Wirtschaft

Allianz: Kunden zahlen kräftig drauf – Die Kehrseite des großen Erfolgs der Allianz | ABC-Z

Die Allianz übertrifft in ihren Zahlen die Erwartungen deutlich. Der Versicherer kann die deutlich gestiegenen Schadenssummen wegen der jüngsten Hochwasser kompensieren – allerdings bekommen die Kunden das in ihren Beiträgen auch deutlich zu spüren.

Es kommt in diesen Tagen selten vor, dass deutsche Konzernchefs so richtig rundum zufrieden wirken. Oliver Bäte zählt zu diesen Ausnahmen. „Es ist schwer, sich so gut zu schlagen, wenn die Welt so unsicher ist“, lobte der Vorstandsvorsitzende der Allianz sich selbst und die übrigen knapp 160.000 Beschäftigten des Münchner Konzerns.

Anlass für den demonstrativen Stolz des in der Vergangenheit auch mit heftiger Kritik an der eigenen Organisation auffällig gewordenen Bäte waren die von ihm am Donnerstag präsentierten Halbjahreszahlen des Versicherers.

Obwohl vor allem die Überschwemmungen im Frühsommer deutliche Spuren hinterlassen haben, hat der deutsche Marktführer die ohnehin optimistischen Erwartungen noch deutlich übertroffen.

So stieg das operative Ergebnis in den ersten sechs Monaten um fünf Prozent auf knapp acht Milliarden Euro, das waren 200 Millionen Euro mehr als erwartet. Und es passt zum Erscheinungsbild der vergangenen Jahre. Während es in anderen Branchen knarzt und kriselt, geht es bei den großen Versicherern verlässlich und stabil aufwärts.

Bäte rühmte denn auch die Kernstärken und die Widerstandskraft des Konzerns, dessen breite Diversifizierung über Geschäftsbereiche und Regionen sich im aktuellen Umfeld so richtig auszahle.

Bäte gibt einen optimistischen Ausblick

Tatsächlich gelingt es derzeit vor allem Branchengrößen wie der Allianz, die nicht nur wegen extremer Wetterereignisse zuletzt deutlich gestiegenen Schadenssummen mehr als nur zu kompensieren, indem sie diese über höhere Beiträge an ihre Kunden weitergeben.

Deutliche Preissteigerungen gab es zuletzt vor allem in der Auto-, aber auch in der Gebäudeversicherung. Unbegrenzt lässt sich das Spiel aber nicht fortsetzen, zudem könnten heftige Unwetter oder andere Großschäden die Stabilität jederzeit erschüttern. Bisher scheint ein Ende des Aufschwungs jedoch nicht in Sicht.

Das sehen auch die Investoren so. Seit Jahren bewegt sich der Kurs der Allianz-Aktie stets mit einigem Abstand oberhalb der Dax-Linie. Nach den Halbjahreszahlen legte der Aktienkurs bis zum Mittag gut 1,5 Prozent zu, während es mit dem deutschen Leitindex leicht abwärts ging.

Das dürfte auch am optimistischen Ausblick gelegen haben: So ließ Bäte anklingen, dass sich das Jahresergebnis eher am oberen Ende des erwarteten Korridors von 13,8 bis 15,8 Milliarden Euro bewegen dürfte. Ein Zeichen der Zuversicht hatte die Allianz schon am Vorabend gesendet. Da kündigte sie an, 500 Millionen Euro zusätzlich in Aktienrückkäufe zu stecken. Ein Programm im Volumen von einer Milliarde Euro hatte sie erst im Juli abgeschlossen.

Als besonderen Ausweis der eigenen Leistungsfähigkeit lobte Bäte den Umgang mit den Hochwassern in Bayern und Baden-Württemberg. Innerhalb von zwei Wochen hätten die Mitarbeiter des Konzerns alle drängenden Fälle inspiziert, 6700 Trocknungsgeräte habe die Allianz insgesamt bereitgestellt.

Überflutungen kosten Allianz etwa 300 Millionen Euro

Wegen der Überflutungen verzeichnet der Konzern 11.500 Schadensfälle, die das Ergebnis mit knapp 300 Millionen Euro belasten dürften. Den gesamten Schaden aus dem Hochwasser schätzt der Branchenverband GDV derzeit auf rund 2,5 Milliarden Euro. Wegen der Überflutungen fiel das Ergebnis der Allianz in der Sachversicherung in Deutschland rund zwei Drittel niedriger aus als im Jahr zuvor, in der gesamten Sparte sank der Profit wegen der vermehrten Unwetter um gut drei Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro.

Dass sich das Ergebnis insgesamt stabil gezeigt hat, verdankt die Allianz vor allem dem deutlichen Wachstum der Beiträge, die um mehr als zehn Prozent gestiegen sind. Mehr als zwei Drittel des Zuwachses stammen aus Preiserhöhungen, von denen die Privat- noch stärker als die Geschäftskunden betroffen waren. Besonders stark zogen demnach die Kosten für Autoversicherungen an, in Deutschland legten diese im zweistelligen Prozentbereich zu.

Dass Autofahrer mit weiter steigenden Beiträgen rechnen müssen, hatte kürzlich auch der Branchenverband GDV erklärt. In diesem Jahr erwartet er für die Sparte, die wegen der deutlich gestiegenen Kosten für Reparaturen bei vielen Versicherern zuletzt für Verluste gesorgt hatte, ein Plus von knapp acht Prozent.

Auch in vielen anderen Bereichen der Schaden- und Unfallversicherung dürften die Beiträge im kommenden Jahr weiter anziehen, wenn auch etwas weniger stark als zuletzt. „Nachgelagerte Anpassungen an die hohen Teuerungsraten bleiben ein zentraler Faktor bei den Veränderungen der Beitragseinnahmen“, hatte GDV-Geschäftsführer Jörg Asmussen Anfang Juli angekündigt.

Die Einnahmen aus der Sachversicherung dürften deshalb in diesem Jahr erstmals seit Langem jene aus der Lebensversicherung übertreffen. Und 2025 dürften die Einnahmen noch stärker zulegen als in diesem Jahr.

Für Allianz-Chef Bäte bleiben die Aussichten positiv. Größere Wettereignisse seien immer ein Risiko, erklärte er. Und die aktuellen Unruhen an den Börsen spielten bei den Planungen auch eine Rolle. Schließlich zeigten sie, dass schon kleine Änderungen bei den Leitzinsen große Folgen haben könnten.

Und die weltweit enorme Verschuldung, die sich bei den US-Haushalten, aber auch bei zahlreichen Staaten zeige, könne leicht für weitere Unruhe sorgen. Die Allianz sei aber darauf vorbereitet und habe sich in allen wichtigen Vermögensklassen defensiv aufgestellt und gegen Schwankungen an den Aktien- und Immobilienmärkten abgesichert. Die Allianz soll weiterhin ein verlässlicher Hort der Stabilität bleiben – für dessen Leistungen die Kunden dann auch etwas mehr zahlen.

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