Gesundheit

Abnehmen: So können ausgerechnet besondere Fettzellen gegen Übergewicht helfen |ABC-Z

Schlank dank besonderer Fettzellen: Eine internationale Forschungsgruppe hat eine neue Klasse von Helfern im Kampf gegen Übergewicht entdeckt – und zwar im menschlichen Körper. Das könnte sich in Zukunft für Therapien nutzen lassen.

Körperfett ist schlecht – diese Aussage gilt so nicht unbedingt. Eine internationale Forschungsgruppe beschreibt nun eine weitere Klasse von Fettzellen, die Energie verbrauchen, also gesünder machen. Diese sogenannten beigen Fettzellen nutzen dafür einen seltsamen Mechanismus: Sie vollführen scheinbar sinnlose biochemische Reaktionen, wie das Team im Fachjournal „Cell MetabolismLink wird in einem neuen Tab geöffnet“ berichtet.

Fast alle Menschen haben demnach diesen Zelltyp. Je mehr, desto schlanker sei man tendenziell und desto besser stehe es um die Stoffwechselgesundheit. Die Forscher hoffen, dass auf Basis der Erkenntnisse neue Therapien gegen Übergewicht und Stoffwechselstörungen wie Diabetes entwickelt werden können.

Dass Fett nicht gleich Fett ist, ist seit einigen Jahren bekannt. Der Mensch besitzt hauptsächlich weißes Fett, das als Energiespeicher dient und allzu oft in Form von Problemzonen an Bauch oder Hüfte in Erscheinung tritt. Braune Fettzellen sind in erster Linie bei Säuglingen aktiv. Sie produzieren Wärme und halten damit die Körpertemperatur aufrecht. Das braune Fettgewebe nimmt im Laufe des Lebens ab.

Beige Fettzellen wiederum können ebenfalls Wärme produzieren, das aber weniger gut als braune. Sie kommen auch bei Erwachsenen vor, eingestreut in das weiße Fettgewebe vor allem im Nacken- und Schulterbereich. Sie helfen, überschüssige Energie zu verbrauchen.

„Indem beige Fettzellen Energie in Wärme umwandeln, bauen sie überschüssiges Fett ab“, erklärt Erstautorin Tongtong Wang von der ETH Zürich. Mit Kollegen, darunter Forscher in Hamburg, Leipzig und Karlsruhe, beschreibt nun eine bisher unbekannte Art von beigen Fettzellen. Anders als die bisher bekannten beigen sowie die braunen Fettzellen erzeugt die neu charakterisierte Zellklasse Wärme nicht über das Protein UCP1.

Gesunde Fettzellen

Vielmehr nutzen diese Zellen eine Art Sisyphos-Mechanismus, wie die Forscher erläutern: Sie lassen bestimmte biochemische Prozesse scheinbar sinnlos hin- und herlaufen. „Futile cycles“ – nutzlose Stoffwechselzyklen – werden solche Prozesse demnach genannt. Für den biochemischen Haushalt bringen sie in der Summe nichts, verbrauchen aber Energie und erzeugen Wärme.

Vor allem zwei Umwandlungsprozesse laufen der Forschungsgruppe zufolge ab: Fette werden auf Hochtouren in ihre Bestandteile – die Fettsäuren – umgewandelt und ebenso schnell wieder neue Fette aufgebaut. Und das Molekül Kreatin wird in das verwandte Molekül Kreatinphosphat und direkt wieder in Kreatin umgebaut.

Das Forschungsteam hatte den neuen Typ beiger Fettzellen zunächst bei Mäusen und anschließend im Fettgewebe von Menschen nachgewiesen. Wie viele solche Futile-Cycle-Fettzellen es jeweils gebe, sei von Mensch zu Mensch unterschiedlich, hieß es. Aber fast jeder habe sie – und das sei gut für die Gesundheit: „Sie wirken positiv gegen Stoffwechselkrankheiten und Übergewicht“, so Mitautor Anand Sharma, Postdoktorand an der ETH.

Denkbar ist den Wissenschaftlern um Christian Wolfrum von der ETH zufolge, solche beigen Fettzellen medizinisch zu nutzen. Diese etwa Menschen zu transplantieren, die nur wenige davon haben und unter Stoffwechselkrankheiten oder Gewichtsproblemen leiden. Oder eben Medikamente zu entwickeln, durch die sich die beigen Fettzellen – die oft inaktiv sind – aktivieren lassen. Ähnliche Ansätze gibt es bereits für braunes Fett.

Solche Medikamente könnten zur Behandlung von Menschen mit hohem Blutzuckerspiegel oder von ehemals übergewichtigen Menschen, die ihr Gewicht durch eine Operation oder auf andere Weise reduzierten, eingesetzt werden. „Die Aktivierung ihrer beigen Fettzellen könnte ihnen helfen, dauerhaft ein geringeres Körpergewicht zu halten“, meint Sharma.

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