Drohnensichtungen in Norddeutschland: Staatsanwaltschaft ermittelt | ABC-Z

Im Norden Deutschlands sind in den vergangenen Tagen mehrfach Drohnenflüge über Einrichtungen der kritischen Infrastruktur und der Verteidigung registriert worden. Das sagte Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) am Mittwoch in Kiel. Die Staatsanwaltschaft Flensburg ermittelt in der Sache wegen des Anfangsverdachts einer sicherheitsgefährdenden Abbildung; es bestehe der Verdacht, dass vorsätzlich Abbildungen erfolgt seien, so die leitende Oberstaatsanwältin Stephanie Gropp. Demnach flogen zum Teil mehrere Drohnen im Verbund. Nach Angaben der Innenministerin ist unklar, woher die Drohnen kamen.
Gesichtet wurden Drohnen etwa über einer militärischen Einrichtung der Marine in der Kieler Förde, so die Staatsanwaltschaft. Überflogen worden sein soll in Kiel auch die Werft von Thyssenkrupp, in der diese unter anderem U-Boote für die Bundeswehr und für Norwegen herstellt. Weiterhin das „Küstenkraftwerk“, das Strom und Fernwärme für Tausende in Kiel liefert, das Landesparlament, das Uniklinikum der Nordostseekanal und eine Raffinerie. Das berichtete die Zeitschrift „Spiegel“ unter Berufung auf Sicherheitskreise.
Unklar ist, ob jeweils tatsächlich Drohnenflüge stattfanden. Der Artikel entspreche dem, was der Polizei gemeldet worden sei, sagte Sütterlin-Waack. Teilweise seien Meldungen aber bereits aufgeklärt und als illegale Drohnenüberflüge ausgeschlossen werden. Einige Sichtungen hätten sich als Überflüge von Flugzeugen, Hubschraubern oder legalen Drohnen herausgestellt.
Hintergrund der Überflüge nicht bekannt
„Wir nehmen die Situation sehr ernst“, so Sütterlin-Waack. Derlei Überflüge hätten das Ziel, die Öffentlichkeit zu verunsichern und die Situation in Europa zu destabilisieren. Begleitet von Desinformation seien sie ein „typisches Mittel der hybriden Kriegsführung“. Ziel müsse es sein, sich nicht verunsichern zu lassen und gemeinsam Desinformationsversuchen entgegen zu stellen. Doch hat sich ihren Angaben nach trotz der Drohnenüberflüge die Sicherheitslage in Schleswig-Holstein nicht weiter verschärft.
Drohnensichtungen gab es offenbar auch in Mecklenburg-Vorpommern. Dem „Spiegel“ zufolge am Donnerstag etwa über dem Bundeswehrstandort in Sanitz. Dort befindet sich die Flugabwehrraketengruppe 21, die das Luftverteidigungssystem Patriot nutzt. Einen ähnlichen Vorfall soll es über dem Marinekommando in Rostock gegeben haben, wo die Führung der Marine ihren Sitz hat. Der jüngste Drohnenüberflug soll sich am Montag über dem Hafen Rostocks ereignet haben.
Eine Sprecherin des Innenministeriums in Schwerin teilte mit, die Hintergründe der Überflüge seien bislang nicht abschließend bekannt; derlei Überflüge könnten aber durchaus zu Spionagezwecken genutzt werden. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) teilte mit: „Wir brauchen verlässliche Strukturen, abgestimmte Abläufe und ein gemeinsames Lagebild, um Bevölkerung und kritische Infrastruktur wirksam zu schützen.“ Den Angaben des Landesinnenministeriums zufolge gab es im ersten Halbjahr im Nordosten drei Vorkommnisse mit Drohnen über militärischen Einrichtungen und ein Vorkommnis im Bereich einer Industrieanlage.
In der vergangenen Woche waren in Dänemark mehrfach Drohnen über Flughäfen und militärischen Einrichtungen gesichtet worden. Damals hatte Sütterlin-Waack Drohnensichtungen auch in Schleswig-Holstein bestätigt, aber keine Details genannt.





















