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Ansbach: Ehemaliger Amoktäter auf der Flucht gefasst – Bayern | ABC-Z

Der ehemalige Schul-Amoktäter von Ansbach, seit Mitte August auf der Flucht, ist in Kolumbien gefasst und nach Deutschland ausgeliefert worden.  „Er wird unverzüglich in die geschlossene Abteilung der forensischen Psychiatrie Erlangen verbracht“, sagte Friedrich Weitner, Leiter der zuständigen Staatsanwaltschaft Ansbach. Nach seinem Amoklauf 2009 am Gymnasium Carolinum in Ansbach hatte er sich wegen versuchten Mordes in 47 Fällen vor dem Ansbacher Landgericht verantworten müssen. Dieses hatte angeordnet, ihn auf unbestimmte Zeit in einer geschlossenen Einrichtung unterzubringen.

Am 16. August 2025, einem Samstag, war der 34-Jährige von einem Freigang nicht zurückgekehrt ins Bezirksklinikum Erlangen. Dieses hatte er seit Beginn des Jahres für jeweils eine umgrenzte Zeitdauer verlassen dürfen, als Teil der ihm gewährten Lockerungen. Nach Einschätzung der Klinik ging von ihm „zum Zeitpunkt des Tagesausgangs keine Gefahr für die Öffentlichkeit aus“.

Ans Klinikum am Europakanal in Erlangen war der 34-Jährige Mitte August von einem Freigang nicht zurückgekehrt. (Foto: Bezirkstag)

Der Münchner Strafverteidiger David Mühlberger hatte nach der Flucht des 34-Jährigen in der SZ betont, sein Mandant habe „in seiner ganzen Unterbringungszeit nie ein Delikt begangen“. Er sei jahrelang therapiert worden, habe Fortschritte gemacht und mehrmals unbegleitete Ausgänge unternommen. Spätestens 2027, so die Vermutung des Anwalts, „wäre er entlassen worden“. Das Verschwinden seines Mandanten führte er nach dessen Flucht zurück auf „Verzweiflung und Misstrauen“ des 34-Jährigen „gegenüber dem Maßregelvollzugssystem“.

Am 17. September 2009 war der angehende Abiturient mit einem Beil, vier Messern und fünf Molotow-Cocktails bewaffnet in seine Schule gestürmt. Der zu der Zeit 18-Jährige hatte Brandsätze in Klassenzimmer geschleudert und Menschen, die in Panik flüchteten attackiert. Eine 15-Jährige erlitt dabei lebensbedrohliche Kopfverletzungen, neun weitere Personen wurden verletzt.

2009 war der damals 18-Jährige mit Brandsätzen ins Gymnasium Carolinum in Ansbach gestürmt.
2009 war der damals 18-Jährige mit Brandsätzen ins Gymnasium Carolinum in Ansbach gestürmt. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Wegen versuchten Mordes, Körperverletzung und versuchter schwerer Brandstiftung hatte ihn das Landgericht Ansbach 2010 zu neun Jahren Jugendhaft verurteilt und angeordnet, den zu der Zeit 19-Jährigen in der Psychiatrie unterzubringen – vorerst auf unbestimmte Zeit. Ein Gutachter hatte ihm eine schizoide Persönlichkeitsstörung mit hohem Aggressionspotenzial attestiert.  Seine Unterbringung war zuletzt im Juli 2025 überprüft worden. Das Landgericht Nürnberg-Fürth war dabei zur Einschätzung gelangt, der 34-Jährige müsse weiter in der Psychiatrie bleiben.

Nach der Flucht hatte eine Kliniksprecherin angegeben, der 34-Jährige habe im Internet „mit einer Frau Bekanntschaft geschlossen“. Staatsanwalt Weitner macht zur Frage, ob eine Frau eine Rolle gespielt hat bei der Flucht, vorerst keine Angaben. Nach SZ-Informationen wurde der 34-Jährige im Landesinneren von Kolumbien gefasst, der Aufwand der Ermittler war enorm.

Als Patient einer Klinik muss der 34-Jährige eine strafrechtliche Sanktion nicht befürchten. Allerdings könnten etwaiger Helfer strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden. Die dem 34-Jährigen in der Bezirksklinik gewährten Lockerungen allerdings dürften streng überprüft werden, womöglich sind diese aufgrund seiner Flucht hinfällig geworden.

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