Torstraße-Umbau stößt auf Widerstand – Bezirk und Naturschützer entsetzt | ABC-Z

Die geplante Erneuerung der Torstraße in Mitte ist ein Paradebeispiel dafür, wie hart die Ansichten zur Verkehrspolitik in Berlin aufeinanderprallen. Hier die sich selbst als progressiv verstehenden Befürworter einer Verkehrswende mit mehr Fahrradwegen und weniger Platz für Autos, dort die „Beharrer“, die am liebsten alles so lassen würden, wie es ist.
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Zur zweiten Fraktion gehört Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU), die bei der Erneuerung der maroden Torstraße in Mitte die Pläne ihrer Vorgängerinnen Regine Günther (Grüne) und Bettina Jarasch (Grüne) einkassiert hat. Die hatten sich dafür stark gemacht, jeweils eine Autospur auf jeder Seite zu streichen, um Platz für Radwege zu schaffen. Aus der vierspurigen Torstraße wäre eine zweispurige geworden. Nach der Überarbeitung des Entwurfs durch die später auf Günther und Jarasch folgende Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) soll nun aber nach dem Willen von Bonde vieles so bleiben, wie es ist.
Torstraße: Bäume werden gefällt, Parkplätze sollen (zeitweise) bleiben
Die jeweils zwei Spuren auf jeder Seite werden erhalten, dafür wird es auf der Nordseite einen Radweg mit Schutzstreifen geben. Auf der anderen Straßenseite ist ein neuer, zwei Meter breiter Radweg auf dem bisherigen, sehr breiten Gehweg geplant. Außerdem sollen 27 Linden gefällt werden, um die Sicht der Verkehrsteilnehmer zu verbessern. Sieben weitere Bäume sollen fallen, weil sie „erhebliche Vitalitätsdefizite“ aufwiesen, wie Verkehrssenats-Sprecher Michael Herden der B.Z. sagte. Nach Ende der Bauarbeiten, für die zweieinhalb Jahre veranschlagt sind, würden allerdings wieder sieben neue Bäume gepflanzt werden.
Auch die etwa 130 Parkplätze an der Straße sollen erhalten bleiben. Außerhalb der Stoßzeiten (6-9 und 15-18 Uhr) dürfe auf jeder Seite jeweils eine Spur weiter zum Parken genutzt werden, heißt es.
BUND spricht von „rückwärtsgewandtem Desaster“
Sowohl die SPD-Mitte als auch die Naturschutzorganisation BUND laufen gegen die Pläne der Verkehrssenatorin Sturm. Mittes Stadtplanungsstadtrat Ephraim Gothe (SPD) nannte sie gegenüber dem „Tagesspiegel“ „absurd“. „Niemand braucht einen vierstreifigen Ausbau. Das Gegenteil ist der Fall, die Torstraße ist eine Wohnstraße mit gutem Einzelhandels- und Gastrobesatz“, so Gothe weiter.
Auch die Naturschutzorganisation BUND übt scharfe Kritik, spricht von einem „Griff in die verkehrspolitische Mottenkiste“. Der Senat wolle „die Torstraße als unwirtliche Autoschneise konservieren“, heißt es. Dabei erfülle die Torstraße alle Voraussetzungen, um „zu einem attraktiven innerstädtischen Boulevard aufgewertet zu werden“. Zwischen 2019 und 2023 sei der Autoverkehr laut Zahlen des Senats dort um über 13 Prozent zurückgegangen. Eine Autospur pro Richtung sei vollkommen ausreichend. „Die Senatsplanungen für die Torstraße sind ein rückwärtsgewandtes Desaster für Lebensqualität, Verkehrswende und Verkehrssicherheit in der Hauptstadt“, fasst BUND Berlin-Geschäftsführerin Gabi Jung die Kritik zusammen.
Interessierte Bürger können sich auch selbst ein Bild zu den Plänen für die Torstraße machen. Der Bezirk Mitte lädt am Mittwoch, 29. Oktober, von 17 bis 19 Uhr zu einer Informationsveranstaltung in der Begegnungsstätte Mehr Mitte (Torstraße 190, 10115 Berlin). Die Senatsverkehrsverwaltung informiert am Mittwoch, 19. November, ab 17.30 Uhr in den Räumen der Abteilung Tiefbau der Senatsverkehrsverwaltung (Brunnenstraße 111, 13355 Berlin).
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