„America First“ und die Folgen für Deutschland | ABC-Z
Donald Trump wird am kommenden Montag wieder Präsident der USA. Das Ziel seiner Wirtschaftspolitik: „America First“. Die Folgen für die deutsche Wirtschaft könnten schwerwiegend sein.
Schon lange bevor Donald Trump am kommenden Montag erneut Präsident der USA werden wird, hat er mit seinen ökonomischen Plänen für Aufsehen gesorgt: Die Energiepreise in den USA sollen sinken, die Unternehmenssteuern ebenfalls. Das Geld, um die Steuersenkungen zu finanzieren, soll durch höhere Zölle reinkommen. Die Zölle sollen gleichzeitig US-Unternehmen vor ausländischer Konkurrenz schützen.
USA mit großen Handelsdefiziten
Grund für diese Haltung sind vor allem die hohen US-Handelsdefizite mit anderen Nationen. So sind die USA beispielsweise der größte Handelspartner Deutschlands. Seit vielen Jahren profitiert Deutschland von diesem Handel deutlich mehr als die Vereinigten Staaten. Das zeigt die Entwicklung des deutschen Handels seit der Wiedervereinigung.
Nach einem Einbruch durch Corona ist in Deutschland der Handelsüberschuss in den vergangenen Jahren wieder stark gewachsen und liegt jetzt auf einem Rekordniveau. Und nicht nur Deutschland hat einen großen Überschuss im Handel mit den USA.
Die größten Handelspartner der USA sind die Nachbarländer Mexiko und Kanada. Dann folgt mit einigem Abstand China und, erneut mit großem Abstand, Deutschland. Doch ob Mexiko, Kanada, China oder eben Deutschland: Die USA importieren viel mehr als sie exportieren. Donald Trump möchte diese Situation verändern. Darum liegen neben Deutschland auch China, Kanada und Mexiko im Zentrum seiner Zoll-Drohungen.
Wer zahlt für die Zölle?
Trump mag das Wort Zölle, er hält es nach eigener Aussage für das schönste Wort im Wörterbuch. Bei der Höhe der Zölle ist er flexibel. So forderte der künftige US-Präsident in den vergangenen Monaten mal 60 Prozent auf Importe aus China und zehn bis 20 auf alle anderen Importe. Ein anderes Mal hat er 25 Prozent Zoll für Importe aus den beiden Nachbarländer Mexiko und Kanada angekündigt.
In den vergangenen Jahrzehnten gab es zwar auf bestimmte Produkte deutlich spürbare Zölle, aber in dieser Breite und in dieser Höhe bei weitem nicht. Der durchschnittliche Zoll im Welthandel liegt nach Angaben des Kiel Instituts für Weltwirtschaft derzeit bei 2,5 Prozent.
Wer am Ende für die Zölle bezahlt, ist nicht klar. Die erste Möglichkeit ist, dass der ausländische Lieferant auf Gewinne verzichtet und den Preis senkt, damit der Endpreis für den Verbraucher in den USA gleichbleibt. Die zweite Möglichkeit: Der ausländische Lieferant schlägt die Zollsumme einfach auf den Preis auf. In diesem Fall bezahlen die Konsumenten in den USA am Ende den Zoll.
„Die USA schaden sich selbst“
In der ersten Präsidentschaft von Donald Trump wurden die Zölle im Wesentlichen auf die Preise aufgeschlagen. Würde das erneut passieren, wäre ein Inflationsschub in den USA die Folge, viele Produkte würden für die amerikanischen Konsumenten deutlich teurer. Für Rolf Langhammer vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) ist deshalb klar: „Die USA schaden sich selbst. Diese Politik wird mittelfristig korrigiert werden.“
Was die möglichen Zölle für das Wirtschaftswachstum in Deutschland bedeutet, das haben mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland berechnet, darunter auch das IfW und das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). Ergebnis: Deutschland würde nur in einem überschaubaren Umfang Wirtschaftswachstum einbüßen. In Zeiten wirtschaftlicher Stagnation tut das aber trotzdem weh. Allerdings wären China und vor allem die USA selbst stärker betroffen.
Julian Hinz vom IfW warnt darum davor, die Gefahr durch zurückgehende Exporte zu überschätzen: „Das meiste, was in Deutschland produziert wird, bleibt auch in Deutschland. Vom Rest geht das meiste nach Europa, erst dann kommen die USA.“
Deutschland würde gleich mehrfach verlieren
Auch wenn die Abhängigkeit von den USA begrenzt ist: Der drohende Handelsstreit kommt für Deutschland zur Unzeit. Denn das lange Zeit sehr erfolgreiche deutsche Geschäftsmodell wackelt. Seit Jahrzehnten kommt ein guter Teil des deutschen Wirtschaftswachstums aus dem Export. Autos, Maschinen, chemische Produkte: Es ist nicht unbedingt Hightech, sondern eher Mitteltechnologie, die deutsche Unternehmen erfolgreich exportieren. Anders als andere Länder hat sich Deutschland seine industrielle Basis erhalten.
Doch die ist nun in Gefahr. Niedrigere Energiepreise, niedrigere Unternehmenssteuern und gleichzeitig den Zöllen entgehen: Für viele deutsche Unternehmen wird eine Produktionsverlagerung in die USA dadurch noch attraktiver, sagt der Ökonom Markus Brunnermeier. Er lehrt an der US-Eliteuniversität Princeton und gilt als einer der renommiertesten deutschen Ökonomen in den USA: „Viele Firmen werden sagen, ich muss jetzt in den USA investieren statt in Deutschland. Dadurch wird es zu Verlagerungen kommen. Die Welt wird eine andere werden.“
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