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Basketball: FC Bayern trennt sich von Trainer Gordon Herbert – Sport | ABC-Z

Wenn Gordon Herbert nicht gerade mit Basketball zu tun hat, verbringt er seine Freizeit gerne in seinem Haus in Finnland. Der Wald, die Ruhe, Holzhacken, das erinnert ihn an seine Heimat Kanada. Herbert, 66, hat das oft erzählt, als es darum ging, wie er nach dem Weltmeistertitel mit den deutschen Basketballern 2023 ins echte Leben zurückfand. Natürlich ist er auch leidenschaftlich gerne Coach, aber eben nicht nur: Dieser mitunter kauzige Mensch genießt den Alltag abseits des Trubels.

Möglich also, dass es ihn auch jetzt wieder in die finnische Einöde zieht, denn kurz vor dem Weihnachtsfest gibt es bei den Basketballern des FC Bayern eine gravierende Veränderung. Wie der Verein am Samstag mitteilte, verlässt der bisherige Chefcoach Herbert den deutschen Meister. Und zwar sofort.

Die Verkündung seines Abschieds verschickte der Münchner Klub überraschend am Wochenende zur besten Fußballzeit, aber sie dürfte etwas Anlauf gehabt haben. Der Kanadier und der Bundesliga-Tabellenführer Bayern, das blieb abgesehen vom heimischen Betrieb oft eine unglückliche Beziehung. So verständigte man sich kurz vor den Feiertagen nach einem „vertrauensvollen Austausch auf die vorzeitige Beendigung der Zusammenarbeit“, wie es heißt. Ursprünglich war Herberts Vertrag bis zum Ende der aktuellen Saison gültig.

Aber weil man international in arge Schwierigkeiten geraten ist, fiel der Entschluss nun „zum Wohle des Teams und des Vereins“, wie beide Seiten hervorheben. In der Euroleague lief es zuletzt gar nicht wohlig, dort sind die Bayern bis auf den vorletzten Platz abgerutscht, weshalb die Trennung in erster Linie eine Folge der vielen Niederlagen in diesem Wettbewerb sein dürfte. Mitte vergangene Woche trübte ein 74:76 beim Tabellenletzten Villeurbanne das Gesamtbild, am Freitag folgte in Monaco ein 77:103. Es war die achte Pleite in Serie und nicht die erste, die so kolossal deutlich ausfiel.

Der vor dieser Spielzeit angestrebte Einzug in die Playoffs ist nach nur fünf Siegen aus 17 Spielen derzeit so weit weg wie Finnland von Kanada. Bei aller gegenseitigen Wertschätzung bestanden offenbar auch unterschiedliche Ansichten über sportliche Fragen. Wer Herbert zuletzt etwa über NBA-Zugang Spencer Dinwiddie, 32, sprechen hörte, bekam andere Dinge zu hören als von Sportchef Dragan Tarlac. Dinwiddie sollte nach seiner Ankunft Ende Oktober das Spiel der Bayern lenken, aber Herbert schien unsicher zu sein, wie und auf welcher Position er den Amerikaner einsetzen soll. Tarlac wiederum vertrat die Ansicht: Ein so renommierter Profi (621 NBA-Einsätze) müsse überall helfen können.

So müssen die Bayern, bei denen nach Dirk Bauermann und Svetislav Pesic zum dritten Mal ein früherer deutscher Nationaltrainer rausfliegt, mitten in der Saison einen Nachfolger auftreiben. Dem Vernehmen nach ist eine Rückkehr des einstigen Coaches Andrea Trinchieri eine Option, der zwar auch in Belgrad im Gespräch ist, aber wohl zu hohe Gehaltsanforderungen für die Serben hat. Beim Bundesligaspiel am Sonntag gegen die Telekom Baskets Bonn betreuen das Team vorerst Herberts bisherige Assistenten. Ein neuer Cheftrainer soll bis zum nächsten Euroleague-Heimspiel am Dienstag gegen Tabellenführer Hapoel Tel Aviv gefunden sein.

Wer auch immer das ist: Er wird es schwer haben, das Europa-Projekt der Münchner noch geradezurücken. Es bräuchte eine ausgiebige Siegesserie, um im Hinblick auf die Playoffs noch einmal anzugreifen. Die war Herbert in der vergangenen Saison noch gelungen, aber nur auf nationaler Ebene. Er hatte im Anschluss an die Olympischen Spiele 2024 (Platz vier mit dem DBB) an der Isar übernommen und führte die Mannschaft in einem Finalkrimi gegen Ulm zum BBL-Titelgewinn 2025. Allerdings verpasste man auch in der vergangenen Spielzeit bereits die Playoffs der Euroleague, wo die Bayern längst Ambitionen für mehr haben.

Eine abgeschenkte Euroleague-Saison kann sich der FC Bayern nicht leisten

Noch eine abgeschenkte Euroleague-Saison möchte man sich im Klub offenbar nicht leisten. Zum Abschied hallen trotzdem versöhnliche Worte für Herbert nach. Man wolle „Gordie für seine Arbeit danken, er war gerade vergangene Saison für den enormen Zuwachs an Begeisterung für Basketball in München mitverantwortlich“, sagte Sportchef Tarlac. „Doch leider gibt es Situationen im Sport, die keinen anderen Weg als Veränderung erfordern.“

Die Personallage nach dem EM-Sommer, in dem mehrere Münchner Nationalspieler mit der deutschen Auswahl den Titel gewannen, die Verletzungen, den komplizierten Spielplan und zwischenzeitlich sein eigenes Fehlen wegen Krankheit – all das habe Herbert nicht zu verantworten, so Tarlac. „Dennoch sind wir nun sportlich am Punkt angelangt und dazu verpflichtet, der Mannschaft mit neuen Impulsen helfen zu müssen.“ Gordon Herbert dürfte freilich bald über sein Aus hinwegkommen. Er ist gleichzeitig kanadischer Nationaltrainer und strebt mit seinem Heimatland die Teilnahme an der WM 2027 in Katar an.

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