Amtsgericht Wolfratshausen: Christiane Serini ist neue Direktorin – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z
Wie sich die Stimmung im Raum mit einer selbstironischen Bemerkung auflockern lässt, versteht Christiane Serini augenscheinlich. Eben noch hat der Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs und des Oberlandesgerichts München, Hans-Joachim Heßler, ihren scharfen analytischen Verstand, ihre Fachkompetenz, Beharrlichkeit und Einsatzbereitschaft fast hymnisch gelobt. Da erzählt Serini zu ihrer Amsteinführung als neue Direktorin am Amtsgericht Wolfratshausen von der tollen Stimmung im Behördenteam und fast erstaunt davon, dass sie erst kürzlich ihr 25-jähriges Dienstjubiläum gefeiert habe. „Ich bilde mir ein, jünger auszusehen“, sagt sie dazu.
Eine Scheu, sich öffentlich zu präsentieren, ist der Juristin nicht anzumerken. Das dürfte ihr sicher zugutegekommen sein, als sie in ihrer damaligen Funktion als Staatsanwältin und Oberstaatsanwältin einstige und amtierende Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank wegen versuchten Prozessbetrugs infolge der Insolvenz des Medienmoguls Leo Kirch anklagte. Schlussendlich wurden Granden wie Rolf Breuer, Jürgen Fitschen und Josef Ackermann im Jahr 2016 freigesprochen. Gleichwohl machte das Verfahren Serini einer größeren Öffentlichkeit bekannt.
Für die Sanierung einer alten Mühle bekam Serini einen Denkmalschutzpreis
Zum Zeitpunkt ihrer offizielen Amtseinführungsfeier in Wolfratshausen ist Serini bereits ein knappes halbes Jahr Direktorin des Amtsgerichts. Der erste Eindruck: eine Frau mit einer gewissen Portion Humor, die mitten im Leben steht und offen auf Nachfragen reagiert. Und deren Interessen über das Juristische hinausgehen: Vor einem Jahr hat der Bezirk Oberbayern Serini den Denkmalpreis verliehen, weil sie eine alte, denkmalgeschützte Mühle im Oberland saniert hat. Sie selbst spricht sie von einer „etwas peinlichen“ Home-Story, die sie damals gemacht habe, und betont die große Unterstützung, die sie von den Denkmalschutzbehörden bekommen habe.
Christiane Serini ist in München in eine Juristenfamilie hineingeboren worden – ihre Mutter war Richterin, der Vater Rechtsanwalt. Ihr Studium der Rechtswissenschaften absolvierte sie dann in München und Lausanne. Im Jahr 2000 begann sie ihre juristische Karriere bei der Staatsanwaltschaft München I. Fünf Jahre später wurde sie Richterin am Landgericht München I, war dort erst Mitglied einer Baukammer, später einer für gewerblichen Rechtsschutz. 2007 wurde Serini als Oberregierungsrätin an den Bayerischen Obersten Rechungshof versetzt. Sie agierte als persönliche Referentin des Präsidenten und als Justiziarin, war für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie EU-Angelegenheiten zuständig. Später leitete sie unter anderem die Präsidialkanzlei.
In München war sie auch für ärztlichen Abrechnungsbetrug zuständig
Als Staatsanwältin übernahm Serini schließlich ab Mai 2011 ein Referat für Wirtschaftsgroßverfahren und Korruption bei der Staatsanwaltschaft München I, das etwa Verfahren aus dem Siemens-Komplex bearbeitete. Ab Oktober 2012 war sie als Oberstaatsanwältin für die Generalstaatsanwaltschaft München tätig, ehe sie ab April 2015 die Abteilung für Korruptionsdelikte und ärztlichen Abrechnungsbetrug bei der Staatsanwaltschaft München I leitete.
Der stetige Wechsel kennzeichnet also Serinis bisherige Berufskarriere. Zum ersten Mal hinaus ins bayerische Oberland ging es für die Juristin ab September 2016, als sie stellvertretende Leiterin am Weilheimer Amtsgericht wurde. Dort war sie für Strafverfahren, Familien-, Betreuungs- und Unterbringungssachen zuständig und als Pressesprecherin tätig. Ab Dezember ging es für Serini als Vorsitzende einer Zivilkammer am Landgericht München I wieder zurück in die Landeshauptstadt, dort führte sie unter anderem die elektronische Akte ein. „Eine komplexe Aufgabe“, wie der Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs Heßler sagte, um die Serini „niemand wirklich beneidet habe“. Obendrein arbeite die Juristin noch einem Handbuch für Staatsanwälte mit und war Dozentin an der Fachhochschule für Ökonomie und Management. „Man könnte daran zweifeln, ob ihr Tag wirklich nur 24 Stunden hat“, so Heßler.
Genug zu tun hat Serini auch als Direktorin am Wolfratshauser Amtsgericht. Ihre Vorgängerin Adelinde Gessert-Pohle sprach davon, dass sie das Haus als „Unvollendete“ verlasse. „So ein Gericht ist eine Art Baustelle“, sagte die Ende Januar ausgeschiedene Direktorin. Dass das durchaus auch wörtlich zu verstehen ist, erklärte Gessert-Pohle mit Rekurs auf an die abgeschlossene energetische Sanierung und den wohl irgendwann anstehenden Heizungswechsel: Aspekte, die eben auch ins Aufgabenspektrum einer Gerichtsdirektorin fallen.
Und wenn Serini zwischendurch den Kopf durchlüften muss, kann sie dafür aufs Wasser gehen. Schließlich ist die Juristin als Regatta-Seglerin aktiv. Und zum Starnberger See hat sie es nicht weit.