A99 München-Ost: Brücke zwischen Vaterstetten und Haar wird abgerissen – schon ab Oktober – Landkreis München | ABC-Z

Für Zehntausende Pendler im Münchner Osten ist es die Hiobsbotschaft schlechthin: Die Brücke der B304 über die A 99 bei Grasbrunn muss abgerissen und neu errichtet werden. Mit drei Jahren Bauzeit wird gerechnet, und zwar bereits von Oktober an. Eine Behelfsbrücke soll während der Bauarbeiten den Verkehr aufnehmen. Das wurde jetzt über das Rathaus in Grasbrunn bekannt, das bei der Autobahn GmbH des Bundes nachgefragt hatte. Gemessen an der Größe des Bauwerks und der Bedeutung der Sperrung kommt diese Information kurzfristig und für viele unerwartet.
Man wisse auch erst seit Kurzem Bescheid, sagt auf Anfrage Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD). „Wir waren in keinster Weise involviert.“ Auch im benachbarten Haar, wo die B304 als stark befahrene Durchgangsstraße mit ihren Autokolonnen den Ort zerschneidet, sagt Kollege Andreas Bukowski (CSU). „Es hat uns schon überrascht.“ Er sei gespannt, was auf die Menschen bis 2028 zukommt. „Das ist ein ganz schöner Einschnitt.“
Die Autobahnbrücke an der Anschlussstelle Haar der A99 gehört zu den zentralen Bauwerken im Münchner Verkehrsnetz. Sie überspannt den Autobahnring München-Ost an einer neuralgischen, fast täglich oben wie unten von Staus geprägten Stelle. Mehr als 150 000 Fahrzeuge bewegen sich auf der gerade im Ferienverkehr stets überlasteten Autobahn, die die zentrale europäische Nord-Süd-Tangente im Osten Münchens ist. Lastwagen stehen in dem Bereich oft zweispurig, und das nicht selten für Stunden. Da dürfte manchem am Steuer beim Blick nach oben auffallen, dass an der Brücke an einigen Stellen der Beton abplatzt und die Stahlarmierung hervortritt. Die Autobahn GmbH plant nun vorsorglich, unter der Brücke Netze aufzuspannen, damit keine Betonteile auf Fahrzeuge fallen. Der Verkehr könne vorerst ohne Einschränkungen weiterfließen, heißt es von dort.
Der Vorgang verwundert. Die Autobahn GmbH selbst hat noch gar keine Mitteilung zu dem Großvorhaben verschickt, wie die Pressestelle auf Anfrage bestätigt. Bei einer „routinemäßigen Bauwerksprüfung“ seien die Schäden aufgefallen, heißt es. Dabei geht es um ein wichtiges Bauwerk und ein brisantes Thema. Spätestens seit dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden im September 2024 ist bekannt, wie es um viele Brücken in Deutschland bestellt ist. Das gilt besonders für den Raum München und die Ostumfahrung, wo der Verkehr seit Jahrzehnten stetig zunimmt. Viele Bauwerke sind älter als 50 Jahre und durch Verkehrsmengen belastet, die für sie gar nicht vorgesehen waren. Sie stünden unter besonderer Beobachtung, wie die Straßenbaubehörden zuletzt immer wieder bekundeten.
Ganz unabhängig von solchen akuten Brennpunkten ist die A99 im Osten von München seit Jahren eine gewaltige Wanderbaustelle mit all den damit zusammenhängenden Folgen, weil sie Zug um Zug auf acht Spuren ausgebaut wird. Eine Brücke nach der anderen wird erneuert. Im größten und bedeutendsten Bauabschnitt zwischen Kirchheim und Haar laufen die Planungen gerade noch. Die Brücke bei Haar hat man dabei natürlich auch auf dem Schirm. Nun sieht man sich aber gezwungen, das Bauwerk vorzeitig abzureißen.
Nach aktuellem Stand beginnen die Vorbereitungen für den Abriss der Brücke, die in diesem Bereich wegen Auf- und Abfahrten auf die Autobahn siebenspurig ist, wohl bald nach den Sommerferien im Oktober. Erst wird gerodet und werden Leitungen neu verlegt. Dann muss erst eine Behelfsbrücke errichtet werden, die als Stahlplattenträgerkonstruktion über den Winter bis ins Jahr 2026 hinein südlich der bestehenden Überführung über die A99 entsteht und alle Fahrspuren aufnehmen soll. Von Mitte 2026 an soll dort der Verkehr fließen.
Der Radweg an der B304 wird mit dem Bau der Behelfsbrücke bereits gesperrt. Wie das Rathaus Grasbrunn mitteilt, ist die Deutsche-Bahn-Tochter DB Infra GO einbezogen; es solle eine sichere Umleitung für den Radverkehr geschaffen werden. Die alte Brücke solle von Herbst 2026 an abgerissen werden. Dann steht im Raum, die A99 nachts für Bauarbeiten auch mal komplett zu sperren.

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Die unmittelbar betroffenen Kommunen wie Haar und Vaterstetten erfuhren von alldem über Grasbrunn. Von der Autobahn GmbH hieß es am Donnerstag, nähere Aussagen zur Baustelle könne man aktuell nicht treffen, auch nicht zum Ablauf der Arbeiten und auch nicht dazu, warum der schlechte Zustand der Brücke so plötzlich Thema sei. Haars Bürgermeister Bukowski zeigt sich verwundert über die spärlichen Nachrichten. Sonst stünden hinter Bauvorhaben an der Autobahn immer jahrelange Planungen und es gebe frühzeitig Zwischenmeldungen, was vorgesehen sei. Die Brücke scheine marode zu sein, sagt Bukowski. Anders sei das alles nicht zu erklären. „Nächste Woche ist ein Ortstermin.“
Dann werden die Kommunen über die Abwicklung der Baustelle unterrichtet. Angeblich soll die Behelfsbrücke den gesamten Verkehr aufnehmen können, sagt Grasbrunn Bürgermeister Korneder. Er stelle das mal vorsichtig infrage. „Ich gehe davon aus, dass man den Verkehr merken wird.“