Bundesliga-Sonntagsspiele: HSV gewinnt Nordderby, BVB schlägt Hoffenheim – Sport | ABC-Z

Matchwinner Yussuf Poulsen sackte überwältigt auf die Knie, die wilde Rudelbildung nach dem feurigen Nordderby bekam der HSV-Held nur am Rande mit. Als sich die Gemüter dann beruhigt hatten, konnte die Party im Volkspark starten: Dank Super-Joker Poulsen und einem starken Finish hat der Hamburger SV das Prestige-Duell mit Werder Bremen noch gewonnen.
„Genau solche Spiele liebt man als Fußballer“, jubelte Poulsen nach seinem ersten Treffer für den HSV am DAZN-Mikrofon, der Derbyheld wollte so schnell es geht zu seinem Teamkollegen: „Darf ich jetzt feiern?“ Das durfte Poulsen nach dem wilden 3:2 (0:1) gegen den Erzrivalen dann auch. Der HSV versöhnte seine Fans mit dem umjubelten Erfolg gegen die ungeliebten Bremer auch für die Derby-Pleite gegen den Stadtrivalen St. Pauli zum Saisonbeginn, außerdem robbte der Aufsteiger in der Tabelle bis auf einen Punkt auf Werder heran und ist weiter 13. – vor allem dank der Heimstärke des Traditionsklubs. Das 3:2 war der zweite Heimsieg in Serie, insgesamt holte die Polzin-Elf 13 von insgesamt 15 Punkten zu Hause. Werder liegt mit 16 Zählern nur noch einen vor dem Erzrivalen.
Vor dem Siegtreffer von Poulsen waren Albert Sambi Lokonga (63.) und Luka Vuskovic mit einem Hacken-Traumtor (75.) für den HSV erfolgreich, die Treffer von Jens Stage (45.) und Justin Njinmah (78.) waren für Werder am Ende zu wenig. „Der HSV hat uns eine Menge abverlangt und dementsprechend auch verdient gewonnen“, sagte Werder-Trainer Horst Steffen.
„Es gibt nicht viele Duelle in Deutschland, die ähnlich elektrisierend sind“, hatte Polzin vor dem ersten Nordderby seit fast acht Jahren auf der großen Bundesliga-Bühne gesagt und auch die Fans machten ihr Team bei einer spektakulären Busankunft noch einmal heiß – die komplette Mannschaft stieg aus und ging die letzten Meter zum Stadion durch ein Spalier. Doch von Power und Leidenschaft war dann auf dem Platz erst einmal nicht viel zu sehen.Beide Teams beschnupperten sich vor 56 100 Zuschauern zunächst ausgiebig und versuchten bei bestem norddeutschen Schmuddelwetter keinen großen Fehler zu machen – Lokonga kam erst in der 39. Minute aus der Distanz zur ersten echten Torchance der Partie. Und als alle schon dachten es geht mit 0:0 in die Pause, stach Werder eiskalt zu.
Der Pyroshow vor der zweiten Halbzeit folgt ein Feuerwerk auf dem Platz
Hamburgs Nicolas Capaldo verlor auf der rechten Seite im Spielaufbau den Ball, Romano Schmid passte sofort zu Stage – und der Däne nutzte den freien Raum. Überlegt schloss der Mittelfeldmann aus rund 16 Metern zu seinem schon fünften Saisontor ab.
Vor der zweiten Halbzeit fackelten die HSV-Fans dann eine Pyroshow ab, auch die Spieler kamen mit ordentlich Feuer aus der Kabine. Immer wieder versuchten die Hamburger über Fabio Vieira schnell und direkt in die Spitze zu kommen, Werder hielt mit viel Leidenschaft dagegen – doch Bakery Jatta hatte bei seinem Bundesliga-Saisondebüt dennoch eine gute Möglichkeit (55.). Auf der anderen Seite prüfte Senne Lynen HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes (59.).
Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Der HSV machte mehr und mehr Druck, Lokonga behielt dann beim Ausgleich in einem Kuddelmuddel im Werder-Strafraum den Überblick und beförderte den Ball mit Wucht ins Tor. Vuskovic machte es kurz danach später artistisch – und traf per Hacke. Der HSV gab danach weiter Gas, musste aber erst einmal den Rückschlag durch Njinmah hinnehmen. Doch dann war Poulsen mit seinem ersten Ballkontakt zwei Minuten nach seiner Einwechslung noch zur Stelle.
Unterdessen hat Borussia Dortmund den schmerzhaften Pokal-K.o. weggesteckt und seine eindrucksvolle Heimserie in der Fußball-Bundesliga ausgebaut. Der BVB bezwang im Duell der Champions-League-Aspiranten die TSG Hoffenheim mit 2:0 (1:0) und festigte den dritten Tabellenplatz.
Julian Brandt (43.) und Nico Schlotterbeck (60.) sicherten Dortmund mit ihren Toren den achten Sieg im zehnten Bundesliga-Heimspiel in Folge ohne Niederlage. Das Team von Trainer Niko Kovac hält damit Kurs auf die Königsklasse, in der es am Mittwoch gegen den FK Bodö/Glimt aus Norwegen einen großen Schritt Richtung Achtelfinale machen könnte. Die Kraichgauer verloren dagegen erstmals seit April wieder ein Auswärtsspiel in der Liga.
Kovac bringt im Vergleich zum Pokal-Aus fünf Neue
TSG-Coach Christian Ilzer ließ seine Mannschaft nach dem 3:0 gegen den FC Augsburg unverändert, Kovac rotierte dagegen: Fünf Positionen in der Startelf wechselte er gegenüber dem 0:1 am vergangenen Dienstag gegen Bayer Leverkusen. Hinein kam unter anderem Torjäger Serhou Guirassy. Trotz seines Doppelpacks zuletzt in der Champions League gegen den FC Villarreal hinkt der 29-Jährige seinen eigenen Ansprüchen als Torjäger hinterher: Seit Mitte September hat er in der Bundesliga nur einmal getroffen.Nach dem Pokal-Aus im Achtelfinale – und dem vorzeitigen Ende des vermeintlich leichtesten Weges zu einem Titel – hatte Kovac von seiner Mannschaft gefordert: „Wir müssen die Enttäuschung ausradieren.“ Gleichzeitig hatte er vor Hoffenheim gewarnt: „Es kommt eigentlich die stärkste Mannschaft zu uns, die wir bisher bespielt haben.“
Nach sehr zerfahrenem Beginn versuchten beide Teams, über längere Ballbesitzphasen Sicherheit in ihr Spiel zu bringen. Doch sobald geradliniger nach vorne gespielt wurde, landete der Ball beim Gegner. Erste Aufregung gab es in der 21. Minute, als Guirassy nach einer Flanke von Yan Couto völlig frei zum Schuss kam, aber, von Vladimir Coufal gestört, zu Boden ging. Schiedsrichter Florian Badstübner ließ trotz heftiger Dortmunder Proteste weiterspielen. Eine Minute später kam Julian Brandt zur ersten Torchance – doch Oliver Baumann parierte.
Doch viel mehr passierte in der Folge nicht, so blieb der Unterhaltungswert ebenso niedrig wie das spielerische Niveau. Ilzer nahm das an der Seitenlinie deutlich entspannter zur Kenntnis als Kovac, der immer wieder versuchte, seine Spieler zu korrigieren. Der erste wirklich gelungene Angriff des BVB führte dennoch kurz vor der Pause zum 1:0. Nach Coutos Hereingabe drückte Brandt den Ball über die Linie.
Nach dem Wiederbeginn setzte Dortmund nach. Nach einem Querpass von Felix Nmecha grätschte Schlotterbeck den Ball regelrecht zum 2:0 ins Tor. Guirassy verpasste das 3:0, als er an die Latte schoss (90.).





















