Affenpocken: Wie gefährlich ist das Mpox-Virus? | NDR.de – Ratgeber | ABC-Z
Die Erkrankung beginnt häufig mit allgemeinen Krankheitssymptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, geschwollenen Lymphknoten, Frösteln und Abgeschlagenheit. Manche Menschen haben keine dieser typischen Symptome. Einige Tage später entwickelt sich dann ein Hautausschlag mit für Pocken typischen Pusteln und Bläschen, die verkrusten und dann abfallen. Sie beginnen oft im Gesicht und breiten sich von dort weiter aus. Der Ausschlag findet sich auch auf Handflächen und Fußsohlen, außerdem im Mund und an den Augen, häufig sind der Genital- und Anal-Bereich betroffen.
Menschen stecken sich in den Gebieten, in denen das Virus gehäuft auftritt, zum einen an Tieren mit dem Virus an: durch den Kontakt mit Blut, Gewebe oder Ausscheidungen infizierter Tiere oder dadurch, dass sie deren Fleisch essen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist aber ebenfalls möglich, vor allem bei engem Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Speichel sowie Bläschen und Schorf von Infizierten oder durch sexuelle Übertragungswege, aber wohl auch durch kontaminierte Gegenstände und Oberflächen. Eine Übertragung über die Atemwege wie bei SARS-CoV2 oder bei der Grippe ist zwar theoretisch möglich, aber bisher nicht zweifelsfrei nachgewiesen worden. Besonders hohe Virus-Konzentrationen finden sich in den typischen Hautveränderungen.
Doch schon vor Erscheinen der Hautveränderungen ist eine Übertragung möglich, nämlich bereits bei ersten unspezifischen Symptomen wie Fieber-, Kopf-, Muskel- oder Rückenschmerzen. Das Virus dringt häufig über kleinste Hautverletzungen und die Schleimhäute in den Körper ein. Laut RKI liegen bisher keine Hinweise vor, dass eine Übertragung über Kleidung, Bettwäsche, Handtücher oder Essgeschirr von Infizierten eine größere Bedeutung hat. Auch eine Übertragung durch Aerosole hält das RKI für unwahrscheinlich.
Mpox sind in West- und Zentralafrika verbreitet. Zentralafrikanische Varianten von Mpox (Klade I) führen zu stärkeren Erkrankungen als die westafrikanischen Virusvarianten von Mpox (Klade II). Bis Frühjahr 2022 wurden außerhalb Afrikas nur einzelne Fälle von Mpox Klade II nachgewiesen, die vor allem aus dem westafrikanischen Nigeria eingeschleppt wurden. Eine Erkrankung mit dieser Variante verläuft in den meisten Fällen eher mild und heilt von selbst aus. In Einzelfällen sind tödliche Verläufe möglich. Seit 2023 sind laut WHO die Infektionen mit Mpox Klade I in Afrika angestiegen, vor allem in der Demokratischen Republik Kongo. In Deutschland wurden bisher keine Fälle von Mpox Klade I nachgewiesen.
Die in der Demokratischen Republik Kongo festgestellte neue Virusvariante wird als Klade Ib bezeichnet und gehört zu der gefährlicheren zentralafrikanischen Mpox-Variante. Besonders für Kinder ist sie lebensgefährlich. Bei Frauen führt sie zu Fehlgeburten. Bei einer Ansteckung kommt es zu stärkerem Ausschlag am ganzen Körper und länger anhaltenden Symptomen. Offenbar ist diese Variante auch leichter von Mensch zu Mensch übertragbar.
Infizierten wird in Deutschland je nach Symptomen eine häusliche Isolierung empfohlen oder von den zuständigen Gesundheitsämtern angeordnet. Grundsätzlich gilt, dass die Symptome abgeklungen und Hautveränderungen ausgeheilt sein sollen, bevor die Isolation beendet werden kann. Angehörige, die zu einer Risikogruppe gehören, wie Kinder oder Schwangere, sollten nicht im gleichen Haushalt untergebracht sein.
Es gibt die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Verwendet wird ein regulärer Pocken-Impfstoff (Imvanex), der seit 2013 in der EU für Erwachsene zugelassen ist. Die Impfung gegen echte Pocken, das sogenannte Variolavirus, schützt auch vor Mpox, weil sich beide Viren sehr ähnlich sind, Studien zufolge mit einer Schutzwirkung von 85 Prozent. In Deutschland wurde bis Mitte der 1970er-Jahre flächendeckend gegen Pocken geimpft, seit 1980 gilt die Krankheit als ausgerottet. Ob der Impfschutz der damals Geimpften noch ausreicht, ist noch unklar.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Mpox nur bestimmten Personengruppen ab 18 Jahren. Dazu zählen Menschen, die engen und ungeschützten Kontakt mit Mpox oder an Mpox-Infizierten hatten: durch sexuelle Kontakte, im Haushalt, in der medizinischen Versorgung oder Laborpersonal. Empfohlen wird die Impfung außerdem Personen, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben, etwa während eines Mpox-Ausbruchs: Männer, die Sex mit Männern haben und häufig ihre Partner wechseln sowie Laborpersonal, das mit infektiösen Pockenproben in Kontakt kommt. Wegen der hohen Nachfrage kommt es immer wieder zur Impfengpässen. Deshalb erfolgt zur Zeit nur eine Impfung statt der zwei vorgesehenen, um mehr Menschen zumindest einen gewissen Schutz bieten zu können.
Die meisten Menschen erholen sich innerhalb einiger Wochen von selbst. Die Therapie von Mpox ist in erster Linie symptomatisch. Symptome wie Fieber oder Kopfschmerzen werden bei Bedarf mit den üblichen fiebersenkenden Medikamenten und Schmerzmitteln behandelt. Eine medizinische Therapie wird nur für besonders gefährdete Personen wie Organ-Transplantierte oder HIV-Infizierte empfohlen. Für sie gibt es das einzige in Europa zugelassene Medikament bei einer Mpox-Infektion (Tecovirimat), das allerdings kaum verfügbar ist.
Die Inkubationszeit ist in der Regel recht lang, sie beträgt etwa 5 bis 21 Tage.
Ein höheres Risiko, schwer an Mpox zu erkranken, haben vor allem Neugeborene, Kinder, Schwangere, alte Menschen und Menschen mit Immunschwächen sowie Gesundheitspersonal, das dem Virus länger ausgesetzt ist. In den meisten Fällen verschwinden die Symptome von Mpox innerhalb weniger Wochen von selbst. Bei einigen Personen kann eine Infektion jedoch zu einem schweren Verlauf oder sogar zum Tod führen. Zu den medizinische Komplikationen gehören Hautinfektionen, Lungenentzündung, Verwirrtheit und Augen-Infektionen, die zu Sehverlust führen können.
Diese Frage ist noch nicht geklärt. Obwohl die Erkrankung früher als Affenpocken bezeichnet wurde, stammt das Virus vermutlich von Nagetieren. Es gibt Vermutungen, dass es jetzt auch andere Tiere wie Affen, Schweine oder Ameisenbären zur Verbreitung nutzt. Von den Tieren springen die Mpox immer wieder auf den Menschen über. 2003 wurde das Virus erstmals außerhalb Afrikas in den USA nachgewiesen. Ursache war der Import von Nagetieren aus Ghana in die USA, die Übertragung der Erkrankung erfolgte über infizierte Präriehunde auf Tierhändler und -besitzer. Es gab weder Übertragungen von Mensch zu Mensch noch Todesfälle, vermutlich weil es sich um eine weniger verbreitete westafrikanische Virusvariante handelte. Experten vermuten, dass der nachlassende Impfschutz gegen die Pocken den größten Einfluss auf die derzeitige Verbreitung hat.
In West- und Zentralafrika kommt es seit Jahrzehnten immer wieder zu Ausbrüchen. Außerhalb des afrikanischen Kontinents gab es in den vergangenen Jahren nur einzelne Fälle von Mpox – darunter in Großbritannien, in den USA, Singapur und Israel -, die vor allem von Menschen stammten, die nach Nigeria gereist waren. Seit Ende April/Anfang Mai 2022 wurden in zahlreichen Ländern außerhalb Afrikas – darunter auch in Deutschland – Fälle registriert, in denen die Betroffenen zuvor nicht in afrikanischen Ländern mit Mpox gewesen waren. Vermutlich standen diese Fälle im Zusammenhang mit mehreren Gay Pride Parties, an denen Tausende von internationalen Besuchern teilnahmen. 2023 wurde in der Demokratischen Republik Kongo eine neue Mpox-Variante entdeckt, die ansteckender sein soll und zu schwereren Verläufen führen kann. Detaillierte Studien dazu stehen allerdings noch aus. Inzwischen gibt es weitere Fälle in benachbarten afrikanischen Ländern, insgesamt mehr als 14.000 Verdachtsfälle und mehr als 500 Todesfälle.
Der erste Fall von Affenpocken wurde bereits 1970 im Kongo registriert, laut der Weltgesundheitsorganisation kam es seitdem immer wieder zu Ausbrüchen in Nigeria, Kamerun und im Kongo. Vor knapp 20 Jahren wurde in den USA der erste Infizierte außerhalb des afrikanischen Kontinents gemeldet.
Die klassischen Pocken – ausgelöst durch das Variolavirus – sind eine lebensbedrohliche Infektionskrankheit. Nach weltweiten Impfkampagnen gilt sie seit 1980 offiziell als ausgerottet, ein Wiederauftreten ist aber möglich. Wie die klassischen Pocken gehört auch das Mpox-Virus zur Familie der Orthopocken-Viren, allerdings haben Infizierte meist einen deutlich milderen Verlauf. Ebenfalls zur Familie der Orthopocken-Viren gehören die Kuhpocken. Sie kommen vor allem bei kleinen Nagetieren vor. Einzelne Fälle von Kuhpocken bei Menschen sind bekannt, insbesondere durch den Kontakt mit Schmuseratten. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher aber nicht beobachtet.
Windpocken dagegen gehören zur Gruppe der Herpesviren. An der sehr ansteckenden Infektionskrankheit, bei der sich auch meist Hautbläschen bilden, erkranken in erster Linie Kinder.