Absatz von Strom und Gas sinkt, Gewinn steigt | ABC-Z

Unter dem Strich sehen die Zahlen, die Michael Maxelon nach seinem ersten Jahr als Vorstandsvorsitzender der Mainova vorlegt, glänzend aus: 216,4 Millionen Euro hat der Frankfurter Energieversorger im vergangenen Jahr als Gewinn erwirtschaftet, ein Drittel mehr als noch 2023. Über 140 Millionen Euro davon kann sich die Stadt als größter Anteilseigner freuen, 22 mehr als im Vorjahr. Trotzdem beschreibt der Energiemanager seinen Einstieg als turbulent, die Zeiten als „in höchstem Maße von Unsicherheiten geprägt“.
Die Preise auf den Energiemärkten schwankten teilweise so stark, dass „eine Viertelstunde einen ganzen Quartalsumsatz kosten kann“, sagt Maxelon. Auch deshalb lässt er die Frage, wie sich die Mainova-Tarife für die rund eine Million Strom- und Gaskunden entwickeln werden, unbeantwortet. Nur beim Thema Fernwärme stehe die Richtung schon fest: 2025 wird sie teurer.
Die Preisschwankungen auf den Großmärkten hatte die Mainova in den ersten zwei Jahren der Energiepreiskrise teilweise zu ihrem Vorteil nutzen und den Strom, der in den eigenen Kraftwerken und Windparks erzeugt wird, zu hohen Preisen verkaufen können. Im vergangenen Jahr ist das Pendel in die andere Richtung umgeschlagen: Im Großhandel waren kaum Margen zu erzielen. Gleichzeitig wurden die teuren Abnahmeverträge aus dem ersten Krisenjahr fällig – und obendrein nahm der Energiebedarf der Kundschaft spürbar ab. Der Rückgang im Handel zeigt sich an der Entwicklung des Gesamtumsatzes: Er ging um mehr als eine Milliarde Euro auf 4,4 Milliarden Euro zurück und liegt damit etwas unter dem Niveau von 2022.
Einbruch bei den Strommengen
Beim Stromverkauf ging die Absatzmenge im vergangenen Jahr um rund eine Million Megawattstunden – nahezu 16 Prozent – runter. Das Ergebnis aus den Verkäufen an Unternehmen und Privathaushalte sank um 8,4 Prozent auf gut 31 Millionen Euro, nachdem er im Vorjahr schon um 3,7 Prozent gefallen war. Der Rückgang hat mit der milden Witterung im ersten Quartal 2024 zu tun, in den Zahlen spiegelt sich aber auch die Krise des produzierenden Gewerbes ebenso wie der branchenweite Wettbewerb um neue Stromkunden.
Das Geschäft mit Erdgas hat für die Mainova schon 2023 einen ordentlichen Einbruch erlebt. Um ein Fünftel war der Absatz eingebrochen und der Jahresgewinn auf zwei Millionen Euro gefallen. In der neuen Bilanz stehen nun wieder knapp sechs Millionen Euro – die Absatzmenge sank aber um weitere 5,5 Prozent. Auch hier wirken Wetter und Wirtschaftskrise. Letztere werde auch in der Rubrik Zahlungsausfälle immer sichtbarer, sagt Maxelon. Mancher Kunde zahle seine Rechnung nicht, die Insolvenzen von Unternehmen rissen ungewohnt große Löcher in die Bilanz.
Es ist das zweite Mal, dass Maxelon den Geschäftsbericht im Namen des Mainova-Vorstands kommentiert. Im Frühjahr 2024 war der aus Kassel abgeworbene Manager aber noch so neu im Amt, dass die damalige Gewinnsteigerung auf 148 Millionen Euro in Gänze seinem Vorgänger Constantin Alsheimer zuzuschreiben ist. Er hat auch heute Anteil am guten Ergebnis: Denn diesmal retteten die Beteiligungen Umsatz und Gewinn – und hier gehört die inzwischen von Alsheimer geführte Thüga zu den Unternehmen, die größere Anteile zum Gesamtergebnis von diesmal fast 118 Millionen Euro beigetragen haben. Im Vorjahr hatten die Beteiligungen nur gut 70 Millionen Euro eingespielt.
Datacenter bringen Gewinn und Kosten
„Mainova ist strategisch sehr gut positioniert, wir haben ein wertvolles Beteiligungsportfolio“, sagt Maxelon. Als lukrativ hat sich 2024 die Datacenter-Tochter Mainova Webhouse erwiesen, deren Anteilsmehrheit die Frankfurter im vergangenen Jahr an den Vermögensverwalter Blackrock verkauft haben. Das hat ihnen einen zweistelligen Millionenbetrag eingebracht. Der Einstieg des Investors sichere Kapital und Know-how für das geplante Wachstum, sagt Maxelon.
Während sie auf der einen Seite also Geld einspielt, verursacht die Branche auf der anderen enorme Kosten: Nicht zuletzt zur Versorgung der Rechenzentren müssen Frankfurts Stromnetze kräftig ausgebaut werden – von den 2,5 Milliarden Euro, die Mainova bis zum Ende des Jahrzehnts investieren will, fließen 800 Millionen Euro in die elektrischen Leitungen, eintausend zusätzliche Kilometer müssen bis 2040 verlegt werden.
Das Fernwärmenetz soll im gleichen Zeitraum um 450 Kilometer auf dann 700 Kilometer anwachsen. 700 Millionen Euro sind dafür in den nächsten fünf Jahren vorgesehen. Zuletzt sind vor allem die neuen Hoch- und Geschäftshäuser in der Innenstadt als Abnehmer hinzugekommen, sagt Maxelon. Von diesem Sommer an könnten zunehmend private Hausbesitzer ans Netz kommen: Mainova lässt Anschlussleitungen für 60 städtische Immobilien verlegen, sie gelten als Ankerkunden. „Wer an diesen Trassen wohnt, hat Glück“, meint Maxelon und rät den Eigentümern, ihre Häuser anschließen zu lassen. Fernwärme sei ein „Rundum-sorglos-Paket“.
Sofern die Politik die Parameter nicht verändert, werde Fernwärme bald auch eine der günstigeren Optionen fürs Heizen sein, da ihr Preis anders als der für Gas nicht von der Verteuerung der CO2-Abgabe getrieben wird. Maxelon kommentiert den Auftakt der neuen Bundesregierung wohlwollend: „Der Koalitionsvertrag geht für die Energiewirtschaft in die richtige Richtung.“ Es sei richtig, dass im Zuge der Energiewende die Kosteneffizienz wieder in den Fokus gerückt werde und auch der Zeitdruck etwas abnehme.