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Amazon-Pendelverkehr in Maisach sorgt für Unruhe – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Alle kaufen bei Amazon und allein dadurch entsteht viel Verkehr auf den Straßen. Schließlich müssen die Pakete direkt zur Kundschaft gebracht werden. Auch vom Olchinger Verteilzentrum aus sind die Fahrzeuge des Onlineversandhändlers unterwegs. Allerdings sind sie nicht dort stationiert, sondern im etwa acht Kilometer Luftlinie entfernten Gewerbegebiet des Maisacher Ortsteils Gernlinden. Dort ist jetzt für die Fahrzeuge ein eigenes Parkhaus entstanden. Die Folgen: Pendelverkehr der Lieferfahrzeuge und Unmut darüber in Maisach.

Hans Seidl (CSU), Bürgermeister von Maisach, brachte den kürzlich noch einmal in den sozialen Medien zum Ausdruck: „Normalerweise freuen wir uns über Entwicklungen, hier aber ist die Freude äußerst begrenzt.“ Seidl kritisiert den zusätzlich entstehenden Pendelverkehr, wenn täglich 250 Lieferfahrzeuge für Amazon morgens oder vormittags am Parkhaus abfahren und irgendwann zurückkehren: „Das sind 500 Fahrbewegungen jeden Tag“, rechnet er im Gespräch mit der SZ vor. Auch für den Klimaschutz sei das „ein sehr negatives Beispiel“.

Das neue Parkhaus wird dieser Tage in Betrieb genommen. Die Zahl der Fahrzeuge am Standort werde sich durch das Parkhaus nicht verändern, antwortet die Pressestelle von Amazon auf Nachfrage der SZ. Den Standort in Gernlinden nennt Amazon den „nächstgelegenen realisierbaren Standort für ein Parkhaus“ – obwohl er vom Verteilzentrum im großen Gewerbepark Olching-Geiselbullach an der Bundesstraße 471 entfernt liegt.

Das Verteilzentrum dort war vor zehn Jahren als erstes seiner Art in Deutschland errichtet worden. In den Amazon-Verteilzentren werden die Pakete, die in den Logistikzentren zusammengestellt werden, in die einzelnen Zustellfahrzeuge gepackt und dann an die jeweiligen Lieferadressen und Haushalte ausgefahren. Das Zustellgebiet des Olchinger Verteilzentrums umfasst den Großraum München im Norden bis Markt Indersdorf, im Westen bis Geltendorf und im Süden bis Garmisch-Partenkirchen.

Ein Schildbürgerstreich? Verteilzentrum hier, Stellplätze woanders? Die Gemeinde Maisach hatte vor zweieinhalb Jahren versucht, das Parkhaus zu verhindern. Der Gemeinderat lehnte das Baugesuch zunächst ab, dachte über eine Veränderungssperre für das Grundstück und eine mögliche Bebauungsplanänderung nach. Doch weil die im gültigen Bebauungsplan aus den Neunzigerjahren festgelegten Vorgaben im Baugesuch eingehalten wurden, musste das Gremium schließlich doch zustimmen. Das bedeutet: Die Gemeinde kann nicht einfach dagegen sein, wenn sich der Bauherr an die Festlegungen des Bebauungsplans hält.

Das neue Amazon-Parkhaus an der Ganghofer Straße 39 in Gernlinden kann um die 250 Fahrzeuge aufnehmen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

„Das Ganze ist weder kommunalpolitisch noch nachbarschaftlich eine Glanzleistung“, schreibt Bürgermeister Seidl auf Facebook. Die Spitze ist gegen die Nachbarkommune Olching gerichtet. Seidl findet, das Parkhaus hätte unmittelbar neben dem Verteilzentrum angesiedelt werden müssen: „Hier hätten wir uns für die Umwelt und die Menschen in Gernlinden mehr Unterstützung im Sinne des Verursacherprinzips gewünscht.“

Doch die Olchinger argumentieren in gleicher Weise wie die Maisacher. „Die Stadt Olching kann nicht sagen: Das muss dorthin“, antwortet Zweiter Bürgermeister Maximilian Gigl (CSU), der für den in Urlaub befindlichen SPD-Amtsinhaber Andreas Magg gerade die Geschäfte führt. Es handle sich um einen privatrechtlichen Vertrag zwischen dem Grundstücksbesitzer in Gernlinden auf der einen und Amazon auf der anderen Seite, und wenn alle Vorgaben erfüllt seien, dann sei das zulässig. Zudem sei im Gewerbepark Geiselbullach kein Grundstück mehr frei.

Die Fahrzeuge, die am Gernlindener Parkhaus starten, müssen zum Verteilzentrum in den Gewerbepark Geiselbullach fahren, um ihre Fahrzeuge zu beladen.
Die Fahrzeuge, die am Gernlindener Parkhaus starten, müssen zum Verteilzentrum in den Gewerbepark Geiselbullach fahren, um ihre Fahrzeuge zu beladen. (Foto: Johannes Simon)

Verfügbare Grundstücke in der Münchner Umgebung seien rar, bestätigt ein Sprecher von Amazon. In einer schriftlichen Antwort des Konzerns auf eine SZ-Anfrage heißt es, Amazon wolle an allen seinen Standorten „ein guter Nachbar sein“ und habe deshalb „immer ein offenes Ohr für Anliegen aus den Gemeinden“.

In diesem Fall ging man offenbar auf das Maisacher Anliegen ein, dass die Auslieferfahrzeuge auf dem Weg von Gernlinden nach Olching zumindest nicht den Weg über das Wohngebiet der Ganghoferstraße nehmen. Laut Amazon sind die Fahrerinnen und Fahrer darüber informiert, die Route über die Staatsstraße 2345 – also den Teil der Umfahrung, der südlich an Gernlinden vorbeiführt –, und die B471 zu nehmen. Im Parkhaus sei eine entsprechende Beschilderung installiert worden, zusätzlich würden die Fahrzeuge „vor Ort durch Posten zur richtigen Ausfahrt gelenkt“.

Das Parkhaus selbst ist laut Amazon für E-Fahrzeuge ausgestattet. Die Ladepunkte würden nachgerüstet, sobald Elektrofahrzeuge und die notwendige Netzkapazität verfügbar seien. Elektrisch betriebene Fahrzeuge werden bisher nicht eingesetzt, weil entsprechende Park- und Lademöglichkeiten im Verteilzentrum Olching bisher fehlten. Mittlerweile sei es aber üblich, dass die Amazon-Verteilzentren zusammen mit den jeweiligen Parkhäusern gebaut würden, auch weil man dort eine E-Ladeinfrastruktur vorhalten möchte, erklärt ein Sprecher der Firma auf Nachfrage. Stück für Stück möchte der Konzern seine Lieferdienste auf E-Fahrzeuge umstellen. In den neueren Verteilzentren in Gersthofen bei Augsburg oder Neu-Ulm sei das schon größtenteils der Fall.

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