Aktionstag in Eberswalde: Im Sattel gegen Rassimus | ABC-Z

„Es ist eine Herausforderung, den Tag so zu organisieren, dass sich alle wohlfühlen und auch die Bewohner:innen das Angebot annehmen“, sagt Miguel von Barnim Solidarisch zum Aktionstag am Samstag. Unter dem Motto „Radeln gegen Rassismus – Solidarität und Begegnung statt Abschiebung und Isolation“ hat die Initiative Barnim Solidarisch, zu der auch das Bürger:innenasyl Barnim gehört, zu einer Fahrradtour in Eberswalde aufgerufen. An zwei Geflüchtetenunterkünfte wollen sie Halt machen.
An den Rädern der rund 60 Teilnehmer:innen hängen bunte Luftballons, aber nur vereinzelt politische Schilder: „Fuck Frontex“ und „Anschieben statt Abschieben“ steht darauf. Es gehe zwar um dringend notwendige politische Forderungen wie „Abschiebung stoppen“ und „Wohnungen statt Heime“, erklärt Miguel, im Vordergrund der Fahrradtour stehe aber das Gemeinsame. Und zu viele Banner und politische Reden könne die Teilnahme hemmen.
„Einige Bewohner:innen haben Angst vor möglicher Repression und Polizeigewalt“, sagt Miguel. Schon im Vorhinein hätten sie an die Wohnheimtüren geklopft und die Menschen auf Arabisch und Farsi über ihren Aktionstag informiert. Gemeinsam seien auch die Fahrräder in den Wohnheimen repariert worden. „Damit die Menschen überhaupt mitfahren können“, sagt Miguel.
Schäferhund im Lastenrad
Der Austausch klappt wie erhofft: Nach Waffeln und Tee, Musik, Seifenblasen und Kinderschminke, von der nicht nur die Kleinen Gebrauch machen, steigen auch Bewohner:innen mit aufs Rad – und ein Schäferhund in ein Lastenfahrrad. „Es wäre schön gewesen, wenn noch ein paar mehr Menschen gekommen wären“, sagt eine der Organisator:innen. An diesem Wochenende gebe es aber einige Parallelveranstaltungen in der Umgebung. Mit der Kidical Mass, die an diesem Samstag für sicherere Verkehrswege durch Eberswalde fahren will, habe man sich deshalb zusammengetan – auch wenn die Forderungen nicht ganz dieselben seien.
An der geringen Teilnehmer:innenzahl ist sicherlich auch das Wetter schuld. Denn als die Fahrradtour am Mittag eigentlich starten sollte, hat es erst einmal in Strömen geregnet. Die bereits Gekommenen hindert das aber nicht daran gehindert, in die Pedale zu treten.
„Mir ist wichtig, aufzuzeigen, dass wir eine Gemeinschaft sind und für jeden kämpfen, der von Rassismus betroffen ist“, erklärt Leila (23) ihre Teilnahme. Während der Tour berichten auch andere von der sich zuspitzenden rechten Gewalt und den rassistischen Anfeindungen auf der Straße. Darum sei das Zusammenkommen umso wichtiger. „Die Abschottungspolitik isoliert die Menschen voneinander und führt zu mehr sozialen Problemen“, heißt es von Seiten des Orgateams immer wieder.
Am Ende machen es sich die Teilnehmer:innen auf Picknickdecken und Bierbänken in einem Park bequem. Dort gibt es kamerunisches Essen: Reis, Kochbananen und Gemüse. Man unterhält sich auf Arabisch, Farsi und Deutsch. Und wenn das mit der Verständigung mal nicht so gut klappt, dann eben mit Übersetzungshilfe – oder einem herzlichen Lachen. „Vielleicht wollen wir später tanzen gehen – braucht jemand aus Berlin noch einen Schlafplatz?“, fragt einer in die Runde.