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Aquakultur: Wie nachhaltig ist Zuchtfisch? | ABC-Z

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Weihnachtsgeschäft mit Lachsforellen (4 Min)

Stand: 16.12.2025 17:00 Uhr

Weltweit sind viele Fischbestände bedroht. Aquakultur kann helfen, die Wildbestände zu entlasten. Doch auch Zuchtfisch ist nicht immer empfehlenswert. Worauf sollten Verbraucher beim Kauf achten?

Die weltweite Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten ist riesig, zahlreiche Bestände gelten daher als überfischt. Aquakulturen, in denen Fisch, Muscheln und Garnelen gezüchtet werden, sollen helfen, den großen Bedarf zu decken. Bereits mehr als die Hälfte der Fische und Meeresfrüchte, die wir essen, stammt aus Aquakultur. Doch die Aufzucht und Haltung der Tiere ist häufig problematisch und wenig nachhaltig.

Aquakultur: Oft Wildfang als Futter eingesetzt

Für die Fütterung von Raubfischen wie Lachs oder Forelle wird häufig Wildfang oder Beifang aus dem Meer eingesetzt. So trägt die Aquakultur dazu bei, dass noch mehr Fisch gefangen wird. Laut Angaben der Deutschen Umwelthilfe werden derzeit fast 20 Prozent des weltweit gefangenen Fisches zu Fischmehl und -öl verarbeitet. Abnehmer sind zu großen Teilen Aquakulturen.

Lange Transportwege verschlechtern Öko-Bilanz

Vor allem Garnelen stammen häufig aus Zuchtbetrieben in Asien und haben lange Transportwege hinter sich.

Bis die Meerestiere aus Aquakultur bei uns im Handel landen, legen sie oft lange Wege zurück. Lachs kommt meist aus Norwegen, Garnelen und Muscheln stammen häufig aus Aquakulturen in Südostasien oder Süd- und Mittelamerika, etwa aus Honduras, Ecuador, Indonesien oder Vietnam. Sie sind bis zu 12.000 Kilometer weit gereist und haben daher eine schlechte Öko-Bilanz.

Vorbeugender Antibiotika-Einsatz in Europa verboten

Aquakultur bringt noch weitere Probleme mit sich: Durch die Tierhaltung fallen große Mengen an Kot und Urin an, die teils ungefiltert in Meere oder Flüsse gelangen.

Da die Tiere auf engem Raum zusammenleben, sind sie besonderem Stress ausgesetzt, Krankheiten können sich schneller ausbreiten. Bis vor wenigen Jahren wurden in Europa vorbeugend Antibiotika eingesetzt. Mittlerweile ist dies in der EU verboten.

Zuchtlachs aus Norwegen in der Kritik

Roher Lachs auf einem Holzbrett.

Lachs stammt häufig aus norwegischer Aquakultur. Das Land zählt weltweit zu den größten Produzenten.

Seither habe sich sowohl in der EU als auch in Norwegen die Situation deutlich verbessert, so die Verbraucherzentrale. Weiterhin Kritik übt dagegen die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch: Sie hält die Zustände in den norwegischen Lachsfarmen für unhaltbar und forderte sogar einen Verkaufsstopp für Zuchtlachs aus Norwegen.

Antibiotika in Zuchtfisch aus Südostasien nachgewiesen

Vor allem bei Aquakulturen in Südostasien bleibt der Einsatz von Antibiotika weiterhin problematisch. So fanden so sich bei einer Untersuchung des Amts für Lebensmittelsicherheit in Baden-Württemberg 2024 sowohl Rückstände zugelassener Antibiotika in Mengen oberhalb der Höchstgrenzen sowie Rückstände von Substanzen, die in der EU nicht zugelassen oder verboten sind.

Zerstörung von Naturräumen durch Aquakultur

Ein weiteres Problem der Aquakultur sind die sogenannten Escapees, also Tiere, die aus den Zuchtanlagen in die freie Wildbahn entweichen und die natürlichen Ökosysteme gefährden. In einigen Ländern werden durch die Aquakultur außerdem wertvolle Naturräume zerstört. So wurden etwa zahllose Mangrovenwälder für die Garnelenzucht gerodet.

Welche Siegel sind empfehlenswert?

Ein frischer Karpfen auf Eis.

Eine gute Wahl: Karpfen aus regionalen Zuchtbetrieben.

Die Verbraucherzentrale sowie Umweltschutzverbände wie der BUND empfehlen, bei Zuchtfisch möglichst auf Produkte mit den besonders strengen Siegeln von Bioland und Naturland zurückzugreifen. Nur bei diesen Aquakulturen wird auf Fischmehl und -öl aus Wildfischen verzichtet. Bei Produkten mit dem EU-Logo ist das nicht der Fall. Ebenfalls eine gute Wahl sind laut Verbraucherzentrale regionale Zuchtbetriebe, etwa für Karpfen oder Forellen.

Nur bedingt empfehlenswert ist laut Verbraucherschützern Ware mit dem ASC-Siegel (Aquaculture Stewardship Council). Bei ihr muss die Herkunft des Fischfutters angegeben sein, allerdings darf auch Fischmehl und genmanipuliertes Futter verwendet werden. Außerdem sind bestimmte Anforderungen an Wasserqualität und Bestandsdichte zu erfüllen. Laut Einschätzung des BUND sind die Standards zu niedrig für eine wirklich nachhaltige Aquakultur.

Auf einem Stück Pergamentpapier liegen eine Forelle, zwei Lachssteaks und eine halbierte Zitrone.

Welcher Fisch ist ideal zum Grillen, welcher für Sushi? Ein Überblick über beliebte Speisefische und ihre Zubereitung.

Ein Stück Lachsfilet brät in einer gusseisernen Pfanne.

Die Verbraucherzentrale hat ihre Liste “Guter Fisch” aktualisiert. Sie hilft, beim Kauf nachhaltige Ware zu erkennen.

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