WM-Silber und Rekord – Amanal Petros und sein Marathon-Märchen 2025 | ABC-Z

AUDIO: Das Wahnsinnsjahr des Amanal Petros (1 Min)
Stand: 25.12.2025 09:57 Uhr
Der Marathon-WM-Zweite Amanal Petros hat einen der größten Sportmomente 2025 geliefert. Mit seinem Sensationssilber von Tokio im furiosen Fotofinish hat der Athlet von Hannover 96 deutsche Sportgeschichte geschrieben. Der Rekordlauf von Valencia krönte das Traumjahr des 30-Jährigen.
Im Glutofen von Tokio war Gold zum Greifen nahe für Amanal Petros. Drei, vier Meter Vorsprung hatte der Deutsche auf der Zielgeraden nach über 42 Kilometern Schinderei vor Alphonce Felix Simbu aus Tansania. Die Schmerzen des Schlusssprints waren dem 30-Jährigen ins Gesicht geschrieben, einmal, zweimal schaute sich Petros zu seinem Konkurrenten um und warf sich schließlich ins Ziel – mit dem Siegerband für den Marathon-Weltmeister in den Händen.
“Dass ich die WM-Silbermedaille gewonnen habe, ist für mich ein riesengroßes Geschenk.”
Amanal Petros
Bange Augeblicke später ließ er es fallen und fasste sich fassungslos an den Kopf. Auf der Anzeigetafel leuchtete die Gewissheit auf: Gold für Simbu, Silber für Petros. Nach Auswertung des Zielfotos fehlten dem Deutschen gerade einmal drei Hundertstelsekunden zum Titel. Es war die bislang knappste Entscheidung in der Geschichte des WM-Marathons – und eine wie sonst im Sprint.
Video:
Petros holt Marathon-Silber nach Fotofinish – der Schlussspurt (2 Min)
“Hätte, hätte, Fahrradkette”
“Die letzten 100 Meter dachte ich wirklich, ich habe Gold. Simbu hat mich von hinten überrascht”, blickt Petros im NDR Interview auf den bisher größten, aber direkt danach auch schmerzlichsten Moment seiner Karriere zurück. “Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen und nachgedacht: ‘Man, man, man, das hätte anders laufen können'”, erinnert sich 30-Jährige, schiebt dann aber mit einem breiten Lächeln hinterher: “Aber hätte, hätte, Fahrradkette.”
Postiv denken und dankbar sein, das zeichnet den gebürtigen Eritreer aus, der 2012 aus Äthiopien nach Deutschland flüchtete. Im Laufen fand Petros etwas Leichtigkeit und seinen Weg zur Integration in ein neues Leben.
Video:
Marathon-Vize-Weltmeister Petros: Glücklich auch ohne WM-Gold (2 Min)
Petros: “Silbermedaille ein riesengroßes Geschenk”
Nun hat Petros deutsche Sportgeschichte geschrieben. “Dass ich die Silbermedaille gewonnen habe, ist für mich ein riesengroßes Geschenk. Deshalb bin ich nicht enttäuscht”, sagt der für Hannover 96 startende Ausnahme-Läufer. “Ich habe einen kleinen Fehler gemacht, weil ich auf den letzten 15 Metern nach hinten geguckt habe. Ich nehme das als Erfahrung für später mit, damit ich den Fehler nicht wiederhole.”
Deutscher Rekord in Valencia
Anfang Dezember auf dem schnellen Kurs von Valencia lieferte Petros eine tadellose und taktisch kluge Vorstellung ab. Nicht einmal drei Monate nach seinem Sensationssilber von Tokio holte er sich in Spanien als Zweiter mit einer Zeit von 2:04:03 Stunden den deutschen Rekord deutlich von Samuel Fitwi zurück.
Aus dem Loch nach Tokio herausgekämpft
Die Krönung eines Traumjahres, die beinahe ausgefallen wäre. “Ich wollte den Valencia-Marathon schon fast absagen”, erklärt Petros die teilweise harten Tage nach dem Triumph von Tokio. “Da bin ich in ein Loch gefallen und es war schwer, wieder zurückzukommen.” Es sei eine “sehr, sehr lange Reise” gewesen.
Der Europarekord soll fallen
Aber eine, die sich lohnte. WM-Zweiter und deutscher Rekordhalter – wenn Petros in einem besinnlichen Moment sein Traumjahr Revue passieren lässt, dürfte er stolz und zufrieden sein. Und doch freut er sich schon jetzt aufs neue Jahr.
Denn die Reise soll weitergehen, den nächsten Meilenstein hat er schon im Blick: den Europarekord. In Valencia fehlte ihm keine halbe Minute zur kontinentalen Bestmarke des Belgiers Bashir Abdi aus dem Jahr 2021 (2:03:36). Nach vorne schauen, nicht mehr zurück, zumindest im Rennen – das hat Petros die WM gelehrt. Gut möglich, dass seinem besonderen Jahr 2025 ein ebenso glanzvolles 2026 folgen wird.

























