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Papst Leo XIV.: Deutsch lernen auf Duolingo – Gesellschaft | ABC-Z

Einsam wacht in stillen Nächten Leo XIV. Der Papst, er ist ja auch ein Irdischer, und wie Millionen Gläubige und Ungläubige auf der ganzen Welt scheint er keinen gesegneten Schlaf zu haben. Aufmerksame Nutzer der Sprachlern-App Duolingo jedenfalls haben bemerkt, dass dort vor Kurzem zur besten Wolfsstunde um drei Uhr ein Account reaktiviert wurde, der eine Zeit lang brach gelegen war: @DrPrevost. Aha, ist das nicht überdies der gleiche Name, mit dem der Pontifex noch als Robert Prevost seit 2011 auf dem damaligen Twitter unterwegs gewesen war? Lernt er nicht geradezu begeistert Sprachen, parliert neben seiner Muttersprache mühelos auf Spanisch, Portugiesisch, Französisch und Italienisch? Er wolle jetzt Deutsch können, wurde gemunkelt. Really? Die Sprache der Dichter, Denker und Zungenbrecher? Der der Papst-Landsmann Mark Twain einmal einen ganzen Essay widmete: „Die schreckliche deutsche Sprache“?

Es gibt dazu keine offizielle Bestätigung des Vatikans, ein nachts daddelnder Papst, der sich tagsüber unter anderem dem Weltfrieden widmen soll, das sind vielleicht nicht die Nachrichten, die man um die Weihnachtszeit verbreiten möchte. Da geht es um den Erlöser der Menschheit, da sollten grammatikalische Feinschmeckerfragen des Germanischen („Was ist der Plural von Tunnel?“ „Heißt es ‚wegen des Wetters‘ oder ‚wegen dem Wetter‘?“) nicht weiter erörtert werden.

Zum Glück aber gibt es eine dem Papst nahestehende Plaudertasche. Die beobachteten Nachtaktivitäten von @DrPrevost? Seien zweifellos unweit des Petersplatzes zu verorten, bestätigte dessen Bruder gegenüber dem Online-Medium National Catholic Reporter, denn, tatsächlich, Leo XIV. lerne „gerade Deutsch“. Eine Nachricht, die das katholische Domradio (Werbeclaim: Der gute Draht nach oben) nicht nur freudig weiterträgt, sondern noch kundig anzureichern weiß: Erst im Oktober habe Leo XIV. bei einer Generalaudienz eine deutsche Pilgergruppe begrüßt, die Städtenamen „Münster“, „Köln“ und „Dresden-Meißen“, seien ihm dabei „weitgehend akzentfrei“ über die Lippen gekommen. Zwei Umlaute, ein scharfes s: Damit ist der Gute auf der Duolingo-App vermutlich auf dem Weg zur Diamant-Liga.

Ein sich des Deutschen bemächtigender Pontifex, das sind herzerwärmende Nachrichten in Zeiten, in denen deutsche Wertarbeit auch nicht mehr das ist, was es mal war, die Wirtschaft überhaupt abrauscht und der „Herbst der Reformen“ zu einem Stillstand des Winters geworden ist. Wenigstens unsere Sprache haben wir noch! Sie ist Unkenrufen zum Trotz großartig. Die britische Linguistin Susie Dent (würde Mark Twain noch leben, sollte er jetzt aufmerksam zuhören) hat sie einmal die „schönste der Welt“ genannt; sie sei so „lyrisch und tiefgründig“, ein „sprachliches Lego“, unendliche Worte ließen sich zusammenbasteln, „Torschlusspanik“, „Kopfkino“ und „Fingerspitzengefühl“ gehören zu Dents Favoriten. Nur in dieser Sprache lässt sich in einem kompakten Wort sagen, was der Papst ganz augenscheinlich ist: ein „Sprachwunder“.

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