Markus Söder bei Caren Miosga: Mächtig gelassen, bis zur zweiten Halbzeit | ABC-Z

Der Kampf um die Macht verzerrt die Gesichtszüge. Wenn man die Macht aber einmal errungen hat (und je länger man sie dann ausübt), desto
gelassener kann man agieren. Alles erscheint dann, als sei es genau so immer
schon eingerichtet gewesen. Das verkrampfte Sich-beweisen-Müssen liegt hinter
einem. So sieht die Prämie auf den Machtbesitz aus: Sie erlaubt es, großzügig
und souverän den Raum zu füllen, statt verbissen und rechthaberisch um jeden
Zentimeter Platz kämpfen zu müssen.
Diesen traumähnlichen Zustand völliger Tiefenentspanntheit
scheint Markus Söder in der ARD bei Caren Miosga am Sonntagabend erreicht zu haben. In
einem Maß, dass es im ersten Teil der Sendung, dem Zwiegespräch zwischen der
Moderatorin und dem Ministerpräsidenten Bayerns, geradezu zu einem Rollentausch
kommt: Normalerweise sind es die Journalisten, die den Politikern vorwerfen,
keinen lebendigen Satz über die Lippen zu kriegen und sich durch Phrasen
herausreden zu wollen. Hier, in der ersten halben Stunde, hat man manchmal fast
Mitleid mit Caren Miosga, weil es ihre pflichtschuldig kritischen Fragen, ihr
berufsbedingtes hartnäckiges Nachfassen ist, das plötzlich nach Sprechzettel,
Phrase und Rollenprosa klingt, während Söders Antworten nachdenklich,
selbstreflexiv, ja selbstironisch wirken. Weil er nichts, womit er konfrontiert
wird, empört zurückweist, sondern es eher mit der Unaufgeregtheit und Weisheit,
die mit dem Alter kommt, relativiert und einordnet.





















