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Aktionstag in Ismaning: So spielen Kinder sicher in Stall und Wald – Landkreis München | ABC-Z

Die Wassermelone spielt an diesem Vormittag eine wichtige Rolle. Die Frucht ist Bestandteil einer Konstruktion, an der Hans Staudinger gespannt dreinschauenden Buben und Mädchen vorführt, was passieren kann, wenn einem Menschen aus etwa zwei Metern Höhe ein Ast auf den Kopf fällt: Ohne Schutz würde der Schädel wie die dicke Schale der Melone an mehreren Stellen gespalten. Ein Schutzhelm dagegen würde die Wucht des Aufpralls abfangen und allenfalls einen kleinen Riss abbekommen. Staudingers junge Helfer Annika und Matthias, die nacheinander am Seil ziehen dürfen, damit sich das Gewicht in dem durchsichtigen Rohr der Vorrichtung löst und auf die große grüne Sommerfrucht saust, sind ebenso erschrocken wie die anderen Kinder.

Die Kinder, alle zwischen sechs und zwölf Jahren, sitzen auf dem Bauernhof der Familie Wagner in Ismaning auf Bänken an der Station Waldpädagogik. Es geht es um die Gefahren beim Spielen im Forst – und die richtige Schutzkleidung, wenn Holz geschlagen wird. Sie hören gespannt zu und lassen sich die aufgeschnittene Melone aus der Versuchsanordnung schmecken, ehe sie weiterziehen. An fünf weiteren Stationen werden die Buben und Mädchen erfahren, welche Risiken drohen, wenn man auf einem landwirtschaftlichen Anwesen aufwächst, dort Freunde besucht oder im Urlaub ist. Organisiert wird der Kindersicherheitstag vom Bayerischen Bauernverband und der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau.

Seit 2019 werden solche Aktionen von der Berufsgenossenschaft in den Pfingstferien veranstaltet. Sicherheitsberater Christian Satzl zeichnet dafür verantwortlich und ist in Ismaning in seinem Element, wo 55 Buben und Mädchen den sechsteiligen Wissens-Parcours absolvieren. Mit einer Trillerpfeife kündigt er jede halbe Stunde das Weiterziehen der einzelnen Gruppen von einer Station zur nächsten an.

Auf geht’s zu den einzelnen Stationen: Christian Satzl gibt das Startsignal. (Foto: Robert Haas)

Gleich an der Einfahrt zum Hof der Familie Wagner wartet der erste Anlaufpunkt. Dort ist ein großer Traktor mit Anhänger positioniert. Seine mächtigen Reifen haben einen Durchmesser von fast zwei Metern. Die Kinder sind schwer beeindruckt von dem Gefährt, stellen jedoch umgehend fest, wie schnell sie aus dem Blickfeld des Führerhauses geraten. Toter Winkel nennt sich der Bereich, in dem man vom Fahrer nicht gesehen wird – nach den Worten von Christian Satzl immer wieder der Grund für schwere Unfälle. Markus Fechter von der Sozialversicherung zeigt den Kindern zusammen mit einem Polizisten und dessen Kollegin von der örtlichen Inspektion, wie sie sich bemerkbar machen können und wann es höchste Zeit ist, den Abstand zwischen sich und dem Traktor zu vergrößern, auch wenn dieser mit einer Rückfahrkamera ausgerüstet ist.

Vorsicht ist immer dann geboten, wenn große Maschinen in der Nähe sind.
Vorsicht ist immer dann geboten, wenn große Maschinen in der Nähe sind. (Foto: Robert Haas)
Niemand ist zu klein, um zu helfen: Unter den Augen von Sanitätern des Roten Kreuzes versuchen sich die Kinder in Erster Hilfe.
Niemand ist zu klein, um zu helfen: Unter den Augen von Sanitätern des Roten Kreuzes versuchen sich die Kinder in Erster Hilfe. (Foto: Robert Haas)

Auch das Rote Kreuz ist an diesem Vormittag auf dem Hof der Wagners vertreten. Die Kinder sollen schließlich lernen, wie sie helfen können, wenn doch mal etwas passiert. An einer Reanimationspuppe können sie die Herzdruckmassage ausprobieren und Sanitäter erklären, wie ein Verband richtig angelegt wird. Ziel ist, den Kindern die Scheu davor zu nehmen, im Fall der Fälle selbst Hilfe zu leisten. Wobei es bei den Jüngsten schon reicht, dass sie wissen, wie der Notruf lautet und wie sie Erwachsene auf sich aufmerksam können. Das gilt auch am Stand der Freiwilligen Feuerwehr. Dort wird das Bedienen von Pumpen geübt, damit die Schläuche mit Wasser zum Löschen gefüllt werden können, falls es brennt.

Besonders spannend geht es an einer weiteren Station in der Halle zu. Maria Bauer und Peter Kratzer hantieren mit gefährlichen Stoffen: Schmiermittel, Spraydosen, Öle, Güllegruben und Gase – all das birgt Risiken, besonders für Kinder. Ebenso wie ein Silo auf dem Bauernhof. Maria Bauer füllt zunächst eine kleine Menge Kohlendioxid in einen gläsernen Behälter und hält dann eine brennende Kerze hinein, deren Flamme zügig verlischt. Ihre aufmerksamen Zuhörerinnen und Zuhörern wissen, warum: Wird der Sauerstoff knapp, geht die Kerze aus. Genauso wäre es auch im Silo. Also bloß nicht hineinsteigen.

Wie groß die Risiken in einem Silo sind, zeigt Maria Bauer anhand einer Versuchsanordnung.
Wie groß die Risiken in einem Silo sind, zeigt Maria Bauer anhand einer Versuchsanordnung. (Foto: Robert Haas)

Richtig spektakulär wird bei einer weiteren Vorführung: Bauer zeigt anhand eines ebenfalls gläsernen Vogelhäuschens, wie es schnell es zu einer Staubexplosion kommen kann. Nur ein kleiner Funke, etwa von einer Zigarette oder durch das Betätigen eines Lichtschalters, reicht, damit sich Getreide oder Sägemehl mit voller Wucht entzünden.

Am Ende des Kindersicherheitstags kommt dann noch einmal eine Melone zum Einsatz, die auf einem Heu-Quader liegt. Sicherheitsexperte Satzl und seine Kollegen legen sie auf den Boden, stapeln ein paar Heuballen auf und geben dem obersten einen Stoß. Er fällt auf die Melone – und die ist Matsch. Also Vorsicht beim Spielen im Heuschober oder in der Tenne, denn ein solcher Ballen wiegt bis zu 400 Kilogramm.

„Du brauchst einen besonderen Schutzengel auf dem Bauernhof“, gibt Satzl, selbst Landwirt bei Landshut, den Kindern zum Abschluss des Aktionstages mit auf den Weg. Gut zu wissen für die Buben und Mädchen, falls sie mal wieder einen Bauernhof besuchen oder dort Urlaub machen. Schließlich gibt es allein in Ismaning, trotz der Nähe zur Großstadt, noch mehr als 60 land- und forstwirtschaftliche Betriebe.

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