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Deutsche Sporthilfe: Die Deutsche Sporthilfe und ihr vorbelasteter Name | ABC-Z

Die
Stiftung Deutsche Sporthilfe, gegründet am 26. Mai 1967, ist einer der wichtigsten Förderer des deutschen Sports. 2023 verteilte die Stiftung 23 Millionen Euro an
Athletinnen und Athleten. Die Gelder stammen vom Bundesinnenministerium und
zahlreichen Sponsoren aus der deutschen Wirtschaft. All das ist bekannt. Kaum
bekannt und nicht erforscht war bisher, dass die Stiftung einen Vorläufer
gleichen Namens in der Zeit des Nationalsozialismus besaß.

Herausgefunden
hat das der Sporthistoriker Erik Eggers, der auch als Autor
für die ZEIT schreibt
. Mit anderen Autoren hatte er im vergangenen Jahr die
NS-Vergangenheit von mehr als 15 Mitgliedern
der Hall of Fame des deutschen Sports
recherchiert und aufgearbeitet. Bei
seinen Recherchen fiel Eggers die Namensgleichheit der Stiftung Deutsche Sporthilfe mit ihrem Vorgänger aus der NS-Zeit auf. Er informierte den Vorstand
der Sporthilfe, der ihn daraufhin beauftragte, eine Studie über den NS-Vorläufer
zu erstellen.

Am Dienstag veröffentlichte die Stiftung die Ergebnisse dieser Studie, die online abrufbar ist (PDF). “Für uns ist die Aufarbeitung von Erik Eggers ein wichtiger Prozess im Sinne von Transparenz und Verantwortung”, teilte Max Hartung, der Sprecher des Sporthilfe-Vorstands, in einer Pressemeldung mit. Der Stiftungsvorstand steht nun vor der Frage, ob die Deutsche Sporthilfe, deren Schirmherr der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist, weiter so heißen soll wie eine Organisation der Nazis.

Am 9. Oktober 1933 hatte der Reichssportführer
und spätere SA-Obergruppenführer Hans von Tschammer und Osten per Erlass den sogenannten “Hilfsfonds für den Deutschen Sport” gegründet. Im April
1936 erhielt die NS-Organisation den Namen Stiftung Deutsche Sporthilfe, den sie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs behielt.

“Erinnerungen an das Dritte Reich bewusst verdrängt”

Mehr als
20 Jahre später, im Mai 1967, wurde die heutige Deutsche Sporthilfe gegründet. Erik Eggers
arbeitet in seiner Studie heraus, dass die Gründer von der gleichnamigen NS-Stiftung Kenntnis hatten, dies aber ignorierten. Auch der inzwischen verstorbene
Sporthistoriker Günter Pelshenke schrieb 1999 in seinem Buch über die BRD-Sporthilfe,
14 der 16 Gründer der neuen Stiftung hätten sich über den namensidentischen Vorgänger
bewusst sein müssen. Weshalb die Sportstiftung damals nicht auf Pelshenkes Buch reagierte, wisse er nicht, sagt Max Hartung. Es habe wohl kein Bewusstsein dafür gegeben, dass es einen namensgleichen Vorläufer gab.

Pelshenke sah das zumindest für die Gründung 1967 anders. Sein Fazit: “Hier wurden offenbar Erinnerungen an das
Dritte Reich bewusst verdrängt, um die neue Organisation nicht von Anfang an zu
belasten.”

Der Sporthistoriker Eggers
nennt beispielweise Willi Daume, den langjährigen Präsidenten des Nationalen Olympischen
Komitees für Deutschland (NOK), auf dessen Initiative 1967 die Sporthilfe
gegründet wurde. Und die Sportfunktionäre Georg von Opel und Gert Abelbeck. Sie alle hätten den Sport im Dritten Reich als Athleten beziehungsweise Funktionäre erlebt und um die Namensgleichheit wissen müssen, schreibt Eggers.

Ein Beleg
dafür ist eine Sitzung des NOK zwei Jahre vor der Gründung der Sporthilfe. Laut Eggers war dort Tschammers Vorgänger-Organisation als Sozialhilfe
für Spitzensportler bezeichnet worden. Die Funktionäre hätten damit an Begrifflichkeiten aus der
NS-Zeit angeknüpft. “Die Neugründer haben
so getan, als habe es die andere Stiftung mit demselben Namen nicht gegeben
und ihn einfach noch einmal benutzt. Wahrscheinlich, weil ihnen kein besserer
eingefallen ist”, sagt Eggers.

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