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SpVgg Unterhaching in der 3. Liga: Absehbar abgestiegen – Sport | ABC-Z

Manchmal kommt er unvermittelt und tut dann ganz besonders weh. Weniger schmerzvoll ist es dagegen, wenn man sich schon länger auf jenen Tag einstellen kann, an dem das Schicksal nicht mehr abzuwenden ist. Und so flossen am Samstagnachmittag in der Brita-Arena in Wiesbaden auch keine Tränen, als feststand, dass die Spielvereinigung Unterhaching nicht mehr zu retten sein würde vor dem Abstieg aus der dritten Liga. Denn das war nur noch eine Frage der Zeit gewesen.

Der Erste, der nach der 0:3-Niederlage der Münchner Vorstädter gegen den SV Wehen ans Mikrofon trat, war Manuel Stiefler. Und der vermittelte bei Magentasport den Eindruck, als sei ihm noch nicht einmal klar gewesen, dass diese 18. Saisonniederlage diejenige sein würde, die das letzte Fünkchen Hoffnung endgültig löschte. Auf eine entsprechende Nachfrage reagierte der 36-jährige Routinier überrascht („wenn Sie das sagen“), um dann sogleich Einblick in sein Seelenleben zu geben: „Es war ja absehbar die letzten Wochen. Jetzt ist es traurig und fühlt sich absolut beschissen an.“

Stiefler könnte einer von denjenigen sein, die der SpVgg auch in der vierten Liga treu bleiben. Er hat einen Vertrag, der auch in der Regionalliga Bayern gilt, fühlt sich nach eigener Aussage „mit der Familie hier sehr wohl“. Und dann sei da ja noch eine Rechnung offen nach dieser verkorksten Saison: „Das kann man nicht auf sich sitzen lassen.“

Präsident Manfred Schwabl kann sich durchaus vorstellen, mit Stiefler weiterzumachen: „Er ist variabel und verkörpert hundert Prozent Haching, weil immer der Einsatz stimmt.“  Zudem sei Stiefler später Kandidat für eine Trainerstelle im Jugendbereich. Doch das Personalpuzzle muss sich in den nächsten Wochen erst zusammensetzen, auf das Familienunternehmen mit dem Vater und Präsidenten Manfred Schwabl sowie dem Sohn und Sportdirektor Markus wartet viel Arbeit. Erst müsste die wirtschaftliche Ausstattung klar sein, dann könne man konkrete Gespräche führen, sagt der Senior.

Mangels Einnahmen aus dem Jugendfördertopf des DFB und aus Fernsehverträgen muss der Gürtel in der vierten Liga deutlich enger geschnallt werden. Und da es, wie der Klubboss betont, im Fußball nur ums Geld geht, ist keineswegs klar, ob alle Spieler, die vertraglich an den Verein gebunden sind, auch tatsächlich bleiben oder offen sein könnten für besser dotierte Angebote. Mittelfeldspieler Sebastian Maier, 31, liebäugelt offenbar damit, seine Karriere zu beenden, das sei aber noch nicht final, wie Manfred Schwabl auf SZ-Nachfrage sagt.

Für die Regionalliga gültige Verträge hätten neben seinem Sohn zahlreiche andere Stammspieler, etwa auch Johannes Geis, 31, Simon Skarlatidis, 33, oder die Offensivspieler Luc Ihorst, Julian Kügel und Lenn Jastremski. Dagegen verlassen die Leihspieler Tim Knipping, Fabio Torsiello und Leander Popp den Sportpark definitiv. Für den Schweizer U21-Nationalspieler Aaron Keller hält Haching die Transferrechte. Für ihn dürfte es nach einigen starken Auftritten im Laufe seines Leih-Engagements beim Zweitligisten Ulm Interessenten geben. „Und wir sitzen mit am Tisch“, sagt Schwabl.

Einen Vertrag bis 2026 hat auch Torwart Konstantin Heide, der 19 Jahre alte U17-Weltmeister könnte nun womöglich als Nummer eins in Liga vier noch einmal ein Jahr reifen. „Das entscheidet der Markt, wir würden ihm keine Steine in den Weg legen, falls er zu einem höherklassigen Verein wechseln könnte“, so der Hachinger Präsident.

Schwabl sieht in Sven Bender einen ähnlichen Trainertyp wie Sandro Wagner, der in Haching seine Laufbahn startete

Die vielleicht wichtigste der offenen Personalien betrifft aber den Trainer. Da in der Regionalliga eine Uefa-Pro-Lizenz nicht obligatorisch ist, könnte Sven Bender wieder offiziell in die Verantwortung rücken – zuletzt hatte ihm Schwabl den Jugendtrainer Vitali Matvienko zur Seite gestellt, der gerade in Georgien den Profi-Trainerschein macht. Bender sei ein ähnlicher Typ wie Sandro Wagner, der sich ebenfalls in der Regionalliga seine ersten Sporen verdient habe, sagt Schwabl. Und genau damit scheint er den früheren Nationalspieler auch locken zu wollen, immerhin hat es Vorbild Wagner mittlerweile zum Co-Trainer der Nationalmannschaft gebracht. „Sven würde super passen, er ist bodenständig, kommt aus der Region.“ Man sei ständig im Austausch.

Und auch die Tatsache, dass der 35-Jährige schon als Juniorentrainer gearbeitet hat, etwa als Assistent bei der U16-Nationalmannschaft, ist ein Argument, das für ihn spricht. Denn in Unterhaching soll das Budget für das Nachwuchsleistungszentrum trotz des Abstiegs nicht zurückgefahren werden. „Da leidet dann eher die erste Mannschaft“, sagt Schwabl. Hoffnungen der Fans, dass es direkt wieder nach oben geht, dämpft der Klub-Patron: Erstens sei die Regionalliga „kein Kindergarten und auch keine Durchlaufstation“, dazu steigt kommende Saison der Meister nicht direkt auf, sondern muss in Aufstiegsspiele gegen den Ersten der Nordost-Staffel. So wie 2023, als Haching sich gegen Energie Cottbus durchsetzte.

Der Traum vom eigenen Stadion ist in Unterhaching übrigens längst nicht ausgeträumt, der Kauf des Sportparks für 7,56 Millionen Euro soll bis Ende Juni vollzogen werden. Schwabl will sich dazu nicht groß äußern, sagt nur, dass man „in Struktur und Infrastruktur investieren“ wolle. „Ich hoffe, wir können die Zeit nutzen und sind dann, wenn wir wieder hochkommen, total stabil“, sagt der Präsident. Denn: „Haching ist nie am Ende.“

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