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Seltene Ehre im Parlament: Steinmeier erklärt Briten mit Kultband-Hit die Liebe | ABC-Z

Seltene Ehre im ParlamentSteinmeier erklärt Briten mit Kultband-Hit die Liebe

Bundespräsident Steinmeier spricht im Westminister-Palast vor dem britischen Parlament. (Foto: picture alliance/dpa)

Während seines dreitägigen Staatsbesuchs in Großbritannien wird Bundespräsident Steinmeier eine besondere Ehre zuteil. Er darf im britischen Parlament eine Rede halten. Dafür nutzt das deutsche Staatsoberhaupt einen Titel der britischen Band Oasis.

Bei wichtigen Reden wie der von Frank-Walter Steinmeier vor dem britischen Parlament werden gerne bedeutende Staatsmänner oder Philosophen zitiert. Der Bundespräsident nutzte jedoch lieber den Songtitel einer englischen Kultband, um den Neuanfang des deutsch-britischen Verhältnisses nach dem Brexit zu beschreiben. “‘Don’t Look Back in Anger’, wie es so schön in einem der berühmtesten Songs von Oasis heißt”, sagte Steinmeier über die Devise, nach dem Austritt der Briten aus der EU nicht in Wut zurückzuschauen.

“Schauen wir also nicht zurück, sondern blicken wir gemeinsam nach vorn”, forderte Steinmeier die britischen Abgeordneten in seiner auf Englisch gehaltenen Rede auf. Und dies mit “der festen Überzeugung, dass wir gemeinsam mehr erreichen können als jeder alleine”.

Dass Steinmeier vor dem Parlament in London sprechen durfte, war eine seltene Ehre. Seine am Mittwoch begonnene, dreitägige Visite ist zudem der erste Staatsbesuch eines Bundespräsidenten im Vereinigten Königreich seit 27 Jahren.

Der Bundespräsident verband seinen Verweis auf Oasis mit Komplimenten an die Briten. Als “Don’t Look Back in Anger” vor ziemlich genau 30 Jahren erschienen war, sei dieser Britpop-Hit “der Soundtrack von Cool Britannia” gewesen. Als gutes Omen wertete der Bundespräsident indirekt, dass die Band diesen Sommer nach 16 Jahren Pause wieder zusammen auf der Bühne gestanden und Oasis damit “das größte popkulturelle Ereignis der vergangenen zehn Jahre” geschaffen habe.

Schließlich hätten 14 Millionen Menschen versucht, Tickets für die Oasis-Reunion-Tournee zu ergattern, und auf den Konzerten hätten Jugendliche die Hits der Bands gemeinsam mit ihren Eltern oder sogar Großeltern mitgesungen. Von dieser Schilderung sprang Steinmeier dann direkt wieder zum deutsch-britischen Verhältnis: “Unsere Beziehungen mögen sich geändert haben”, sagte er. “Aber, liebe Briten, die Liebe, sie ist geblieben.”

Steinmeier wies auf den im Juli zwischen Berlin und London geschlossenen Vertrag von Kensington hin, der die Zusammenarbeit auf eine neue Grundlage stellen soll. “Ein Vertrag, der nicht zurückblickt, sondern nach vorn.”

Dank für Aussöhnung

Steinmeier dankte den Britinnen und Briten für die Aussöhnung nach 1945. Das Vereinigte Königreich und Deutschland seien heute enge Verbündete. “Nach dem furchtbaren Unheil, das Deutsche in zwei Weltkriegen über den Kontinent gebracht haben, ist das keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Geschenk.” Steinmeier wurde mit langem Beifall begrüßt. Auch nach seiner auf Englisch gehaltenen Rede erhielt er viel Applaus.

Der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender begannen den zweiten Tag ihres Staatsbesuches im Vereinigten Königreich mit einer Kranzniederlegung am Grab von Königin Elisabeth II. im Schloss Windsor. Sie hatten im September 2022 auch am Staatsbegräbnis für die gestorbene Königin teilgenommen. Steinmeier und König Charles III. trafen sich anschließend mit ehrenamtlich Engagierten. König Charles und Königin Camilla verabschiedeten anschließend ihre deutschen Gäste.

Der Bundespräsident wird am Freitag, dem letzten Tag seines Staatsbesuchs, die Stadt Coventry besuchen. Die deutsche Luftwaffe hatte sie im Zweiten Weltkrieg mehrfach bombardiert und stark zerstört. Tausende Menschen starben bei den Luftangriffen oder wurden verletzt. In der Ruine der bei einem Luftangriff am 14. November 1940 weitgehend zerstörten Kathedrale wird Steinmeier am Vormittag einen Kranz niederlegen.

Zudem ist ein Treffen mit Soldaten der Royal Air Force und der deutschen Luftwaffe sowie ein Zusammentreffen mit Schüleraustauschgruppen aus Dresden und Coventry geplant. Zum Abschluss der Staatsvisite fährt Steinmeier nach Oxford. Dort soll ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford verliehen werden.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa

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