Wirtschaft

Allianz-Geschäftsführer Oliver Bäte will Karenztag wieder einführen | ABC-Z

Der Krankenstand hierzulande ist hoch. Allianz-Chef Oliver Bäte erklärt Deutschland nun zum „Weltmeister bei den Krankmeldungen“. Er sieht Fehltage als Kostenproblem – und macht einen brisanten Vorschlag.

Allianz-Chef Oliver Bäte empfiehlt, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen. „Ich schlage vor, den Karenztag wieder einzuführen. Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen“, sagte der Vorstandschef dem „Handelsblatt“. Die Arbeitgeber würden so entlastet.

Bäte erklärte Deutschland zum „Weltmeister bei den Krankmeldungen“ und sieht den hohen Krankenstand als Kostenproblem. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Arbeitnehmer in Deutschland durchschnittlich 15,1 Arbeitstage krankgemeldet.

Die Krankenkasse DAK-Gesundheit weist für das vergangene Jahr sogar einen noch höheren Durchschnittswert aus: Demnach hatte weit über die Hälfte der DAK-Versicherten von Januar bis Dezember 2023 mindestens eine Krankschreibung. Im Gesamtjahr waren es laut DAK im Durchschnitt 20 Fehltage pro Kopf. Der EU-Schnitt liege bei acht Krankheitstagen.

„Das ist doch irre“

Arbeitgeber zahlen Bäte zufolge in Deutschland pro Jahr 77 Milliarden Euro Gehälter für kranke Mitarbeiter. Von den Krankenkassen kämen noch mal 19 Milliarden Euro hinzu. Das entspreche ungefähr sechs Prozent der gesamten Sozialausgaben. EU-weit liege der Durchschnitt laut Bäte bei etwa 3,5 Prozent. „Wenn wir die Ausgaben nur auf den EU-Durchschnitt senken würden, hätten wir 40 Milliarden Euro gespart, die dem Gesundheitssystem an anderer Stelle helfen könnten.“

Bäte meint, Deutschland werde um Leistungskürzungen im Sozialbereich nicht herumkommen. „Wir müssen darüber sprechen, was wir uns in einer alternden Gesellschaft noch leisten können.“ Die gesetzlichen Krankenkassen hätten beispielsweise im letzten Jahr 289 Milliarden Euro ausgegeben – und die Beiträge stiegen Jahr für Jahr weiter, erklärte er weiter. Gleichzeitig belege Deutschland bei der Zahl der Arztbesuche pro Einwohner weltweit den siebten Platz. „Das ist doch irre. Ich fordere gar nicht, dass wir uns zu stark einschränken – sondern nur, dass wir uns am EU-Durchschnitt orientieren.“

Bäte plädiert für Anhebung der Erbschaftssteuer

Zudem spricht sich Bäte im Interview dafür aus, mittlere Einkommen steuerlich zu entlasten. Um dies finanzieren zu können, plädiert der Manager für eine Anhebung der Erbschaftsteuer. „Mir geht es darum, die Menschen zu besteuern, die sehr komfortabel leben können, ohne einen einzigen Tag gearbeitet zu haben“, sagte der Allianz-Chef dem Blatt. „In dieser Frage stehe ich politisch ziemlich weit links.“

Sinnvoll sei ein solcher Schritt aber nur in Verbindung mit höheren Freibeträgen, meint Bäte. Ein Einfamilienhaus müsse steuerfrei an die Familie vererbbar sein. Eine Vermögenssteuer bezeichnete er als „absurd“. Er halte nichts davon, „Menschen zu bestrafen, die viel arbeiten und erfolgreich sind.“

fgk

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