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Abstiegsangst beim TSV 1860: Trainer Glöckner gibt plötzlich den Optimisten | ABC-Z

München – Die Jecken sind los im Rheinland, das kann einen gebürtigen Bonner wie Patrick Glöckner doch nicht kaltlassen. Aber der Trainer des TSV 1860 hat gerade ganz andere Sorgen und ist ohnehin – Überraschung – ein Karnevalsmuffel. Was er mit seiner Kindheit in Hessen erklärt, Bonn hatte die Familie nicht lange nach seiner Geburt verlassen.

Aber ganz ohne Kostüm? „Ich verkleide mich schon jeden Tag als Trainer“, sagte der 48-Jährige scherzend und erntete Lacher. Ein wenig Spaß im tristen Drittliga-Abstiegskampfgrau der Löwen, vielleicht gar nicht so schlecht.

Glöckner: „Wir werden nicht die Flinte ins Korn werfen“

Denn zum Lachen ist an der Grünwalder Straße 114 keinem zumute, jedenfalls, wenn man auf die Tabelle und die Ergebnisse der Sechzger blickt. Tabellen-16., die Absturzzone bedrohlich nah, das klingt nach viel mieser Laune. Aber Glöckner will sich nicht einreihen in die Formation der Pessimisten. „Wir werden nicht die Flinte ins Korn werfen oder das Vertrauen in die Mannschaft verlieren“, sagte der TSV-Coach kämpferisch: „Wir gehen Schritt für Schritt weiter.“

Glöckner gibt sich unbeeindruckt vom 0:3 gegen Bielefeld und auch vom peinlichen 0:1 im Trainingsspiel gegen die eigene U21 am Mittwoch. „Wir wollen nicht“, verdeutlichte er nachvollziehbar, „dass die Mannschaft plattgeredet wird.“ Ihm wäre daher lieber gewesen, dieser interne Vergleich über 2×25 Minuten hätte hinter verschlossenen Türen stattgefunden.

Denn man müsse bei solchen Partien immer einrechnen, unter welchen Voraussetzungen sich ausgetragen würden. Ob es allein um den Sieg ginge, oder andere Schwerpunkte gesetzt würden, vielleicht eine hohe Trainingsbelastung davor gelegen habe, Dinge ausprobiert würden: „Das Ergebnis war sekundär.“

Glöckner ist überzeugt, dass die Richtung stimmt

Nun ist aber dennoch der Eindruck hängengeblieben, dass die Löwen-Elf selbst gegen die Jungspunde aus eigenem Hause nichts zustande bringt – fatal in der gegenwärtigen Situation. Und es erhöht den Druck noch vor dem Schlüsselspiel bei Hannover 96 II am Samstag (14 Uhr/AZ-Liveticker). „Wir haben 13 Endspiele, und das ist eines davon“, sagte Glöckner, um die Bedeutung des Duells nicht weiter zuzuspitzen. Denn der Vorletzte Hannover (22 Punkte) könnte dafür sorgen, dass Sechzig nach dem Wochenende unter dem Strich steht. Ein Horrorszenario.

Aber was dagegen tun? Glöckner plädiert für ein Weiter-so, weil er überzeugt ist, dass die Richtung stimmt. Die Leistung gegen Bielefeld bezeichnete der Coach in der Rückschau sogar als „sehr gut“, man habe sich „die Tore selbst reingeschossen“. Damit der aus seiner Perspektive positive Gesamteindruck auch Ergebnisse brächte, müssten nur „die einzelnen Aussetzer“ künftig vermieden werden.

Das Spiel in Hannover werde über den Willen entschieden und sei wie alle verbleibenden Partien auch ein Charaktertest, der sich daher nicht nur auf die nächsten fünf Spiele beschränkt, die Sportchef Christian Werner explizit zur Mentalitätsprobe aufs Exempel erklärt hatte.

Jacobsen und Kwadwo fallen gegen Hannover aus

Dass Führungsfigur Thore Jacobsen in Niedersachsen nicht mitwirken kann, ist dabei sicher kein Vorteil. Auch Leroy Kwadwo wird – ebenso wie die noch länger fehlenden Morris Schröter und Raphael Schifferl – nicht zur Verfügung stehen. Eine Lage, die Glöckner den Einsatz weiterer Talente in Erwägung ziehen lässt. Diese zu beobachten, sei übrigens auch ein Zweck des U21-Spiels gewesen. Mike Gevorgyan und Finn Fuchs (beide 19) nannte Glöckner explizit. „Wir haben Riesentalente dabei“, betonte er.

Um nun dafür zu sorgen, dass die jüngsten Negativereignisse tatsächlich nicht weiter nachwirken, sollen schöne Erinnerungen das Gegengift sein. Die Tatsache etwa, dass gegen Stuttgart II (1:1) und Viktoria Köln (2:1) Rückstände aufgeholt wurden, und der allseits gelobte Auftritt gegen Ingolstadt (1:1). „Wir gehen positiv voran“, machte Glöckner klar.

Denn letztlich sind Erfolge noch besser als schöne Erinnerungen. „Siege“, so der Löwen-Dompteur, „sind die beste Medizin.“ Und dann wäre die Laune auf der Rückfahrt wahrscheinlich auch bestens geeignet für jede Faschingsparty. Auch ohne Jecken an Bord.

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