Anhaltspunkte zum Motiv: Warum die Ermittler nicht von einem Terroranschlag sprechen | ABC-Z
Anhaltspunkte zum Motiv
Warum die Ermittler nicht von einem Terroranschlag sprechen
21.12.2024, 19:42 Uhr
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Terroranschlag, Amokfahrt oder Anschlag – die Ermittler in Magdeburg klären nun über die Unterschiede auf. Auch zum Motiv des Täters gibt es erste Indizien.
Die Ermittlungsbehörden stufen die Todesfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mit mindestens fünf Toten vorerst nicht als Terroranschlag ein. “Ob es ein Terroranschlag war, wissen wir noch nicht”, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens in Magdeburg. Auf die Frage eines Journalisten, ob er die Tat als Anschlag oder Amokfahrt bewerte, fragte Nopens zurück: “Worin sehen Sie den Unterschied zwischen einem Anschlag und einer Amokfahrt? Sie können beide Begriffe verwenden.”
Der Tatverdächtige habe sich zum Tatmotiv geäußert, sagte der Oberstaatsanwalt. “Ich kann zur Motivation des Täters so viel sagen: Nach gegenwärtigem Stand sieht es so aus, dass Hintergrund der Tat (…) Unzufriedenheit mit dem Umgang mit saudi-arabischen Flüchtlingen in Deutschland gewesen sein könnte.” Der Täter kam aus Saudi-Arabien. “Was davon stimmt, müssen wir jetzt aufklären, müssen wir weiter ermitteln”, sagte Nopens. Dazu müssten Datenträger, Computer und mobile Endgeräte ausgewertet werden. Am Ende des Tages werde man dann hoffentlich wissen, “was ihn zu der Tat getrieben hat”.
Ein weiteres Indiz, das gegen eine Terrortat spricht, ist, dass die Bundesanwaltschaft noch keine Ermittlungen übernommen hat. Der 50 Jahre alte Täter sei weiterhin in Polizeigewahrsam. Er habe sich bereits geäußert. Gegen Taleb A. werde wegen des Verdachts auf fünffachen Mord und versuchten Mord in 200 Fällen ermittelt, sagte Horst Walter Nopens, Leitender Oberstaatsanwalt in Magdeburg. Die Bundesanwaltschaft kann staatsschutzrelevante Straftaten verfolgen, wenn sie von einer sogenannten besonderen Bedeutung sind.
Keine Hindernisse auf “Amokfahrt”
Am frühen Freitagabend war ein Auto auf einem Weihnachtsmarkt in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt mit hoher Geschwindigkeit in eine Menschengruppe gerast. Dabei starben fünf Menschen, 200 weitere wurden verletzt.
Die Stadt Magdeburg verteidigte ihr Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt. Dieses sei “nach bestem Wissen und Gewissen” sowie in Absprache mit der Polizei verfasst worden, sagte der zuständige Beigeordnete Ronni Krug. Dass dem Tatverdächtigen bei seiner laut Staatsanwaltschaft “Amokfahrt” offenbar keine Hindernisse auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt entgegenstanden, begründete Krug damit, dass der Weg als Rettungsgasse für Krankenwagen und Feuerwehr bei Notfällen vorgesehen war.