Anschlag in Magdeburg: Mindestens zwei Tote – Verdächtiger aus Saudi-Arabien festgenommen | ABC-Z
Bei einem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg wurden mehr als 60 Menschen verletzt, mindestens zwei sind gestorben. Die Polizei hat einen Verdächtigen festgenommen. Nach offiziellen Angaben handelt es sich um einen Arzt aus Saudi-Arabien.
Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. Regierungssprecher Matthias Schuppe bestätigte gegenüber WELT, dass es sich um einen Anschlag handelt. Auch laut Stadtsprecher Michael Reif handelt es sich nach erstem Stand um einen „Anschlag auf den Weihnachtsmarkt“. Der mutmaßliche Täter befindet sich in Polizeigewahrsam. Wie WELT aus Sicherheitskreisen erfuhr, soll es sich um einen Mann mit Geburtsjahr 1974 aus Saudi-Arabien handeln.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat diese Information inzwischen bestätigt. Demnach ist der Verdächtige ein seit 2006 in Deutschland lebender Arzt, der seinen Wohnort in Bernburg südlich von Magdeburg habe. Nach Informationen von WELT fand dort am späten Freitagabend ein Polizeieinsatz statt. Der Mann ist nach bisherigen Erkenntnissen ein Einzeltäter und war den Behörden nicht als Islamist bekannt. Landesinnenministerin Tamara Zieschang sagte, er habe einen unbefristeten Aufenthaltstitel.
Nach WELT-Informationen hatte der Mann vor der Tat ein Auto gemietet, das er dann auf den Weihnachtsmarkt steuerte. Auf dem Beifahrersitz lag demnach ein Gepäckstück. Ein Sprengsatz wurde in dem Fahrzeug nicht gefunden, berichtet der MDR unter Berufung auf die Polizei.
Auf einem Video, das eine Festnahme in der Ernst-Reuter-Allee in der Nähe des Tatortes zeigt, ist zu sehen, wie ein Mann sich bäuchlings auf den Boden legt. Mehrere Polizisten nähern sich ihm mit gezogener Waffe. Offenbar gehen sie davon aus, dass er Sprengstoff an sich tragen könnte. „Vorsicht, nicht so nah ran“, ist einer der Polizisten zu hören.
Das Auto, mit dem der Täter „mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt“ in die Menschenmenge gerast war, sei noch vor Ort, erklärte ein Polizeisprecher am Abend. Es soll sich um einen BMW handeln. Laut Ministerpräsident Haseloff sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen, ein Erwachsener und ein Kleinkind. Es gebe mindestens 60 Verletzte. Die Stadtverwaltung sprach von 15 Schwerstverletzten, 37 mittelschwer Verletzten und 16 Leichtverletzten.
Kurz nach der Tat rief der Chef des Weihnachtsmarktes dazu auf, die Innenstadt zu verlassen. Die Polizei sperrte die Innenstadt ab, Fußgänger wurden per Megafon aufgefordert, den Bereich zu verlassen. Laut „Bild“ suchte die Polizei den abgesperrten Bereich des Weihnachtsmarktes nach Sprengstoff ab.
Auf dem Weihnachtsmarkt wimmelte es von Rettungswagen und Sanitätern. An einer großen Weihnachtspyramide wurden Verletzte versorgt. Laut dem MDR bereiteten sich auch im rund 80 Kilometer entfernten Halle an der Saale sämtliche Krankenhäuser auf die Aufnahme von Verletzten vor. Sämtliche Rettungshubschrauber im Großraum Halle flogen demnach in Richtung Magdeburg.
Der Weihnachtsmarkt befindet sich auf dem Alten Markt, direkt am Magdeburger Rathaus in der Nähe der Elbe. Auf der Plattform X waren am Abend Videos zu sehen, in denen zahlreiche Einsatzfahrzeuge zu sehen waren. Eine Augenzeugin berichtete der „Volksstimme“, der Täter sei ausgerechnet in den Märchen-Bereich des Weihnachtsmarktes gefahren, auf dem viele Familien unterwegs sind. Sie selbst habe mit ihrem Kind gerade noch zur Seite springen können.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) reagierte mit Entsetzen auf das Geschehen. „Das ist ein furchtbares Ereignis, gerade jetzt in den Tagen vor Weihnachten“, sagte er. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reagierte ebenfalls mit Bestürzung. „Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen an ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger“, schrieb Scholz bei der Plattform X. „Mein Dank gilt den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden.“
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte zuletzt wiederholt zu Wachsamkeit bei Weihnachtsmarktbesuchen aufgerufen. Konkrete Gefährdungshinweise gebe es zwar aktuell nicht, sagte die SPD-Politikerin Ende November. „Aber wir haben angesichts der abstrakt hohen Bedrohungslage weiter Grund zu großer Wachsamkeit und konsequentem Handeln für unsere Sicherheit.“
Die Tat erinnert an den Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz, der sich erst am Donnerstag zum achten Mal jährte. Am 19. Dezember 2016 hatte ein islamistischer Terrorist einen Lastwagen entführt und war in den Weihnachtsmarkt gefahren. Durch die Tat starben insgesamt 13 Menschen, einer von ihnen Jahre später an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt, manche von ihnen schwer. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.
Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.
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