Airbus: Mitten im Superzyklus – deshalb fallen ausgerechnet in der Rüstung Jobs weg | ABC-Z
Die Rüstungsindustrie boomt. Rheinmetall und Hensoldt stellen etwa neue Mitarbeiter ein, um die Sonderkonjunktur zu nutzen. Doch bei Airbus sollen Tausende Stellen wegfallen. Das liegt vor allem an der Produktpalette.
Viele Unternehmen der Rüstungsbranche berichten über Rekordergebnisse. Dennoch verkündet die Airbus-Sparte Rüstung und Raumfahrt jetzt den Abbau von insgesamt bis zu 2500 Stellen bis Mitte 2026 in den beiden Einheiten.
Eine genaue Aufschlüsselung nach Bereichen oder Standorten in Europa wird bisher nicht geliefert. Die Gesamtsparte hat insgesamt rund 35.000 Beschäftigte und davon rund 9000 im Raumfahrtbereich.
Zur Erklärung verweist Airbus auf ein „weiterhin komplexes Geschäftsumfeld“, besonders im Raumfahrtgeschäft. Geplant seien auch Anpassungen in der Organisationsstruktur, die effizienter werden soll.
Spartenchef Mike Schöllhorn spricht in einer Erklärung von starken Veränderungen im Geschäftsumfeld und einem zunehmenden Kostendruck. Damit meint er sowohl den Rüstungssektor als auch die Raumfahrt.
Die Rüstungssparte des Unternehmens profitiert viel weniger von den höheren Militärbudgets als andere. Airbus produziert beispielsweise keine derzeit dringend benötigte Artilleriemunition und baut keine Panzer, wie etwa Rheinmetall.
Vom Airbus-Betriebsrat heißt es in einer kurzen Stellungnahme, dass gemeinsam mit der IG Metall die Belegschaft am Standort Deutschland geschützt werde. Bereits vor Beginn der Verhandlungen wurden betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.
Airbus profitiert kaum vom Bundeswehr-Sondervermögen
Das technologisch hochinteressante Geschäft mit Rüstungselektronik wurde vor Jahren von Airbus verkauft und ist jetzt als Hensoldt-Konzern börsennotiert. Während Airbus abbaut, will Rheinmetall seine Belegschaft in diesem Jahre um rund zehn Prozent aufstocken.
Dazu trägt auch ein Geschäft bei, das die Airbus-Rüstungssparte nicht haben wollte. Rheinmetall produziert künftig ein Schlüsselbau vom Rumpf des US-Kampfjets F-35 in Weeze am Niederrhein. Dort sollen allein 400 neue Stellen geschaffen werden.
Airbus profitiert ohnehin nur in bescheidenem Umfang vom Sondervermögen der Bundeswehr, weil 35 Kampfjets des Typs F-35 in den USA bei Lockheed Martin gekauft werden oder Schwerlasthubschrauber bei Boeing.
Hensoldt stellt in diesem Jahr nach Unternehmensangaben rund 800 neue Beschäftigte ein. Das Unternehmen sei seit 2017 auch durch Zukäufe von einst 3500 auf inzwischen über 8000 Beschäftigte gewachsen.
Neben einem Stellenabbau im Rüstungsgeschäft stellt sich Airbus auch „auf einen zunehmend schwierigen Raumfahrtmarkt ein“. Wörtlich heißt es: „Dies erfordert, dass wir schneller und schlanker werden.“
Die Raumfahrtbranche wird immer mehr vom stark expandierenden US-Konzern SpaceX des Technologieunternehmers Elon Musk geprägt. SpaceX hat in diesem Jahr schon über 100 Raketen gestartet. Die Europäer kommen im Gesamtjahr 2024 vielleicht auf vier Starts.
Auch wegen Anpassungen im Raumfahrtgeschäft, vor allem bei Satelliten, musste Airbus im Juli seine Prognose über den Jahresgewinn kürzen. In den Jahren 2023/2024 wurden schon 1,5 Milliarden Euro an Wertberichtigungen im Raumfahrtgeschäft gebucht.
Airbus ist mit dem angekündigten Stellenabbau im Rüstungs- und Raumfahrtgeschäft nicht allein. Boeing hat jüngst den Abbau von zehn Prozent der Belegschaft angekündigt, also rund 17.000 Stellen. Betroffen seien alle Sparten des US-Konzerns.
Gerhard Hegmann schreibt für WELT über Rüstung, Luft- und Raumfahrt und Militär.