ausgesuchte Karte sagt auch: „Ich denke an Dich!“ Ein freundliches „Hallo“ oder „Moikka“ wie es auf Finnisch heißt, trägt das kleine Designlabel vom Ammersee sogar im Namen: Studio Moikka. Wer deshalb finnisches Design vermutet, liegt nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Johanna „Jolle“ Billhardt-Jahnke, eine der beiden Ladenbesitzerinnen, stammt zwar aus einer deutsch-finnischen Familie und ist in Finnland geboren, allerdings entstehen die Motive in einem ganz eigenen Stil aus der Zusammenarbeit zwischen ihr und Hopf.
Rund dreißigtausend Ansichtskarten im Jahr lassen sie bei einer lokalen Druckerei produzieren. In über fünfzig Läden in Deutschland, Österreich und der Schweiz geht ihr Papeterie-Sortiment über den Ladentisch. Ihre Motive sind laut ihrem Motto „inspiriert durch die Schönheit der Natur“ und zeigen neben Landschaften und Bauwerken, badende Figuren, Blüten sowie Tiere. Auch stark gefährdete Arten werden illustriert.
Erziehungswissenschaftlerin Hopf, die aus Thüringen stammt und in München eine Jugendhilfeeinrichtung leitet, und Architektin Billhardt-Jahnke haben sich vor elf Jahren in München kennengelernt. Mittlerweile lebt Billhardt-Jahnke mit ihrer Familie in Dießen. Die Liebe zum Ammersee und zur Natur teilen die Freundinnen. Dabei suchen sie die stillen Momente. Die Sommerpostkarte, die dieses Jahr am beliebtesten ist, zeigt zum Beispiel einen dieser ruhigen Momente: Eine Schwimmerin steht noch im See und genießt den Augenblick des Morgens, nimmt die Umgebung um sich herum wahr.
„Dieses Innehalten, dieser besondere Moment vor dem Schwimmen, hat uns inspiriert“, erzählt Hopf. Die beiden Designerinnen besprechen vor dem Zeichnen das Motiv: Was soll im Vordergrund stehen, welche Elemente soll es haben und wie ist die Stimmung? Gezeichnet hat dieses Motiv im zweiten Schritt Billhardt-Jahnke. Bei der Farbgebung setzt die 45-jährige Hopf die Impulse. „Badende Morgensonne“ ist mit zarten Übergängen in Blau und Gelb gestaltet. Als besonderes Merkmal verwenden die beiden einen warmen Goldton, beispielsweise um das Licht auf dem Wasser einzufangen. „Das Spiel mit Licht und Schatten ist ein zentrales Element unserer Bildsprache“, sagt Hopf.
Die beiden machen viele Fotos, um Details erfassen zu können, ein bloßes Abbild der Landschaft sind die Motive aber nicht. Wichtig ist den Frauen, dass mit dem Bild eine Emotion transportiert wird. Zum Beispiel bei der „Springerin“: das Motiv zeigt eine Schwimmerin, die in den See springt. Das Motiv Braunkehlchen, ein stark gefährdeter Wiesenbrüter und Vogel des Jahres 2023, haben sie in Zusammenarbeit mit der Gebietsbetreuung für das Ramsar-Gebiet Ammersee gestaltet. „Das Braunkehlchen ist so klein, dass es sanft auf den Halmen sitzt“, erläutert Billhardt-Jahnke. Im Hintergrund findet sich die im Dießener Schutzgebiet wachsende Sibirische Schwertlilie.
Typisch finnisch seien die Postkarten nicht, sagt die 52-jährige Billhardt-Jahnke. Anhand von Fotos aus dem letzten Sommerurlaub in Finnland mit tief dunkelblauen Seen, weißem Renntiermoos als Bodendecker und vielen Bäumen zeigt sie die Unterschiede. Sie sagt: „Die Finnen sind sehr naturverbunden und sie haben auch sehr viel Natur zur Verfügung.“ Die Farben ihrer Illustrationen seien Ausdruck dessen, was sie hier sehen und fühlen kann. Der Pastellton verbindet, sagt die Deutsch-Finnin.

„Das Schlichte, Klare“, sieht Hopf als Ähnlichkeit zum finnischen Design. Wobei manche Motive auch vom japanischen Design inspiriert seien, wie beim Motiv Libellen, ergänzt Billhardt-Jahnke. Ähnlich wie in Deutschland werden in Finnland Karten zu besonderen Anlässen geschrieben. Wobei sie bekennt, eher kurze Texte auf die Rückseite zu schreiben. Ob lang oder kurz, einfach mal wieder eine Postkarte zu schreiben, dazu möchten die Designerinnen einen Anstoß geben.
Eine klare Linie haben die beiden Designerinnen inzwischen auch bei ihrer Produktpalette gefunden. „In den Anfangsjahren haben wir vieles ausprobiert“, sagt Hopf. Gegründet wurde das Studio Moikka im März 2021. Obwohl nun zehnmal mehr Postkarten gedruckt werden, ist das Designstudio für beide weiterhin eine Nebentätigkeit, aber eine, die beiden viel Freude bereitet. „Wir haben viel gelernt“, sagen die Unternehmerinnen. Statt mit Geschirrtüchern und bestickten Sweatern zu experimentieren, haben sie sich auf Papeterie festgelegt. Grußkarten, Notizblöcke, Sticker, Kalender und Prints gehören zum Sortiment.

Über hundert Illustrationen haben sie bereits entworfen, und immer wieder kommen den Designerinnen neue Ideen. Einige Motive aus der Anfangszeit wurden überarbeitet und detailgenauer gezeichnet, nur wenige würden nicht mehr verwendet, erzählt Billhardt-Jahnke. Auf Wunsch gibt es auch große Drucke, in einem Büro hängen diese gerahmt als Bilder. Auftragsarbeiten wie eine Plakatgestaltung oder Speisekarten erledigen sie auch.
Auch spezielle Kundenwünsche werden an die beiden herangetragen, sowohl bei Messen wie der „Trendset München“ oder der „Nordstil Hamburg“, als auch von den Kundinnen, die direkt an ihre Stände auf dem Dießener Töpfermarkt oder den Weihnachtsmärkten in Dießen und Schondorf kommen. Gewünscht werden zum Beispiel bestimmte Tiere und Pflanzen oder markante Orte. Die Postkarten für München – Friedensengel, Olympiaturm, Monopteros und Chinesischer Turm – sind auf Wunsch der Münchner Geschäfte entstanden.
„Grüße vom Ammersee oder Starnberger See“ oder Botschaften wie: „Genieße das Jetzt“, sind auf manchen Karten eingeprägt – ebenfalls ein steter Wunsch aus dem Handel. Auch Erlebnisse oder Erinnerungen werden mit den Motiven verbunden. Vertraut ist beiden das Lächeln, das die Karten ins Gesicht ihrer Kundinnen zaubert, und manche sagt: „Da muss ich an eine Freundin denken.“





















