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Bayerisches Kindermusical: Die Kuh im Kino ist Kult – Ebersberg | ABC-Z

Ganze elf Minuten dauert das Kinderlied von der Kuh, die ins Kino gehen will. Trotzdem bleibt das junge Publikum in den Sternschnuppe-Konzerten jedes Mal wieder bis zum Ende begeistert dabei. Klatscht mit, singt mit und drückt der tierischen Protagonistin ganz fest die Daumen, dass sie es schaffen wird. Dass ihr großer Wunsch in Erfüllung geht und sie am Ende ihrer abenteuerlichen Reise in einem Kinosessel sitzt – anstatt auf der immer gleichen Weide mit den immer gleichen, langweiligen Kuhkolleginnen.

„Es ist eben ein zeitloses Thema, eine Geschichte vom Mut und Glück haben“, sagt Werner Meier, der das Lied von der Kuh einst ersonnen hat. Und deswegen kommt offenbar das dazugehörige Musical nie aus der Mode. Seit nunmehr 20 Jahren tourt diese Produktion sehr erfolgreich durch die bayerischen Lande und ist obendrein fest im Spielplan des Münchner Lustspielhauses verankert. Immer wieder neue Generationen von Kindern wollen die wunderbare Geschichte von diesem kinoverliebten Rindvieh hören, sehen, lachen, mitfiebern. Die Kuh ist Kult, keine Frage.

Kein Duziduzi mit billigem Tralala: „Sternschnuppe“ macht richtig gute Musik für Kinder. Dahinter stehen Margit Sarholz und Werner Meier aus Ottenhofen. (Foto: Mohr Studios/oh)

Sternschnuppe – dahinter stecken Margit Sarholz und Werner Meier, ein Lebens- und Kreativpaar, das seit Jahrzehnten Lieder für Kinder schreibt und produziert. Und zwar kein Duziduzi mit billigem Tralala, sondern wirklich gute Musik.  Eine, die liebevoll handgemacht ist und stilistisch vielfältig, die Traditionen pflegt, aber auch Trends setzt. Die mit frech-verrückten Texten die Fantasie anregt. Das sind Kinderlieder, die sogar den Eltern gefallen. Wer schon mal mit kleinen Sternschnuppe-Fans im Stau gestanden ist, wird ein fröhliches Lied davon singen können.

In Ottenhofen, an der Grenze zwischen den Landkreisen Erding und Ebersberg, ersinnen Sarholz und Meier, inzwischen stolze Großeltern von drei Enkelinnen, immer wieder neue Hits für Kids, meist gemeinsam. Das Lied von der Kuh allerdings, sagt Sarholz, sei „ganz auf Werners Mist gewachsen“. Im Gewächshaus sei er damals gesessen, erinnert er sich, „und der Text ist einfach so aus mir rausgelaufen“. Vielleicht, weil ihn die Geschichte sehr an die eigene Mutter erinnert habe: eine Bäuerin, die ein, zwei Mal im Jahr ein schönes Gewand angezogen habe, und sich mit ihrem Handtäschchen aufgemacht habe in die große Stadt, um dort etwas zu erleben. Ein Motiv, das  Sarholz sofort angesprochen hat: „Ich selbst war auch mal ein neugieriges, mutiges Landei“, sagt sie und lacht. „Deswegen konnte ich mich mit dieser Kuh sofort identifizieren.“

Auf ihrer Reise in die große Stadt begegnet die Kuh (hier Philine Wagenführer) nicht nur zwei feierwütigen Knödeln, sondern auch einem scheinheiligen Metzger-Schwein (Martin Mantel).
Auf ihrer Reise in die große Stadt begegnet die Kuh (hier Philine Wagenführer) nicht nur zwei feierwütigen Knödeln, sondern auch einem scheinheiligen Metzger-Schwein (Martin Mantel). (Foto: Veranstalter)

2006 dann, vier Jahre später, erteilte das Stadttheater Ingolstadt dem Duo den Auftrag, aus dem Lied von der abenteuerlustigen Kuh ein Musical zu entwickeln. „Der Intendant hatte damals zwei kleine Fans daheim“, erklärt Meier grinsend. Und auch Till Hofmann vom schönen Münchner Lustspielhaus sei sofort aufgesprungen.  Also feierte die Kuh erst in Ingolstadt Premiere, kurz darauf in München.

In dem Musical wird der tolle Plot des Liedes auserzählt. „Die Arbeit daran war wie ein Feuerwerk, im Nu fertig“, erzählt Sarholz. Sechs Schauspielerinnen und Schauspieler gestalten hier in rasanten Rollenwechseln und einem lässig-originellen Bühnenbild ein skurriles Abenteuer. Die temporeiche Inszenierung stammt von Ruth-Claire Lederle. Und dazu spielt kein Playback wie bei den meisten Familien-Musicals, bei Sternschnuppe können Kinder eine echte Live-Combo erleben. Die Botschaft ist dieselbe wie im Lied: „Trau Dich was, dann ist das Glück mit Dir – eine schöne Ermutigung“, sagt Sarholz.

Das Musical-Ensemble spielt ein skurriles Abenteuer. Manche Mitglieder sind bereits seit 20 Jahren dabei. Hier zu sehen: Martin Wenzl, Janet Kyeyune, Sonja Welter, Philine Wagenführer, Martin Mantel und Bele Turba (von links).
Das Musical-Ensemble spielt ein skurriles Abenteuer. Manche Mitglieder sind bereits seit 20 Jahren dabei. Hier zu sehen: Martin Wenzl, Janet Kyeyune, Sonja Welter, Philine Wagenführer, Martin Mantel und Bele Turba (von links). (Foto: Veranstalter)

Das Erstaunliche aber ist: An der Produktion hat sich bis heute nichts verändert. Sie ist seit 20 Jahren dieselbe, sogar manche Ensemblemitglieder sind von Anfang an dabei. „Und das Stück ist herrlich analog geblieben, moderne Medien kommen quasi nicht vor“, sagt Meier. „Aber ich hab das Gefühl, das tut den Kindern richtig gut.“ Mal laut miteinander zu singen und zu lachen, das sei einfach schön für alle. „Solche Gemeinschaftserlebnisse sind ja eher selten inzwischen.“

Verändert habe sich auch der Umgang der Eltern mit ihrem Nachwuchs: „Früher haben die Kinder gezogen, inzwischen werden sie mehr geschoben“, sagt Sarholz. „So als könnten die Eltern das Größerwerden nicht abwarten.“ Wohl deswegen werde das Publikum in den Konzerten immer jünger. Die Kinder aber seien neugierig und begeisterungsfähig wie eh und je. „Sie haben einfach große Freude an lustigen Reimen, beschwingten Rhythmen und skurrilen Geschichten.“

Dass aber der Kuh ein derart langes, erfolgreiches Bühnenleben beschert sein würde, damit hätten die beiden Kinderliedermacher nicht gerechnet. „Wir haben damals, am Anfang, schon gehofft, dass da noch ganz viel nachkommt, aber solche Erwartungen wären völlig verwegen gewesen“, sagt Sarholz. Inzwischen mache die Kuh ja fast der Rocky Horror Picture Show Konkurrenz – „und das ist ein absolutes Geschenk!“

Familien-Musical „Die Kuh, die wollt ins Kino gehn“ (empfohlen ab vier Jahren): 14. Dezember und 4. Januar München, 11. Januar Ebersberg, 18. Januar Starnberg. Alle Termine und Infos unter www.sternschnuppe.de 

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