Abriss der A100b-Brücken mit Folgen für beliebten Traditionslauf | ABC-Z

Berlin. Brückenabrisse auf der A100 in Berlin bremsen Autofahrer aus – und nun auch Tausende Läuferinnen und Läufer. Was das für den Lauf S 25 heißt.
Ich erinnere mich noch gut daran, als ich mich im vergangenen Jahr für den Traditionslauf S 25 Berlin am 11. Mai 2025 angemeldet habe. Gemeinsam mit einer Freundin habe ich überlegt, welche Distanz wir wählen sollen, den Halbmarathon oder die namensgebenden 25 Kilometer. Wir haben uns ziemlich schnell für letztere Option entschieden – die vier zusätzlichen Kilometer machen am Ende auch keinen großen Unterschied mehr aus, dafür würde man bei dieser Strecke zusätzlich durchs Brandenburger Tor, am Gendarmenmarkt und am Potsdamer Platz entlang laufen. So viel zur Theorie. In der Praxis ist dieser Plan leider geplatzt, dank Berlins aktuell wohl berühmtester Brücke.
Dass diverse Brücken in Berlin marode sind, ist sicherlich keine neue Erkenntnis. Die derzeitige Situation dürften sich trotzdem nicht viele ausgemalt haben: Da ist eine marode Autobahnbrücke (oder genauer genommen mit der Ringbahn- und der Westendbrücke gleich zwei), die in Eiltempo gesperrt und abgerissen werden muss, deren Rückbau Tausende Menschen im Livestream verfolgen, die die Ringbahn, eine der wichtigsten S-Bahn-Linien Berlins, über Wochen in zwei Teile teilt, und die dann auch noch dazu führt, dass Deutschlands ältester Citylauf eine nahezu komplett neue Strecke braucht.
S 25 Berlin: Übliche Strecke nach Sperrung der A100-Brücke nicht genehmigt
Denn die eigentliche Strecke führt genau über die Straßen, die jetzt zur Umfahrung der A100 dienen. „Aufgrund der Sperrung der Ringbahnbrücke und der daraus resultierenden Verkehrsverlagerung über den Messedamm und die Königin-Luise-Straße konnte die ursprünglich geplante Streckenführung des S 25 Berlin nicht genehmigt werden“, erklärte Renndirektor Martin Seeber in einer Mitteilung, die „Berlin läuft“ in dieser Woche verschickt hat. Auf der 25-Kilometer-Strecke geht es für die Teilnehmer damit nicht zum Brandenburger Tor, sondern stattdessen in den Grunewald.
So startet die Route zwar weiterhin am Olympiastadion und führt dann zum Theodor-Heuss-Platz, von dort aber nicht in Richtung Siegessäule, sondern über die Heerstraße und schließlich den Königs- und Kronprinzessinnenweg weiter. Über die Havelchaussee geht es zurück in Richtung Olympiastadion. Klar ist, dass die neue Strecke nicht weniger anspruchsvoll wird als die bisherige. Auch dort gehörten einige Höhenmeter zum Profil dazu. Die Havelchaussee dürfte die Sportler aber tendenziell noch mehr fordern. Gelaufen bin ich dort noch nie, auf dem Rennrad muss ich allerdings in ziemlich niedrige Gänge schalten, um die Anstiege zu bewältigen.
S 25 Berlin: Neue Strecke sorgt bei einigen Teilnehmern für Frust
Zumindest das Highlight am Ende bleibt bestehen: der Einlauf ins Stadion, wo Läufer eine Dreiviertelrunde auf der blauen Bahn drehen. Das besänftigt aber nicht alle. Auf Instagram äußern sich einige Starter frustriert über die Streckenänderung. Gerade weil der Berliner Halbmarathon immer schnell ausgebucht ist, ist der S 25-Lauf eine beliebte Alternative. Zwar stehen am Rand weniger Zuschauer, aber Teile der Strecke sind ähnlich. Und umringt von Tausenden anderen Läufern an Berlins Sehenswürdigkeiten vorbeizujoggen, ist immer etwas Besonderes.
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Insofern verstehe ich den Frust vor allem von Teilnehmern, die nicht aus Berlin kommen und sich dafür angemeldet haben, eine Sightseeing-Tour durch die Hauptstadt zu erleben. Ich habe mich ehrlicherweise auch darauf gefreut, habe als Berlinerin aber natürlich den Vorteil, dass ich leichter im Training durchs Brandenburger Tor oder am Gendarmenmarkt vorbeilaufen kann. Und ich sehe auch die schwierige Situation der Veranstalter, die in kürzester Zeit die Route komplett neu planen mussten, ohne die hohen Sicherheitsauflagen zu vernachlässigen.
Ich versuche deshalb, mir die Vorfreude nicht verderben zulassen und sehe den Lauf im Grunewald als besondere (wenn auch ungeplante) Herausforderung. Weil bis zum Mai 2026 absehbar keine neue Brücke fertig sein wird, werden die Veranstalter wohl auch im nächsten Jahr eine alternative Strecke suchen müssen. Ich bin gespannt, was dann, mit mehr Vorlauf, möglich ist. Und hoffe, dass in der Zwischenzeit keine weitere Berliner Brücke vorzeitig verabschiedet werden muss.