Sport

Formel 1: Max Verstappen gewinnt in Japan – Sport | ABC-Z

Neulich, vor dem Start des zweiten Grand Prix in China, wurde Max Verstappen gefragt, was denn passieren müsse, damit er gewinnen könne. „Alle vor mir müssen ausscheiden. Wir sind zu langsam“, antwortete er ernüchtert. Jahrelang hatte er mit Red Bull dominiert, die Weltmeisterschaft der Formel 1 viermal in Serie gewonnen. Und nun wirkte es ganz so, als habe er dieses Jahr schlichtweg keine Chance mit der neuen Konstruktion seines Teams, als sei der RB21 zu schwierig zu kontrollieren, selbst für ihn. Doch wer schon einen Wechsel der Dominanz zu den schnelleren McLaren antizipierte, den belehrte Verstappen beim Großen Preis von Japan eines Besseren.

Er musste am Limit fahren, aber ihm unterlief kein Fehler trotz Dauerdruck der Konkurrenz, er schonte die Reifen und bewies schon bei der Anpassung der Fahrzeugabstimmung für die Strecke von Suzuka sein gutes Gespür. Ein unterlegenes Auto? Das war Verstappen an diesem Wochenende egal. Am Ende stand ein souveräner Start-Ziel-Sieg, sein erster in diesem Jahr, der 64. seiner Formel-1-Karriere – und vor allem einer mit einer Botschaft. Denn nun liegt der Niederländer in der Weltmeisterschaft mit 61 Zählern nur noch einen Punkt hinter Lando Norris, der am Sonntag als Zweiter vor seinem Teamkollegen Oscar Piastri über die Ziellinie fuhr. Vierter wurde Charles Leclerc im Ferrari.

„Es war echt hart, ich musste alles geben, beide McLaren haben mich gejagt“, sagte Verstappen. Sein Teamchef Christian Horner hatte zuvor im Funk von einer „wahrlich inspirierenden Performance“ gesprochen – und so war es auch. Der Niederländer hat den Großen Preis von Japan zum vierten Mal hintereinander gewonnen, das war nicht einmal Rekordweltmeister Michael Schumacher gelungen, der hier insgesamt sechsmal reüssierte.

Die Aufmerksamkeit lag an diesem Wochenende ohnehin auf Verstappens Team. Es war das erste Rennen, seit Red Bull ein weiteres Beispiel dafür geliefert hatte, wie gnadenlos es in der Königsklasse des Motorsports zugehen kann. Nur zwei Grand Prix bekam Liam Lawson, um sich an der Seite von Verstappen zu beweisen. Die Leistung des Formel-1-Neulings reichte den Bossen nicht. In Suzuka durfte somit erstmals der Japaner Yuki Tsunoda das vermeintlich bessere Auto lenken, sein Cockpit im Ausbildungsteam Racing Bulls erhielt der degradierte Lawson. Tsunoda beendete das Rennen als Zwölfter, Lawson wurde 17 hinter dem einzigen Deutsche Nico Hülkenberg, der im Sauber ohne WM-Punkte blieb.

Verstappen und Norris sorgen bei einem Boxenstopp für Action bei diesem ansonsten ruhigen Rennen

Max Verstappen ließ sich von dem Trubel wie gewohnt nicht beeindrucken. Er hatte schon in der Qualifikation sein Können gezeigt mit einer Runde, die ihm viel Anerkennung brachte. Vor allem angesichts der Schwierigkeiten, die der störrische RB21 bereitet. Angesichts der Perfektion des Weltmeisters sprach Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko vom „Verstappen-Faktor“, er sei „ein absolutes Phänomen“. Für den Gepriesenen war es die erste Pole Position dieses Jahr nach einer Pause von 280 Tagen, zuletzt hatte der 27-Jährige sich Ende Juni 2024 in Österreich den besten Startplatz geholt. Dass es ihm zum vierten Mal in Japan gelang, ließ ihn hoffen: In Suzuka gewann er dann jedes Mal den Grand Prix.

Auch beim Start kam McLaren nicht an ihm vorbei. Verstappen drückte aufs Gaspedal und zog davon, hinter ihm Norris, Piastri, Leclerc und die beiden Mercedes. Erst dann folgte der nächste Wagen mit Bullen auf dem Lack und Isack Hadjar am Steuer. Sechs Runden konnte der Rookie aus Frankreich seine Position halten, dann zog Lewis Hamilton im Ferrari an ihm vorbei. Ansonsten aber kam keine Bewegung ins vordere Drittel des Fahrerfeldes. „Lando, dieses Tempo ist richtig gut, weiter so!“, motivierte McLaren seinen WM-Führenden, als 18 Runden gefahren waren und Norris den Rückstand zu Verstappen auf anderthalb Sekunden verkürzt hatte.

„Wenn Lando Benzin sparen muss, soll er mich vorbeilassen. Ich habe die Geschwindigkeit, Max einzuholen“, funkt Oscar Piastri zwischendurch an die McLaren-Box. Doch Lando Norris darf vor ihm bleiben. (Foto: Toshifumi Kitamura/AFP)

Nach 21 Runden bog Piastri als Erster der Führungsgruppe zum Reifenwechsel ab. Bald darauf folgten Verstappen und Norris seinem Beispiel – und sorgten für Unterhaltung in diesem insgesamt actionarmen Grand Prix. Der Stopp von Verstappen dauerte eine Sekunde länger, was dazu führte, dass beide quasi parallel aus der Boxengasse fuhren. Verstappen mitten auf der Spur, Norris rechts daneben. Das war die Chance, am Red Bull vorbeizuziehen, doch stattdessen ratterte der McLaren über den Rasen. Die Regelhüter bewerteten die Szene wohl ähnlich wie Verstappen: „Er ist selbst ins Gras gefahren!“ Die Führung übernahm nun zwischenzeitlich Kimi Antonelli im Mercedes – als mit 18 Jahren und 224 Tagen jüngster Fahrer in der Formel-1-Geschichte. Das Rennen beendete Antonelli als Sechster. Verstappen genoss die freie Sicht wieder, nachdem Hamilton in der 30. und Antonelli in der 31. Runde an die Box fuhr.

Spannung bot in diesem ruhigen Grand Prix dann letztlich vielmehr das interne Duell zwischen Norris und Piastri, der Verfolger wirkte schneller. Würden sie die Plätze tauschen? „Wenn Lando Benzin sparen muss, soll er mich vorbeilassen. Ich habe die Geschwindigkeit, Max einzuholen“, funkte Piastri an sein Team. Das sei das Tempo von Norris, lautete die Antwort. Woraufhin der stets abgezockt wirkende Australier wiederholte: „Ok, aber wie ich sagte, ich glaube wir haben den Speed, um Max zu kriegen.“ Und er hatte recht: Wenn McLaren gewinnen wollte, musste entweder Norris schneller fahren, oder den schnelleren Piastri vorbeilassen.

Die beiden McLaren kamen sich ganz schön nahe, die Genehmigung zum Überholmanöver als Geschenk zum 24. Geburtstag aber blieb aus. Piastri hielt Platz drei hinter seinem Teamkollegen, der die WM zwar anführt – was die Saisonsiege angeht, ist die Bilanz jedoch ausgeglichen. Den Auftakt in Australien gewann Norris, das zweite Rennen in China Piastri. Beim dritten Grand Prix mussten sie jedoch Verstappen gratulieren.

Back to top button