Abfallentsorgung in Fürstenfeldbruck: Werbung für die Biotonne – Fürstenfeldbruck | ABC-Z
Jakob Drexler, ÖDP-Kreisrat und Kreisreferent für Wertstoffe und Abfall, versteht sein Engagement nicht als das eines idealistischen Weltverbesserers. Aber der ehemalige Siemens-Techniker und Solarfachberater kann eines: beharrlich für das Ziel kämpfen, Wertstoffe nicht länger zu vergeuden, und dabei auch mal lästig werden. Mit dieser Strategie setzte er im Kreistag die Einführung der Biotonne zum 1. Januar 2025 durch.
Bis es so weit war, leistete er über zehn Jahre im Kreistag unbeirrt Überzeugungsarbeit. Der Referent für Wertstoffe verbindet mit dieser Neuerung mehr als nur die Umstellung des bisherigen Biomüll-Sammelsystems von ungeliebten und unpraktischen Papiersäcken auf braune Tonnen. Für ihn ist dies nur der erste Schritt, um im Landkreis die hier anfallenden organischen Abfälle als weitere erneuerbare Energiequelle neben Windkraft und Sonnenenergie zu nutzen.
Verarbeitet wird Abfall aus Fürstenfeldbruck, Dachau und Starnberg
Auf die Biotonne soll nämlich in zwei bis drei Jahren als zweiter Schritt der Bau einer Vergärungsanlage in Maisach erfolgen. In der sollen pro Jahr 35 000 bis 40 000 Tonnen Biomüll aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau und Starnberg zu Gas und Kompost verarbeitet werden. Das Vorhaben befindet sich in der Planung. Erst als es Drexler gelang, mit Gutachten nachzuweisen, dass eine solche Anlage wirtschaftlich zu betreiben ist, hatte er gewonnen. Mit dieser Art von energetischer Verwertung lassen sich aus einer Tonne Biomüll bis zu 120 Kubikmeter Biogas gewinnen, die gereinigt problemlos ins Erdgasnetz eingespeist werden können. Laut Drexler lässt sich aus nur einer Bananenschale genug Strom erzeugen, um eine Glühbirne mit elf Watt 34 Stunden lang zu betreiben.
Dem Abfallreferenten ist bewusst, dass die neue Biotonne nur dann ein Erfolg wird, wenn es gelingt, die Bürgerinnen und Bürger von der Notwendigkeit zu überzeugen, die organischen Bestandteile ihres Abfalls in Zukunft konsequenter auszusortieren. Mit den 7500 Tonnen Biomüll, die bisher im Jahr mit dem Papiersack-System gesammelt werden, liegt der Landkreis weit hinter den Ergebnissen in Dachau oder Starnberg, die bereits eine Biotonne haben. Vor allem wäre das bisherige Aufkommen viel zu gering, um damit eine eigene Vergärungsanlage zu betreiben.
Im Landkreis landen nämlich zurzeit pro Einwohner im Jahr nur etwa 23 Kilogramm organisches Material in den Papiersäcken. Der weitaus größere Teil, nämlich im Durchschnitt ein Drittel der zurzeit etwa 135 Kilogramm Restmüll eines jeden Landkreisbewohners, besteht ebenfalls aus organischen Stoffen. Das heißt, mit dem Restmüll werden nach wie vor pro Kopf und Jahr 43 Kilogramm Küchen- und Speisereste in den Müllöfen in Geiselbullach verbrannt. Da diese Abfälle zu etwa 50 Prozent aus Wasser bestehen, ist deren Verbrennung wegen des damit verbundenen hohen Energieeinsatzes unwirtschaftlich. Zudem könnte die Biotonne dazu beitragen, das Restmüllaufkommen erheblich zu verringern.
Eine Ausnahme gibt es für Eigenkompostierer
Solche Überlegungen erläuterte Drexler kürzlich bei einem Informationsabend des Bundes Naturschutz im Gröbenzeller Bürgerhaus. Annähernd 80 Prozent der Landkreise haben bereits eine Biotonne eingeführt, wie es das Kreislaufwirtschaftsgesetz vorsieht. Deren Nutzung erfolgt nicht freiwillig, sondern ist Pflicht. Eine Ausnahme gibt es nur für Eigenkompostierer, die beim Abfallwirtschaftsbetrieb eine Befreiung beantragen müssen.
Nur Kleinmengen nicht holzartiger Gartenabfälle dürfen in der Biotonne entsorgt werden. Ansonsten muss Grüngut aus Gärten generell weiterhin zu den hierfür vorgesehenen Sammelstellen im Landkreis gebracht werden. Dort landen im Jahr etwa 15 000 Tonnen Biomasse, die nach Egg transportiert und in einer bereits bestehenden Anlage zu Biogas verarbeitet werden. Biomüll und Grüngut können nicht gemeinsam verarbeitet werden.
Biogas kann gespeichert werden
Laut Drexler wäre das aus Bioabfall gewonnene Gas zu schade, um damit Häuser zu beheizen. Benötigt wird es für andere Zwecke. Regional erzeugtes Biogas lässt sich speichern. Deshalb könnte es beispielsweise in Dunkelflauten, in denen weder ausreichend Wind- noch Sonnenstrom zur Verfügung steht, oder in Zeiten eines Spitzenbedarfs dazu betragen, mit Gasgeneratoren Lücken in der regionalen Versorgung zu schließen. Um die Energiewende zu schaffen, die den Kreisrat seit 20 Jahren umtreibt, werde jeder Energieträger benötigt.
Zur Verfügung stehen Biotonnen mit einem Fassungsvermögen von 60, 120 und 240 Litern, die alle 14 Tage geleert werden. Die Behälter gibt es kostenlos. Sie werden zurzeit verteilt. Deren Größe richtet sich nach dem jeweiligen Restmüllbehälter und sollte in etwa die Hälfte von dessen Volumen haben. Bei einem größeren Bedarf kann zusätzliches Biotonnenvolumen zugekauft werden.
Um Vorbehalte abzubauen, wirbt Drexler weiter für die Biotonne. Den nächsten Vortrag hält er am 9. Januar um 19 Uhr auf Einladung des Obst- und Gartenbauvereins im Sportlerheim Maisach.