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Alemannia Aachen: Alemannias Aufsichtsratschef Moberz lässt Amt ruhen | ABC-Z

Marcel Moberz lässt sein Amt ruhen. „Seit Freitag bin ich nun Beschuldigter in einem Verfahren, welches es nicht geben dürfte“, schreibt der Aufsichtsratsvorsitzende von Alemannia Aachen auf Instagram. Sein Verein äußert sich nicht explizit selbst zu dem Fall, hat den Wortlaut von Moberz‘ Post aber auf seiner Homepage veröffentlicht.

Gegen Moberz ermittelt die Staatsanwaltschaft Aachen. Er soll ein Video weitergeleitet haben, das eine brutale Gewalttat zeigt. Am vergangenen Freitag hatte die Polizei sein Handy bei einer Razzia beschlagnahmt.

Erhalten hatte Moberz dieses Video von Kevin Polz, einem Hooligan von Alemannia Aachen. Dieser hatte es dem Vereinschef per WhatsApp geschickt. Es zeigt eine Szene aus dem Aachener Rotlichtmilieu. Polz soll dabei einen Mann mit Tritten, Schlägen und einem Baseballschläger schwer misshandelt und lebensgefährlich verletzt haben. Moberz soll das Video lobend kommentiert haben.

All dies geht aus der Anklageschrift gegen Polz hervor, der sich wegen schwerer Körperverletzungen, unerlaubten Waffenbesitzes und Drogengeschäften vor dem Landgericht Aachen verantworten muss. Der Prozess gegen ihn beginnt am 13. Februar.

Nachdem ZEIT ONLINE über den Vorgang mit dem Gewaltvideo berichtet hatte, dementierte Moberz, es goutiert zu haben. Allerdings tat er das auf widersprüchliche Art. Der Aachener Zeitung sagte er zunächst, dass er das Video nur kurz angeschaut habe. Am Tag darauf war in einer Stellungnahme des Vereins zu lesen, dass er es gar nicht gesehen habe. Der Verein änderte die Stellungnahme mehrfach, auf Wunsch von Moberz, wie die Aachener Zeitung recherchierte.

Damit machte Moberz selbst die Ermittler auf sich aufmerksam. Geht doch aus der Aktenlage eindeutig hervor, dass Moberz das Video gesehen haben muss – so detailliert wie er in einer Sprachnachricht an Polz seine Reaktion geschildert haben soll. Die Aachener Zeitung berichtete, Moberz habe Polz bezüglich des Videos geantwortet, er habe gern gesehen, wie der Schwerverletzte sich wieder erhebe, aber vermutlich sei der „nur noch weggerobbt“.

„Der Beschuldigte Moberz hat durch seine öffentliche Stellungnahme zu dem Inhalt des ZEIT-ONLINE-Berichts Anlass gegeben, die Ermittlungsergebnisse – auch in Vorbereitung seiner Zeugenladung im Verfahren gegen Polz – nochmals in Augenschein zu nehmen“, schreibt die Staatsanwaltschaft auf Anfrage. Es habe „konkrete Anhaltspunkte“ dafür gegeben, dass Moberz das Gewaltvideo sogar „einem Dritten zugänglich gemacht hat“ – einen Tag, nachdem er es am 22. Dezember 2023 erhalten habe.

Nach Informationen von ZEIT ONLINE kommt Moberz mit dem Entschluss, sein Amt ruhen zu lassen, seiner möglichen Absetzung bevor. Ein Mitglied des Verwaltungsrats regte zuletzt an, ihn als Aufsichtsratschef der Alemannia Aachen GmbH abzuberufen.

Zuletzt gab es viel Kritik an Moberz und seinem Auftreten, an seiner Nähe zu Fans aus dem rechtsextremen Lager, an seinen Attacken gegen Medien, seinen Kompetenzüberschreitungen als Aufsichtsrat. Lokalpolitiker und auch Fans sind entsetzt über das Verhalten des Vereinschefs. Mehrere Sponsoren, mit denen ZEIT ONLINE sprach, drohten mit Rückzug, sollte der Verein an Moberz festhalten.

Zuvor hatte der Verwaltungsratschef der Alemannia, Dieter Lübbers, sein Amt ruhen lassen. Gegen ihn wird ebenfalls ein Verfahren geführt. Er soll geplant haben, Kevin Polz als Schläger anzuheuern. Diesem Vorwurf hat Lübbers nicht konkret widersprochen.

Auch Heiner Backhaus hat das Video von Polz erhalten. Aachens Cheftrainer sagt allerdings, er habe das Video nicht angeschaut, sondern nur auf eine Textnachricht von Polz reagiert. Damit widerspricht er der Staatsanwaltschaft. Wenn es stimmt, was in deren Anklageschrift steht, hat Backhaus auf das Video mit Zustimmung reagiert. Backhaus ist für den 18. Februar als Zeuge im Prozess gegen Polz geladen.

„Ob ich nach der Einstellung des Falls zurückkehren werde und will, das kann ich gerade nicht beantworten“, schreibt Marcel Moberz in seinem Instagram-Post. Nach Informationen von ZEIT ONLINE ist seine Zukunft bei Alemannia Aachen in der Tat offen. Denn er bleibt offenbar Mitglied im Aufsichtsrat und plant, weiterhin an Sitzungen des Gremiums teilzunehmen. Ein früherer hochrangiger Vereinsvertreter spricht von „einer Mogelpackung“.

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