Erneut Angriffe aus Indien und Pakistan gemeldet | ABC-Z

Erneute Angriffe in Indien und Pakistan verschärfen die Spannungen zwischen den Atommächten. Beide Länder melden Beschuss durch den Nachbarn. Bei dem Streit geht es um die Kaschmir-Region, die beide Staaten für sich beanspruchen.
Im Kaschmir-Konflikt gibt es weitere Kämpfe zwischen Indien und Pakistan. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, mit Artillerie und Drohnen angegriffen zu haben. Seit Mittwoch kommt es täglich zu Gefechten.
Nach Angaben der indischen Armee flog Pakistan am Freitag Drohnenangriffe auf den indischen Teil von Kaschmir und bombardierte unter anderem die Stadt Jammu. Erstmals wurden auch aus der den Sikh heiligen indischen Stadt Amritsar im Bundesstaat Punjab Explosionen gemeldet.
Die indische Armee teilte mit, dass Drohnen an 26 Orten gesichtet worden seien und abgefangen würden. Indien habe “zurückgeschlagen” und eine “angemessene Antwort” gegeben.
Ziele in Pakistan angegriffen
Nach Angaben der pakistanischen Armee wurden drei Luftwaffenstützpunkte mit Raketen aus Indien angegriffen. Der pakistanische Armeesprecher Ahmed Sharif Chaudhry sprach von einer “unverhohlenen Aggression” und kündigte eine “Antwort” seines Landes an. Er erklärte, dass die pakistanische Luftwaffe unversehrt sei.
Pakistans Außenministerium hatte Indien zuvor “Kriegshysterie” vorgeworfen. “Es ist sehr bedauerlich, dass Indiens rücksichtsloses Verhalten die beiden nuklear bewaffneten Staaten näher an einen größeren Konflikt gebracht hat”, sagte der pakistanische Außenamtssprecher Shafqat Ali Khan in Islamabad. Pakistan werde jedoch “nicht deeskalieren”, sondern “im Kriegszustand” bleiben, solange die Souveränität des Landes “bedroht” sei, erklärte Armeesprecher Chaudhry.
Eskalation und Appelle
Am Mittwochmorgen war der jahrzehntealte Kaschmir-Konflikt militärisch eskaliert: Indien bombardierte mehrere Ziele in Pakistan, Islamabad antwortete mit Artilleriefeuer. Seitdem wurden mindestens 50 Menschen getötet.
International löste die Verschärfung der Lage viele Sorgen aus. Die Länder der sieben führenden westlichen Demokratien (G7) forderten sowohl Indien als auch Pakistan zu größtmöglicher Zurückhaltung auf und forderten einen direkten Dialog.
US-Vizepräsident JD Vance rief beide Länder dazu auf, die Spannungen zu deeskalieren. In einem Interview mit Fox News fügte er aber hinzu, dass die USA die atomar bewaffneten asiatischen Nachbarn nicht kontrollieren könnten.
Worum geht es im Kaschmir-Konflikt?
Die Kaschmir-Region im Himalaya ist zwischen Pakistan und Indien geteilt – beide beanspruchen aber das ganze Gebiet für sich. Die Ursprünge des Konflikts reichen bis in die Kolonialzeit zurück.
1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf. Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime. Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Seit ihrer Unabhängigkeit führten beide Länder drei Kriege gegeneinander, zwei davon um Kaschmir.
Angriff auf indische Touristen löste Kämpfe aus
Auslöser war ein Angriff radikaler Islamisten auf hinduistische Touristen im indischen Teil von Kaschmir am 22. April, bei dem 26 Menschen getötet wurden. Indien erklärte, zwei der drei Tatverdächtigen seien pakistanische Staatsangehörige, legte jedoch keine detaillierten Belege vor. Pakistan weist jede Verwicklung in den Terroranschlag zurück.
Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 bereits zwei ihrer drei Kriege um Kaschmir geführt. Sie verfügen dem International Institute for Strategic Studies zufolge gegenwärtig über je etwa 170 Atomsprengköpfe.