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Abschied vom Verbrennermotor: Warum die Technologie nicht mehr zeitgemäß ist – Wissen | ABC-Z

Dieser Tage habe ich mal wieder unserem Finanzminister zuhören dürfen, dem FDP-Chef Christian Lindner. Er hielt in Berlin eine Rede vor Unternehmern, darin widmete er sich auch Havanna. Wer schon einmal dort war weiß, dass dort noch jede Menge alter, amerikanischer Straßenschlitten herumfahren – aus Zeiten, in denen Kubas Hauptstadt den Amerikanern noch näherstand als den Kommunisten. „Unsere Innenstädte werden aussehen wie Havanna“ spottete Lindner. Das Publikum lachte, die meisten konnten mit dem Vergleich etwas anfangen. Denn es ging um den Verbrennungsmotor.

Denn nach Lindners Lesart drohen den Deutschen Zustände wie in Havanna, wenn sie den Verbrenner wie geplant verbieten. Ab 2035 dürften dann keine Autos mehr mit den alten Motoren auf den Markt. Und, als gäbe es keine Alternativen, würden die Leute ihre alten Autos dann weiterfahren, bis sie auseinanderfallen. Dass ihm der Havanna-Vergleich eingefallen ist, daran hat der FDP-Chef gewiss seine Freude.

Tags darauf erschien in der SZ ein Interview mit Opel-Chef Florian Huettl, meine Kollegin Christina Kunkel hat es geführt. Von Havanna darin keine Spur. „Wir stehen voll hinter dem Verbrenner-Aus“, sagt Huettl, eigentlich liefen die Geschäfte gar nicht schlecht. Das Problem sei eher, dass Deutschland bremse. „Wir wünschen uns eine klare Richtung“, sagt Huettl.

Wie wahr. Ohne klare Richtung geht es nicht, egal bei welcher Art Klimaschutz. Erneuerbare Energien, grüner Wasserstoff, Elektromobilität – nichts davon wird sich durchsetzen, solange lautstark Zweifel kursieren, dass es sich durchsetzen wird. Und das hat Methode. Vor allem mit dem Zauberwort „Technologieoffenheit“ kommt immer wieder Sand ins Getriebe. Muss der Verbrennermotor wirklich aus dem Verkehr gezogen werden? Ließen sich die Pkw-Flotten nicht auch mit klimafreundlichen, synthetischen Kraftstoffen dekarbonisieren?

Man muss nicht lange rechnen, um diese Idee zu verwerfen. Denn während die Preise für Batterien fallen und absehbar in immer mehr Stunden grüner Strom im Überfluss vorhanden sein wird, lassen sich die Gesetze der Physik auch bei synthetischen Kraftstoffen nicht überlisten. Erst muss aus grünem Strom grüner Wasserstoff werden, dann aus grünem Wasserstoff grüner Kraftstoff, und der wird dann in Motoren mit hohen Effizienzverlusten verbrannt. Selbst ein Finanzminster könnte sich ausrechnen, dass der Strom auch gleich in die Batterie fließen könnte. Aber dann würde der Havanna-Gag ja nicht mehr funktionieren.

Tatsächlich stößt die Klimapolitik hier wieder an die Gummiwand liebgewonnener Symbole. Will den Deutschen da etwa einer den geliebten Verbrenner wegnehmen? Mit den gewohnten Geräuschen und Abgasen? Der Verbrenner ist, bei allen Modernisierungen, eine Technologie von gestern. Doch auf seine alten Tage findet er überraschend viele Fans.

Sein Ende allerdings werden sie kaum aufhalten können, er wird verschwinden wie Wählscheiben und Glühbirnen. Deutschlands Innenstädte werden nicht aussehen wie Havanna, sondern es wird dort weitaus leiser, und die Luft wird besser. Die Frage ist nur, ob Städte in Deutschland zu den letzten zählen werden, die diesen Fortschritt erleben – und ob die deutsche Automobilindustrie dabei noch eine große Rolle spielt. Ohne eine klare Richtung, da hat der Opel-Chef Huettl recht, könnten auch Teile der Industrie in einer Sackgasse enden.

In Havanna übrigens fand Anfang April eine große Transport-Messe statt. Einer der großen Renner waren E-Mobile.

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag , den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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