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Älteste deutsche Briefmarke kommt aus Bayern: „Schwarzer Einser“ für 400 000 Euro versteigert – Bayern | ABC-Z

Ob der Großhändler Kohn damals gute Geschäfte gemacht hat in Wegscheid, das ist nicht bekannt. Sehr wohl aber, dass den Handlungsreisenden aus München der Weg vom Osten des heutigen Landkreises Passau, direkt an der Grenze zu Österreich, hernach nach Hengersberg führen sollte. Gute 70 Kilometer sind das über die Autobahn, das dauert heutzutage kaum mehr als eine Stunde. Damals, im Jahr 1849, war so eine Reise aufwendiger und so hat er sein Kommen dem Josef Salegg in Hengersberg angekündigt. Der betrieb ein Kaufhaus, und diesem wollte Kohn seine Aufwartung machen – und vermutlich etwas verkaufen, Stoffe möglicherweise.

So erzählt es Dieter Michelson, geschäftsführender Gesellschafter des Auktionshauses Heinrich Köhler aus Wiesbaden, und er weiß das deswegen, weil eben jene Ankündigung, mit einem sogenannten Schwarzen Einser frankiert wurde. Diese Briefmarke, die älteste aus Deutschland, wurde am Freitag für 440 000 Euro versteigert.

Das Besondere ist, dass der sogenannte Ersttagsbrief am Tag des Erscheinens der Briefmarke gestempelt wurde, am 1. November 1849. Bayern war damals das erste Land in Deutschland, das auf Geheiß von König Maximilian II. Briefmarken eingeführt hatte. Es gab sie für einen, für drei und für sechs Kreuzer. Öfter seien die Drei-Kreuzer-Marken verwendet worden, sagt Michelson, die Einser waren für Drucksachen vorgesehen.

Denn auch jener Brief, mit dem sich der Handlungsreisende in Hengersberg ankündigte, war ein vorgefertigter. Es sei üblich gewesen, dass solche Vertreter ihr Kommen jeweils von der einen Station aus bei der nächsten anmeldeten, deswegen lauteten die Briefe allesamt gleich.

Dass der Name des Josef Salegg auf dem Brief auch noch falsch geschrieben war, ist eine kleine Anekdote nebenbei, insgesamt jedoch sei der Ersttagsbrief „das bedeutendste Dokument der deutschen Philatelie, weil es den Beginn der Briefmarkenzeit in Deutschland markiert“, heißt es aus dem Auktionshaus. Wer den Schwarzen Einser erworben hat, wird nicht bekannt, es hätten sich erfahrene Sammler aus aller Welt und neue Interessenten beteiligt. Um die 50 Bieter seien im Auktionshaus gewesen, Hunderte boten online und am Telefon mit. Das Startgebot lag bei 250 000 Euro.

Als weltweit älteste Briefmarke gilt die britische „One Penny Black“, die neun Jahre vor dem „Schwarzen Einser“ an den Start ging.

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