Alba Berlin gelingt die große Sensation gegen die Bayern | ABC-Z
Berlin. Kaum jemand hat noch etwas auf die kriselnden Berliner gesetzt. Der Vizemeister liefert gegen München aber ein unglaubliches Spiel ab.
Solche Schreie am Ende eines Spiels hallten zuletzt kaum noch durch die Uber Arena. Die ganze Last der Krise schien sich aufzulösen, auf den Rängen ebenso wie auf dem Spielfeld. Selbst der Trainer zeigte sich bewegt wie selten. „Es war für mich eines der emotionalsten Spiele, das ich erlebt habe“, sagte Israel Gonzalez nach einer Achterbahnfahrt der Gefühle für Alba Berlin im Duell mit Bayern München. Lächelnd stand der Spanier vor der Kabine, auch das gab es längere Zeit nicht.
Erfüllt von Stolz war Gonzalez. Mit 88:81 (37:47) bezwang der Vizemeister den Titelverteidiger und Tabellenführer der Basketball-Bundesliga (BBL) vor 12.377 Zuschauern. Ein grandioses Resultat angesichts der Umstände. Wohl nie trennte die beiden Eliteteams des deutschen Basketballs mehr als jetzt. Welten würden zwischen Berlin und München liegen, so Alba-Guard Jonas Mattisseck, dessen Mannschaft in der größten Misere der Klubgeschichte steckt und als 15. der Tabelle in die Partie ging.
Alba Berlin gleicht im Duell der Topteams aus
Mit dem erst fünften Sieg im 13. BBL-Spiel sieht nun alles wieder ein klein wenig besser aus. „Ich fühle mich erleichtert, es waren schwere Wochen zuletzt“, sagte Sportdirektor Himar Ojeda nach zuvor neun Niederlagen in zehn Partien in BBL und Euroleague, in der die Bayern mit dem früheren Bundestrainer Gordon Herbert ebenso stark auftreten. Ein wichtiger Schritt näher an das Mittelfeld der BBL gelang den Berlinern mit dem überraschenden Erfolg.
Manchmal können genau solche Partien diejenigen sein, die alles wenden. Wenn die Aussichten gering sind, Erwartungen kaum vorhanden und Hoffnung sich an sich verbietet. Wenn die Voraussetzungen einfach komplett gegenläufig sind, der Status von Favorit und Außenseiter nicht klarer sein könnte. Was sich bereits im ersten Saisonduell der Klubs in der Euroleague manifestierte beim klaren 88:115 gegen die Münchener.
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Mal wieder musste Gonzalez auf Kapitän Martin Hermannsson (Achillessehne) verzichten, dazu auf Louis Olinde (Fuß). Nach dem Abgang von Trevion Williams und mit dem Langzeitverletzten Justin Bean (Hand) waren also vier Plätze vakant. Personelle Kontinuität ist dem Coach offenbar nicht vergönnt in einer Spielzeit, die von Ausfällen geprägt wird und die die Arbeit jeden Tag zu einer Herausforderung machen.
Alba Berlin lag schon mit 19 Punkten zurück gegen die Bayern
Viel ließ Alba zuletzt vermissen und zeigte gerade in der Defensive große Defizite. Dort wollte Gonzalez die Basis legen, um endlich stabiler zu werden. Doch nach einem guten Beginn schien vieles wie immer zu laufen. Die Abwehr war zu statisch, ein schnelles Spiel von hinten heraus war kaum möglich. Vorn wurden die Bälle zu leicht verloren, zweite Chancen ergaben sich kaum, weil die Rebounds fehlten. „Wir waren ein bisschen aufgelöst zwischendurch und haben viele Fehler gemacht“, so Mattisseck.
Bis auf 19 Punkte wuchs der Rückstand von Alba (18:37/13.), die nächste herbe Klatsche drohte. „Man hat immer noch gesehen, welche Angst im Spiel ist. Aber wir konnten trotzdem kämpfen und zurückkommen. “, sagte Ojeda. Die Überlegenheit führte dazu, dass die Bayern nachlässiger wurden. Alba bekam ein wenig mehr Platz im Angriff, fand zu sicheren Würfen und konnte sich vor allem bei den Dreiern steigern. Nach und nach gab das den Berlinern mehr Biss, die Emotionalität nahm zu und erinnerte an die Finalduelle.
Alba Berlin spielt sich in einen Rauch der Emotionen
Alba schöpfte Kraft aus der Leidenschaft, auch aus den aufrüttelnden Worten des Coaches in der Pause. Im Ergebnis machten die Berliner die Bayern nervös. Während sich Alba in einen ordentlichen Rausch spielte, beging der Gegner nun die Fehler im Aufbau, zeigte Schwächen bei den Distanzwürfen, kam nicht mehr durch die aggressive Defensive der Gastgeber. Der Rückstand schrumpfte nach und nach, die Atmosphäre in der Arena wurde hitziger. Bis auf zwei Zähler kam Alba heran (54:56/26.) und hielt die Partie offen.
Das Duell wurde zunehmend zerfahrener, nur noch wenige Bälle fanden den Weg in den Korb, vieles lief nun über den Kampf. Dabei behielt Alba die Nerven, übernahm sogar wieder die Führung (72:70/34.) und spielte vor allem auf Augenhöhe mit dem großen Favoriten, den die Berliner schließlich in einem mitreißenden Spiel bezwangen. „Wir haben nicht aufgegeben. Am Ende hat man gesehen, wie sehr wir es wollten“, so Jonas Mattisseck, der hofft, dass die Partie der erlösende Moment war, der in einer wirren Saison nun alles dreht für die Berliner.
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