Allershausen: Zwei Vereine stemmen ein Volksfest – Freising | ABC-Z

Volksfeste gibt es in vielen Städten und Gemeinden. Die Kommunen sind in der Regel die Veranstalter, den Zeltbetrieb übernimmt ein Festwirt. In Allershausen, Landkreis Freising, ist das anders. Dort schultern zwei Vereine diese Aufgaben in Eigenregie, der TSV Allershausen und der Schützenverein Diana. Dessen langjähriger Vorsitzender Werner Batoja, 65, steht seit 20 Jahren an der Spitze des Volksfestausschusses und ist federführend für die Organisation des Volksfests verantwortlich, das in diesem Jahr von Donnerstag, 24. Juli, bis Sonntag, 27. Juli, stattfindet – und zwar zum insgesamt 50. Mal. Die SZ sprach mit Batoja über die Herausforderungen und warum sich die Arbeit für die Vereine lohnt.
SZ: Haben Sie gerade strenge Tage?
Werner Batoja: Streng würde ich es nicht nennen, aber es sind verantwortungsvolle Tage. Es geht einem sehr viel durch den Kopf, ob man wirklich an alles gedacht hat. Aber wir haben bei den Vorbereitungen viele erfahrene Helfer, sogar das große Zelt haben etwa 30 Ehrenamtliche aufgestellt.
Als Vereinsvorsitzender ein großes Volksfest auszurichten, ist sicher nicht einfach.
Es ist nicht einfach, es gehört viel Erfahrung dazu, wahnsinnig viel Planung und ein Team, das zusammenhält. Andere Gemeinden wollen von uns immer wieder wissen, wie wir das machen, eine hat letztes Jahr angefragt. Ich sage dann immer wieder, wenn das Personal und der verantwortliche Leiter und die Helfer wenig Erfahrung haben, wird das wahrscheinlich nicht funktionieren.
Sie haben auch mal angefangen.
Ja, natürlich. Aber ich war schon als Jugendlicher dabei, man wächst da mit rein. Später habe ich die Verantwortung von meinem Vorgänger übernommen. Man macht immer Fehler, logisch, aber es gab bisher nichts Gravierendes.
Seit wann richten die Vereine das Volksfest aus?
1974 kam der TSV auf die Idee, ein Fußball-Pokalturnier auszutragen und ist an den Schützenverein herangetreten, ob man das nicht gemeinsam machen könnte. Anfangs waren es etwa 20 Helfer. Das Ganze ist dann gewachsen und gewachsen, bis zur jetzigen Größe.
Machen die Vereine und ihre Helfer wirklich alles selbst, vom Ausschank bis zum Hendlgrillen?
Wir machen alles komplett selbst, angefangen von der Planung über den Aufbau, Ausschank, die komplette Küche mit Kochen und Ausgabe und den Betrieb von Bar- und Weinzelt – mit Ausnahme der Bedienungen. Das ist eine große Herausforderung, aber auch eine tolle Leistung aller Mitwirkenden.
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Ist es schwierig, genügend Helferinnen und Helfer zu finden?
Das wird immer schwieriger. Jeder ist beschäftigt, sei es mit Beruf oder Familie. Die Zeit der Ehrenamtlichen ist begrenzt. Früher war ihre Zahl kleiner, sie haben aber wesentlich mehr Stunden geleistet. Jetzt ist es umgekehrt. Wir haben ungefähr 240 Helfer. Das ist schon eine Herausforderung. Aber es funktioniert immer.
Haben Sie mal gezählt, wie viele Stunden sie alle investieren?
Es sind in Summe ungefähr 4500 Stunden. Wir schreiben diese akribisch auf, getrennt nach den beiden Vereinen, weil die Volksfestgesellschaft, die das Ganze verantwortlich leitet, die Gewinne nach Arbeitsstunden ausschüttet. Wer viel arbeitet, bekommt auch mehr für den Verein. Die Helfer selbst erhalten pro Schicht ein Getränk- und ein Hendl-Zeichen und Mitte Oktober gibt es dann noch ein großes Helfer-Dankeschön-Essen.

Ist es aufwendiger geworden, ein solches Fest zu organisieren?
Ja, wegen der ganzen rechtlichen Auflagen, die im Laufe der Jahre immer mehr geworden sind. Die zu erfüllen, wird immer schwieriger und extremer. Die Kosten steigen natürlich auch – es ist schon gigantisch, wenn man schaut, was man alles extern mieten und einkaufen muss.
Wird Ihnen da nicht manchmal Angst?
Nein, weil ich weiß, dass der Zuspruch zum Volksfest enorm ist. Die Bürgerinnen und Bürger und auch die Gemeinde stehen absolut hinter diesem Volksfest. Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, haben wir vier Tage ein volles Haus und auch die entsprechenden Einnahmen. Allershausen schätzt dieses Fest.
Diesmal feiert Allershausen das 50. Volksfest, was sind Ihre Highlights?
Es sind 52 Jahre, aber es ist das 50. Volksfest, weil wir zwei Jahre Pause hatten wegen Corona. Wir wollen in diesem Jahr Akzente setzen, um das Jubiläum zu etwas Besonderem zu machen. Beim Anstich haben wir zusätzlich die Wolfersdorfer Goaßlschnoiza, Freitag und Samstag sind zwei Tage für die Jugend und die Junggebliebenen mit den Showbands Tetrapack aus Erding und Zruck zu Dir aus der Holledau. Sonntagmittag kommen immer viele Familien zum Mittagstisch, das ist ein ganz tolles Bild. Am Nachmittag spielen die Dellnhauser Musikanten. Diese haben sich entschieden, nach dem Tod von ihrem Chef Michael Eberwein alle Termine wahrzunehmen.
Für die Vereine lohnt sich die ganze Arbeit?
Es lohnt sich schon. Der Schützenverein lebt von diesem Volksfest. Wir sind ein kleiner Verein mit 120 Mitgliedern und die Einnahmen durch Beiträge sind nicht sehr hoch. 2010 haben wir ein eigenes Schützenheim gebaut, im Frühjahr 2024 waren wir komplett schuldenfrei. Leider kam dann im Juni 2024 das verheerende Hochwasser, das uns stark getroffen hat. Über die Fluchttür ist das Wasser in das Gebäude reingelaufen, es stand fast einen halben Meter hoch, alles war kaputt. Wir haben ein Jahr gebraucht, um alles wieder aufzubauen, mit immensen Kosten. Somit haben wir jetzt wieder etwas abzubezahlen durch das Volksfest (lacht).