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Alzheimer: Wegovy-Wirkstoff Semaglutid hilft nicht gegen Demenz – Gesundheit |ABC-Z

Erneut hat die Entwicklung eines Medikaments gegen die Alzheimer-Erkrankung einen Rückschlag erlitten. Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk teilte am Montag mit, dass eine entscheidende Phase-3-Studie die Erwartungen enttäuscht hat. In dieser Studie hatte der Konzern den Wirkstoff Semaglutid, der auch in der Abnehmspritze Wegovy enthalten ist, in Tablettenform an Alzheimer-Patienten getestet. Doch das Medikament konnte den kognitiven Verfall nicht verlangsamen.

Die Phase 3 ist die letzte, entscheidende Phase von klinischen Studien vor der Zulassung eines Medikaments zur Behandlung einer neuen Krankheit. Bisher ist Semaglutid in Tablettenform unter dem Namen Rybelsus nur zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen. Dass Semaglutid womöglich das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz stoppen könnte, hatten zuvor einige Studien angedeutet. So ergaben sich Hinweise, dass bei Menschen, die wegen ihres Diabetes Semaglutid erhielten, mit geringerer Wahrscheinlichkeit eine Demenz auftrat. Grundsätzlich haben Menschen mit Diabetes ein um bis zu 60 Prozent erhöhtes Alzheimer-Risiko.

Vom Wirkmechanismus her ist ein positiver Einfluss von Semaglutid auf die Demenzentwicklung durchaus denkbar. Denn das Hormon GLP-1, das Semaglutid nachahmt, spielt nicht nur im Fett- und Zuckerstoffwechsel eine wichtige Rolle, sondern offenbar auch bei Prozessen, die den geistigen Verfall beschleunigen oder zu Alzheimer-typischen Ablagerungen führen. Zudem befördern die Folgeerkrankungen eines Diabetes wie Bluthochdruck und Übergewicht die Entwicklung von Demenzen. Doch in der kontrollierten Phase-3-Studie von Novo Nordisk zu Alzheimer ließ sich die Annahme, dass Semaglutid vor Demenz schützt, nicht belegen, sodass die Firma die Studie nun gestoppt hat.

„Das ist sehr, sehr schade“, sagt die Demenz-Expertin Katharina Bürger, die an der Universität München Patienten im Rahmen der Studie von Novo Nordisk mit Semaglutid behandelt hat und ebenfalls am Montagmittag über das Studien-Aus informiert wurde. „Es wäre so schön gewesen, wenn wir ein Medikament gegen Alzheimer hätten, das auch noch in Tablettenform verfügbar ist. Nun müssen wir unseren Patienten den negativen Ausgang der Studie mitteilen und das Medikament absetzen.“

Im Rahmen der Studie waren Patienten mit leichter Alzheimer-Erkrankung im Frühstadium behandelt worden. Katharina Bürger hat trotz der enttäuschenden Nachricht aus Kopenhagen noch nicht alle Hoffnung aufgegeben: Womöglich könnten Wirkstoffe wie Semaglutid bei beginnender Demenz helfen, wenn die Patienten noch früher behandelt werden. „Wir müssen noch mehr darüber lernen, bei welchen Patienten eine Chance besteht und bei welchen die Erkrankung biologisch einfach schon zu weit fortgeschritten ist“, sagt die Psychiaterin, die auch Leiterin der Gedächtnissprechstunde an der Uni München ist. Die Aktie von Novo Nordisk brach angesichts des Fehlschlags um bis zu zehn Prozent ein.

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