Abbremsen, Verglühen, Teile-Regen – So soll Musk die ISS abstürzen lassen | ABC-Z
Musk soll ISS abstürzen lassen – Bauteile werden wohl auf die Erde fallen
Die US-Behörde Nasa hat Elon Musk den Auftrag erteilt, die Internationale Raumstation kontrolliert abstürzen zu lassen. SpaceX soll das „Deorbit-Raumschiff“ entwickeln, das die riesige ISS erst bremsen und dann verglühen lassen soll. Alles muss funktionieren.
Es ist der risikoreichste Auftrag, den die NASA zu vergeben hat: Die Internationale Raumstation ISS soll in sechs Jahren kontrolliert auf die Erde stürzen und der erwartete Trümmerregen hoffentlich im Südpazifik niederprasseln.
Dieses Schlüsselprojekt hat die US-Weltraumbehörde jetzt an das private US-Raumfahrtunternehmen SpaceX des Milliardärs Elon Musk vergeben. Entwickelt werden soll ein Absturz-Vehikel, das die ISS 2030 aus dem Orbit holt. Die Kosten werden mit 843 Millionen Dollar beziffert.
Noch nie trat ein von Menschen gebautes Objekt von der Größe der ISS in die Erdatmosphäre ein. Die Raumstation hat in etwa die Abmessungen eines Fußballfelds und ist 450 Tonnen schwer. Seit 2000 ist die Internationale Raumstation permanent von Menschen bewohnt und umkreist in etwa 400 Kilometer Höhe die Erde.
Aber ihre Einsatzzeit neigt sich dem Ende zu, zumal Russland eigene Pläne hat und auch die USA mit Privatunternehmen neue Raumstationen planen. Nach alten Überlegungen sollte Russland mit Progress-Kapseln für den ISS-Absturz sorgen. Aber das ist hinfällig.
Seit längerem gibt es daher bei der Nasa Vorbereitungen, wie die ISS mit ihren Modulen und Komponenten aus den USA, Russland, Europa, Japan und Kanada am Ende ihrer Einsatzzeit aus dem All geholt werden kann. Dazu soll ein unbemanntes Raumschiff angekoppelt werden. Dessen Triebwerke sollen dann die Fluggeschwindigkeit der ISS im Weltall stark abbremsen, sodass sie in dichtere Schichten der Atmosphäre eintritt.
Dort soll dann den Erwartungen zufolge der Großteil der ISS samt dem Abbrems-Vehikel verglühen. Aber besonders hitzebeständige Bauteile werden wohl auf die Erde fallen. Sie sollen aber keinesfalls Metropolen oder dichtbesiedeltes Gebiet treffen.
Auch die MIR endete im Südpazifik
„Die Gefährdung von bewohnten Gebieten soll vermieden werden“, heißt es in dem Auftrag an SpaceX. Musks Unternehmen soll das sogenannte De-Orbit-Raumschiff entwickeln und die US-Raumfahrtbehörde wird es dann während der Mission betreiben.
Die Nasa sprach in einer 2022 veröffentlichten Ausschreibung für das benötigte Bremsabsturzvehikel von einer „must work function“, also einem Ablauf, der zwingend „funktionieren muss“. Tatsächlich baut das führende US-Raumfahrtunternehmen SpaceX mit seinem Falcon9-Modell eine Rakete, die extrem zuverlässig und in kurzen Abständen startet.
Zudem wird aktuell die weltgrößte Rakete Starship erprobt. Welches Modell und Triebwerk Elon Musk für den ISS-Absturz wählt, ist noch nicht bekannt.
Anhaltspunkte für den Absturz der ISS liefert das Ende der von der Sowjetunion erbauten Raumstation „Mir“. Sie umkreiste von 1986 bis 2001 die Erde. Mit knapp 125 Tonnen war die „Mir“ erheblich kleiner als die ISS, aber es schlugen noch Hunderte Trümmerteile mit etwa 40 Tonnen Gewicht auf einer Gesamtlänge von etwa 1500 Kilometer im Südpazifik ein. Menschen kamen damals nicht zu Schaden.
Mit dem Ende der ISS wird die Geschichte von ständig bemannten Raumstationen im All nicht vorbei sein. China umkreist mit einer Raumstation inzwischen auch die Erde. Und die USA werden künftig mit privaten Raumstationen im All vertreten sein.
Zu den Unternehmen, die private Raumstationen als Alternative zur ISS betreiben wollen, gehört Axiom Space. Soeben hat Bayern eine Absichtserklärung mit der US-Firma über eine Zusammenarbeit bei Aktivitäten im erdnahen Orbit unterzeichnet. Bayern hofft, dass Axiom seine künftige Europa-Zentrale im Freistaat ansiedelt.