Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Eine Stadt unter Schock | ABC-Z
Nach dem mutmaßlichen Anschlag in Magdeburg auf einen Weihnachtsmarkt besuchen Bundeskanzler Scholz und Innenministerin Faeser den Tatort. Bei dem Verdächtigen soll es sich um einen Arzt aus Saudi-Arabien handeln. Die Ermittlungen laufen noch.
Einen Tag nach der Tat mit zwei Toten und Dutzenden Verletzten sind weiterhin viele Fragen offen – allen voran nach den Motiven des festgenommenen Tatverdächtigen für den mutmaßlichen Anschlag. “Wir kennen noch keine Hintergründe zur Tat, wir ziehen alles in Betracht”, sagte eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage.
Ermittler gehen von einem Einzeltäter aus
Weiterhin gehen die Ermittlungsbehörden von einem Einzeltäter aus. Hinweise, nach denen ein zweites, möglicherweise tatrelevantes Auto in der Innenstadt gesichtet wurde, hätten sich nicht bestätigt, teilte die Polizei auf X mit. “Aktuell haben wir keine Hinweise auf Mittäter”, sagte eine Sprecherin. Es würden unter anderem Durchsuchungen durchgeführt.
Die Sprecherin sagte am Morgen, es laufe eine Durchsuchung in Bernburg. Details nannte sie nicht. Der Tatverdächtige wurde offiziellen Angaben aus der Nacht nach verhört.
Am Freitagabend war auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Die Behörden gehen von einem Anschlag aus. Ein Erwachsener und ein Kleinkind kamen ums Leben. Mindestens 60 weitere Menschen wurden verletzt, darunter sind zwei Schwerverletzte. Ministerpräsident Rainer Haseloff sagte, weitere Tote könnten nicht ausgeschlossen werden. “Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland”, so Haselhoff.
Mann aus Saudi-Arabien
Der 50-Jährige aus Saudi-Arabien war am Tatort von Einsatzkräften gestellt und festgenommen worden. Der Verdächtige sei Arzt, lebe und arbeite in Bernburg, sagte Haseloff. Nach bisherigen Erkenntnissen sei er den Behörden nicht als Islamist bekannt. Der Täter raste laut Haseloff mit einem Leihwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt.
Nach Recherchen von WDR und NDR soll er in der saudischen Exil-Community eine durchaus prominente Figur sein und als Ansprechpartner für Asylsuchende, insbesondere Frauen, gegolten haben. Seit 2016 hat er den Asylstatus als politischer Flüchtling. Äußerungen, die der Mann bis zuletzt in sozialen Medien getätigt haben soll, liefern Hinweise darauf, dass er sich möglicherweise verfolgt gefühlt haben könnte und dass er eine Islamisierung Deutschlands befürchtete.
Gedenkfeier am Abend
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich entsetzt. “Die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest wurde durch die Meldungen aus Magdeburg jäh unterbrochen”, erklärte er. Kanzler Olaf Scholz erklärte, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Er dankte “den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden”. Ähnlich äußerten sich zahlreiche weitere Politikerinnen und Politiker. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte der Landesregierung von Sachsen-Anhalt Hilfe des Bundes bei den Ermittlungen zu.
Nach einem Telefonat mit Zieschang erklärte Faeser, sie habe ihrer Kollegin “jede mögliche Unterstützung des Bundes zugesagt”. Scholz und Faeser heute in die Landeshauptstadt nach Sachsen-Anhalt kommen.
Am Abend soll es eine Gedenkfeier für die Opfer im Magdeburger Dom geben. Man wolle Betroffenen, Angehörigen und allen anderen Bürgern eine Möglichkeit zum Trauern geben, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris am Abend unter Tränen vor Journalisten. “Wir werden eine lange Zeit zum Trauern brauchen”, sagte sie sichtlich fassungslos. “Wir werden das alles umfassend aufarbeiten.” Stadtsprecher Michael Reif sagte, es sei “ein Anschlag” gewesen