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Nachhaltigkeit an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: Klimaschutz und Innovation – Freising | ABC-Z

Auf ihrer Homepage nennt sie sich selbst „grüne Hochschule“ und das gilt nicht nur für ihr Fächerspektrum. Seit Jahren arbeitet die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) daran, Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht nur in der Lehre in den Fokus zu rücken. Biodiversität und erneuerbare Energien spielen auch direkt auf dem Campus eine zentrale Rolle. „Die HSWT sieht Nachhaltigkeit als ihren Kompass an“, sagt Präsident Eric Veulliet. Studierende sollen dies „mitnehmen und in ihrem späteren Berufs- und Lebensweg anwenden“. Was in den vergangenen Jahren alles passiert ist, das zeigt er bei einem Rundgang – und stellt einen seiner Lieblingsplätze vor.

Die HSWT zählt zu den Mitbegründerinnen des „Zentrums Hochschule und Nachhaltigkeit Bayern“ (Bayzen), das sich als Think-Tank versteht, um das Thema in der Gesellschaft, in der Ausbildung und am Campus selbst zu verankern. Veulliet hat die Vernetzung vorangetrieben. Nachhaltigkeit könne nur „im Miteinander gelingen“. Von Professorinnen und Professoren bis zu Studierenden können alle Ideen einbringen, „um Good-Practice-Beispiele auszutauschen“, erklärt er. Die Geschäftsstelle des Bayzen ist an der HSWT in Weihenstephan angesiedelt. Der Campus-Rundgang ist Teil eines Bayzen-Treffens.

Photovoltaik

Auf vielen ihrer Dächer hat die HSWT Photovoltaik-Module installiert, sogar auf der Nordseite. Die maximale Leistung liegt derzeit bei 571 Kilowatt Peak. Dieser Prozess soll weitergehen. PV-Anlagen sollen überall dort installiert werden, wo dies statisch möglich ist. Konkrete Projekte gibt es derzeit aus finanziellen Gründen allerdings nicht. Zudem sind weitere Untersuchungen erforderlich, geeignete Dächer müssten erst saniert werden.  In den vergangenen zwei Jahren investierte die Hochschule laut Veulliet zwei Millionen Euro in PV-Anlagen.

Am Gebäude A1 am Hofgarten empfahl der Planer eine Teilbelegung des Norddaches, weil der Strombedarf mit der Süd-, West- und Ostseite nicht gedeckt werden konnte. Der Ertrag ist nach Angaben des Planers etwa 20 Prozent niedriger als auf der Südseite. Die PV-Anlage auf dem Dach des „Zentrums für naturwissenschaftliche Grundlagen“ an der Ecke Vöttinger Straße/Am Staudengarten wird als praktisches Beispiel in Lehrveranstaltungen herangezogen, weil sie relativ leicht zugänglich ist.

E-Mobilität

Auf dem Maibaumparkplatz der HSWT am Weihenstephaner Berg stehen vier E-Ladesäulen mit acht Ladepunkten zur Verfügung. Für Mitarbeitende ist dies derzeit noch kostenlos. Ein Ziel hat die HSWT damit erreicht: Mehr und mehr Pendler seien inzwischen umgestiegen, sagt Veulliet. An den Vormittagen gebe es schon Engpässe. Von kommendem Jahr an gibt die Hochschule den Strom zum Einkaufspreis ab.

Hackschnitzelheizung

Seit etwa 20 Jahren verfügt die HSWT über eine Hackschnitzelheizung und spart dadurch laut Veulliet etwa 500 000 Liter Öl im Jahr ein. „Die alten Öltanks waren Monster.“ Etwa 70 Prozent des Bedarfs werden damit gedeckt, die restlichen 30 Prozent durch Fernwärme aus Zolling. Verwendet wird Material aus den Liegenschaften der HSWT, heißt es aus dem Umweltmanagement der Hochschule. Bei zugekauften Hackschnitzeln werde darauf geachtet, dass sie aus der Region stammen und dafür keine Wälder zum Beispiel in Rumänien abgeholzt werden. „Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen“, betont Veulliet.

Einer der ersten Holzbauten am Campus war das Lehrgebäude der HSWT an der Pappelallee. Präsident Eric Veulliet hält sich dort besonders gern auf.
Einer der ersten Holzbauten am Campus war das Lehrgebäude der HSWT an der Pappelallee. Präsident Eric Veulliet hält sich dort besonders gern auf. (Foto: Petra Schnirch)

Holzbau

Das Lehrgebäude an der Pappelallee aus dem Jahr 2005, oberhalb der Vöttinger Straße gelegen, ist eines der ersten Holzgebäude der HSWT und zugleich ein sehr eindrucksvolles. Es ist 160 Meter lang, innen erschließt den Bau ein ebenso langer, hoher Gang. „Holz als Baustoff ist unschlagbar“, sagt Veulliet. Er schätzt dieses Gebäude von Architekt Florian Nagler, es ist einer seiner Lieblingsorte am Campus. Einen Nachteil aber gibt es: Die Räume auf der Südseite heizen sich durch die großen Fenster schnell auf. Der Präsident verrät eine weitere Besonderheit: In dem langen Gang gibt es abends manchmal Bobbycarrennen, an denen er gern mal teilnehmen würde.

Nachhaltiges Grün

Der Hofgarten am Weihenstephaner Berg ist nicht nur eine Besucher-Attraktion, die HSWT nutzt ihn auch für Forschung und Lehre. In den vergangenen Monaten wurde er komplett umgestaltet. Die bisherige Bepflanzung mit einjährigen Frühlings- und Sommerblumen war zwar schön, aber sehr arbeitsintensiv. Außerdem schluckte sie viel Wasser – allein in den vier Sommermonaten 200 Liter Trinkwasser pro Quadratmeter, erklärt Swantje Duthweiler, wissenschaftliche Leiterin der Weihenstephaner Gärten. Künftig wird nicht mehr bewässert. Ein besonderes Substrat hält den Boden lange feucht und zwingt die Pflanzen, tiefer zu wurzeln. Auch hier will die HSWT Vorbild sein für künftige Landschaftsplaner, die in Weihenstephan studieren.

Die neue Bepflanzung im Weihenstephaner Hofgarten ist pflegeleicht und lehrreich für künftige Landschaftsplaner:  Die Stauden werden nicht mehr bewässert.
Die neue Bepflanzung im Weihenstephaner Hofgarten ist pflegeleicht und lehrreich für künftige Landschaftsplaner:  Die Stauden werden nicht mehr bewässert. (Foto: Petra Schnirch)
Das Pflanz-Konzept für den Hofgarten hat Swantje Duthweiler federführend entwickelt. Sie ist die wissenschaftliche Leiterin der Weihenstephaner Gärten.
Das Pflanz-Konzept für den Hofgarten hat Swantje Duthweiler federführend entwickelt. Sie ist die wissenschaftliche Leiterin der Weihenstephaner Gärten. (Foto: Marco Einfeldt)

Wenige Meter weiter, unterhalb des Wegs, der Richtung Lindenkeller und Stadtmitte führt, hat die HSWT 2021 zu ihrem 50. Geburtstag ein Arboretum angelegt und 50 Bäume gepflanzt, die nicht typisch für die Gegend sind. Ziel ist es zu testen, welche Arten im Klimawandel mit Hitzeperioden und Trockenheit zurechtkommen. Gestiftet wurden sie von Paten. Beweidet wird der Hang seit einigen Jahren mit Schafen.

Zertifizierung

Die HSWT hat bereits 2014 ein Umwelt- und Energiemanagement eingeführt. Seitdem erfolgten in vielen Bereichen deutliche Energieeinsparungen. Seit 2021 ist die HSWT zudem als erste staatliche Hochschule Emas-plus zertifiziert. Sie unterzog sich einem aufwendigen Prozess und darf sich jetzt nicht nur nachhaltig nennen, was einen schonenden Ressourcenverbrauch angeht, sondern auch im sozial-gesellschaftlichen Bereich. Mit dem Mitte November 2025 beschlossenen Klimaschutzkonzept sollen in den kommenden zehn Jahren über 60 Prozent der aktuellen CO₂-Emissionen eingespart werden.

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