Abstrakte Bedrohungslage: CSD in Gelsenkirchen abgesagt | ABC-Z

Der Christopher Street Day in Gelsenkirchen ist kurz vor dem geplanten Start wegen einer abstrakten Bedrohungslage abgesagt worden. Die Veranstalter hätten diese Entscheidung eigenständig getroffen, sagte ein Polizeisprecher auf dpa-Anfrage. Um was genau es sich bei der „abstrakten Bedrohungslage“ handele, könne man angesichts laufender Ermittlungen aber nicht sagen. Zuvor hatte die „Westfälische Allgemeine Zeitung“ (WAZ) über die Absage berichtet.
Wie der Veranstalter, das queere Jugendzentrum „Together“ der „WAZ“ mitteilte, habe das Fest aus Sicht der Polizei stattfinden können: „Die Polizei war sehr kooperativ und hat uns mehr als unterstützt.“ In Anbetracht der vielen jungen Menschen, die zum CSD erwartet wurden, sei für das Jugendzentrum und seine Kooperationspartner Sicherheit jedoch vorgegangen. Angesichts monatelanger Planung sei diese Entscheidung aber schwergefallen.
Die Warnung habe sich laut Veranstalter nicht konkret gegen den CSD in Gelsenkirchen, sondern gegen einen CSD in Nordrhein-Westfalen gerichtet. In mehreren Städten waren am Tag gegen Homophobie, der an diesem Samstag ist, CSD-Veranstaltungen der queeren Community geplant. In Gelsenkirchen hatten die Veranstalter laut Polizei bis zu 600 teilnehmende Personen angemeldet.
Regenbogen-Banner in Flensburg zerstört
In Flensburg kam es zu einem Vorfall rund um den dort für Samstag geplanten CSD. Unbekannte zerstörten nach Angaben der Polizei in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zwei Regenbogen-Banner. Die Hintergründe der Tat sind bislang unklar, der Staatsschutz ermittelt.
Der Christopher Street Day findet jedes Jahr in vielen Städten in aller Welt statt und erinnert an Ereignisse am 28. Juni 1969 in New York: Polizisten stürmten damals die Bar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street und lösten dadurch mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Trans-Menschen aus. Der CSD soll an deren Rechte erinnern.
Verband: Gewalt gegen queere Menschen nimmt zu
Anlässlich des Tags gegen Homophobie hatte der Verband Queere Vielfalt am Samstagmorgen bereits darauf hingewiesen, dass lesbische, schwule und queere Menschen in Deutschland sich zunehmend Anfeindungen und Übergriffen ausgesetzt sehen. „Hass, Hetze und Gewalt gegen uns haben einen neuen, traurigen Höhepunkt erreicht“, sagte Bundesvorstands-Mitglied Andre Lehmann. „Die Zahlen queerfeindlicher Hasskriminalität steigen seit Jahren.“
Dieser Trend setzte sich auch im vergangenen Jahr fort, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Demnach stieg die Zahl der von der Polizei registrierten Straftaten gegen Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung deutlich. Die offizielle Statistik dazu soll noch vorgelegt werden.
2023 waren laut Bundesinnenministerium bundesweit 1499 Straftaten gegen Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transgender und intersexuelle Menschen registriert worden. Darunter seien 288 Gewalttaten gewesen. Der Verband Queere Vielfalt geht von einer hohen Dunkelziffer aus, weil „entweder Straftaten nicht korrekt als queerfeindlich motiviert klassifiziert werden oder beispielsweise aus Scham oder Angst erst gar nicht zur Anzeige gebracht werden“.