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Achtung, es wird laut: Dynamo Dresden ist zurück in der zweiten Liga – Sport | ABC-Z

Dynamo ist wieder da, und das wird man hören. Entgehen kann das kaum jemandem, der sich im Umkreis der 18 Städte aufhält, die in der neuen Saison in der zweiten Fußball-Bundesliga vertreten sind –  schließlich gilt die Anhängerschaft des Traditionsvereins aus Dresden als besonders leidenschaftlich. Kaum eine andere Mannschaft wird bei Auswärtsspielen so zahlreich von den mitgereisten Fans unterstützt. „Ich glaube, dass sich alle Vereine darauf freuen können, wenn wir zu Gast sind“, sagt David Fischer, Geschäftsführer Kommunikation der Dresdner. Was vermutlich nicht alle Klubs so unterschreiben würden, geht doch bei all der Leidenschaft auch oft etwas zu Bruch. 280 000 Euro mussten die Dresdner in der abgelaufenen Drittliga-Saison an Strafen zahlen, ein Spitzenwert.

Dynamo und der Fußball, das steht für die einen für pure Romantik und kreative Choreografien, für andere reist damit das Chaos an. „Dass es immer wieder mal einzelne Personen gibt, die sich nicht optimal verhalten, das ist kein Thema nur von Dynamo Dresden“, sagt David Fischer. Klar ist: Nach drei Jahren in der dritten Liga melden sich die Sachsen nun eine Klasse höher zurück, neben dem 1. FC Magdeburg als einer von zwei Ostvereinen in der zweiten Bundesliga. Und der Hunger nach höherklassigem Fußball ist durchaus groß in Dresden, die Mitgliederzahl des Klubs kletterte auf fast 35 000, auch das ein neuer Rekord.

Verantwortlich für den Aufstieg ist Trainer Thomas Stamm, ein Schweizer vom SC Freiburg

Der Mann des Aufstiegs ist einer, der erst vor einem Jahr an die Elbe kam und es schaffte, Mannschaft, Fans und Klub hinter sich zu vereinen: Trainer Thomas Stamm, gebürtiger Schweizer, zuvor mit den Nachwuchstalenten des SC Freiburg betraut. Auch um der neuen Saison gleich ein gutes Omen zu verleihen, hat der Verein den Vertrag mit dem 42-Jährigen in dieser Woche noch schnell verlängert. Die Hoffnung: dass Stamm es schafft, auch solche Spieler zu entwickeln, die sich noch nicht dauerhaft für die erste Reihe empfohlen haben. „Er ist ein sehr klarer Charakter, der es versteht, alle mitzunehmen“, sagt Fischer. Mit dem Verein in seinem ersten Jahr den Aufstieg gemeistert zu haben, sorgt ohnehin für Sympathien in der Anhängerschaft, kein unwichtiges Attribut in Dresden.

Wie alle Aufsteiger kämpfen auch die Dresdner mit den Grenzen der ungeschriebenen Fußballgesetze, die besagen: Finanziell ist die Konkurrenz weit weg, man muss sich mit den Gegebenheiten arrangieren. Was bedeutet, dass viel Energie in die Zusammenstellung des Kaders fließen musste, neun Zugängen stehen bisher zehn Abschieden gegenüber. Der Prozess sei noch nicht abgeschlossen, sagt Fischer, „es wird sicherlich bis zum Ende des Transferfensters noch die ein oder andere Nachjustierung geben“. Dynamo erhofft sich vor allem in der Offensive und in der Innenverteidigung noch Verstärkung, „um zu zeigen, dass wir zu Recht in der zweiten Liga spielen“. Das Credo: Der Star ist die Mannschaft.

Wobei es natürlich schon Spieler gibt, die stärker im Fokus stehen: Christoph Daferner, 27, gehörte mit 18 Treffern in 37 Spielen zu den Toptorschützen der dritten Liga, wurde dann aber gut inszeniert beim letzten Spiel der abgelaufenen Saison im Stadion verabschiedet – um zehn Minuten später per Videobotschaft wieder begrüßt zu werden. Dynamo verpflichtete den von Nürnberg ausgeliehenen Stürmer fest, er ist die Lebensversicherung der Sachsen. Neben Kapitän Stefan Kutschke, 36, darf sich aber in den nächsten Wochen gerne noch eine erfahrene Offensivkraft dazugesellen. Interesse in Dresden geweckt hat der Niederländer Vincent Vermeij, den Trainer Stamm noch aus seiner Zeit bei der zweiten Mannschaft des SC Freiburg gut kennt; Vermeijs Vertrag bei Fortuna Düsseldorf würde im kommenden Jahr auslaufen.

Noch gibt es Streit um den Termin des Erstrundenspiels im DFB-Pokal

Die Schwere der Aufgabe, die sie vor sich haben, ist den Dresdnern durchaus bewusst, am Sonntag geht es zum Auftakt zu Greuther Fürth. In der Vorbereitung zeigten sich nach Testspielen unter anderem gegen den VfL Wolfsburg (0:2), Slavia Prag (2:4), die SV Ried (3:1) und den SC Freiburg (3:3) Licht und Schatten, doch mindestens fürs Mithalten fühlt man sich in Dresden nun gewappnet. Auf dem Rasen sollen „Variabilität und Intensität“ den Dynamo-Fußball prägen, sagt David Fischer: „Und dass wir uns nicht davor scheuen, selber Fußball spielen zu wollen, das ist der Anspruch.“ Immerhin klappte es in der vergangenen Saison schon gegen höherklassige Mannschaften mit Achtungserfolgen: In der ersten Runde des DFB-Pokals warf Dynamo Fortuna Düsseldorf aus dem Wettbewerb.

Mit dem FSV Mainz 05 wartet in der diesjährigen Pokal-Erstrundenpartie erneut ein ambitionierter Gegner, um das Spiel gibt es derzeit noch eine gerichtliche Auseinandersetzung: Es ist für den 18. August, einen Montag, in Dresden angesetzt, den spät möglichsten Zeitpunkt der Austragung. Vorher verhindern parallel stattfindende Veranstaltungen sowie damit verbundene behördliche Sicherheitsvorgaben eine Ansetzung; ein Umstand, mit dem sich der Gegner aus Mainz aber noch nicht zufriedengeben möchte, denn nur drei Tage später muss die Mannschaft als einziger deutscher Vertreter ihr Hinspiel in den Playoffs der Conference League bestreiten. Nun muss das DFB-Bundesgericht entscheiden.

In Dresden nehmen sie es, wie es kommt, gewissermaßen eine erprobte Weisheit von Geschäftsführer David Fischer. Der passionierte Marathonläufer sieht ohnehin Parallelen zu seiner Lieblingsdisziplin: „Ein Marathonlauf ist vergleichbar mit einer Fußballsaison, extrem lang, extrem anstrengend, von Höhen und Tiefen geprägt“, sagt er, „das ist nicht auf den ersten Kilometern entschieden“. Für Dynamo geht es jetzt auch ums Durchbeißen.

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