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Abnehmspritzen: Gefahr durch gefälschte Medikamente – Panorama | ABC-Z

Es ist diese Zeit im Jahr, in der man sich selbst als besseren Menschen wünscht. Wobei die Verbesserung sich meist auf mehr Sport oder weniger Gewicht bezieht. Schöner, fitter und schlanker zu sein, ist eine so große Sehnsucht, dass vor allem im Westen, wo die Menschen zu viel konsumieren und sich zu wenig bewegen, immer häufiger zur Abnehmspritze gegriffen wird.

Ähnlich wie Viagra oder Botox, die eigentlich zu anderen Zwecken entwickelt wurden, ihre Hersteller aber stinkreich gemacht haben, wurden die Medikamente Ozempic und Wegovy, die für Menschen mit Diabetes und starkem Übergewicht zugelassen sind, in den vergangenen Jahren zur Lifestyle-Krücke für Abnehmwillige, die an ihrer Linie arbeiten wollen, ohne sich dafür zu schinden. So groß ist die Nachfrage, dass die Hersteller nicht mehr mit der Produktion nachkommen.

Ende Dezember warnte die US-Arzneimittelbehörde „Food and Drug Administration“ (FDA) die Verbraucher davor, gefälschte Versionen dieser Medikamente zu verwenden. Die FDA hatte in den USA Tausende Einheiten gefälschter Ein-Milligramm-Injektionen beschlagnahmt, einige könnten noch im Handel sein. Auch in Deutschland und Österreich sind bereits Fake-Pens aufgetaucht. In Österreich kam es dadurch zu Fällen mit schweren Nebenwirkungen.

Hier schließt sich ein Höllenkreis der Begehrlichkeit

Bereits vor einem Jahr beschlagnahmten neuseeländische Zollfahnder Abnehmspritzen, die in Bangladesch produziert wurden. Sie enthalten zwar Semaglutid, das zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels und des Appetits eingesetzt wird und das der Hauptbestandteil von Ozempic und Wegovy ist – aber dass nicht gepanscht wird oder die Nadeln bei den Fälschungen steril sind, garantiert niemand. Einer Recherche der Nachrichtenagentur Reuters zufolge tauchten Fake-Pens auch in Australien, Brasilien, Kenia, Usbekistan, Venezuela, Hongkong, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Großbritannien, der Schweiz und Irland auf, vertrieben über Online-Marktplätze. Hier schließt sich ein Höllenkreis der Begehrlichkeit, denn die Hersteller halten ihre Produkte natürlich möglichst teuer, und das ruft die Fälscher in ärmeren Regionen dieser Welt auf den Plan.

In Bangladesch werden nicht nur Markenklamotten hergestellt und auch gefälscht – die Arzneimittelherstellung ist der zweitgrößte Wirtschaftszweig des Landes. Daher liegt es nahe, sich auch in diesem Bereich etwas von dem vielen Geld zu sichern, das Menschen bereit sind auszugeben, wenn es um die eigene Erscheinung geht.  Auch „chinesische und indische Arzneimittelhersteller bereiten sich darauf vor, vom Ozempic-Hype zu profitieren“, berichtete Nikkei Asia am 7. Dezember. Der Markt für die Abnehmspritzen soll bis 2030 auf etwa 150 Milliarden US-Dollar anwachsen.

Der Wunsch abzunehmen, ist also einerseits ein globaler. Andererseits scheinen die Verbraucher auf Dauer nicht mehrere Hundert Euro monatlich für die Spritzen der Markenhersteller ausgeben zu wollen. Da das Gewicht schnell wieder nach oben geht, wenn man die Spritzen absetzt, entsteht eine fatale Abhängigkeit, und eine solche kann auf Dauer ins Geld gehen. Das billige Fake-Produkt ist laut Reuters zu einem Preis von etwa 55 Euro pro Monat erhältlich. Vielleicht sollte man es 2025 doch noch mal mit mehr Bewegung und weniger Konsum probieren.

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