So weiten europäische Länder den Wehrdienst aus | ABC-Z

Eher Pflicht als Freiwilligkeit So weiten europäische Länder den Wehrdienst aus
Die Bedrohung durch Russland hat in vielen europäischen Ländern zu einer Ausweitung des Wehrdienstes oder zur Wiedereinführung der Wehrpflicht geführt. Sowohl Deutschland als auch Frankreich setzen auf freiwillige Modelle und hoffen darauf, ihre Streitkräfte durch freiwillige Rekruten aufstocken zu können. In Ländern, die näher an Russland liegen, herrscht überwiegend Wehrpflicht. Ein Überblick.
In Deutschland, wo die Wehrpflicht seit 2011 ausgesetzt war, hat die Regierung einen Kompromiss zu einem freiwilligen Militärdienst gefunden. Falls die angestrebte Truppenstärke verfehlt wird, soll eine “Bedarfswehrpflicht” greifen. Darüber soll der Bundestag dann neu entscheiden. Die Bundeswehr soll so von 182.000 auf 260.000 aktive Soldatinnen und Soldaten aufgestockt werden.
Litauen war das erste Land, das die Wehrpflicht für Männer 2015 wieder einführte, nachdem es sie 2008 ausgesetzt hatte. Die Rekruten werden ausgelost. Männer bleiben nach dem Wehrdienst für zehn Jahre Reservisten, ab dem kommenden Jahr für 15 Jahre. Für Frauen ist ein freiwilliger Wehrdienst möglich.
Schweden hat die Wehrpflicht 2017 nach einer siebenjährigen Pause wieder eingeführt. Sie ist für Männer und Frauen für neun bis 15 Monate je nach Spezialisierung verpflichtend. Tatsächlich leisten jedoch nur einige Tausend Rekruten ihren Dienst ab, je nach Bedarf der Armee. Im Krisenfall können alle jungen Schweden zu einem Zivildienst herangezogen werden, um zur “vollständigen Verteidigung” des Landes beizutragen.
Frankreich, das die Wehrpflicht 1997 ausgesetzt hat, will im kommenden Sommer rund 3000 Freiwillige für einen militärischen “Nationaldienst” anwerben. 2035 sollen es bis zu 50.000 Freiwillige sein. Diese sollen ausschließen auf französischem Gebiet eingesetzt werden.
Die weiteren Länder im Überblick
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In Dänemark hat die Regierung den Pflichtwehrdienst im vergangenen Jahr von vier auf elf Monate ausgeweitet. Er ist ab 2026 auch für Frauen verpflichtend. Die Rekruten werden nach einem Losverfahren einberufen.
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In Finnland herrscht Wehrpflicht für Männer, der Dienst kann je nach Spezialisierung sechs, neun oder zwölf Monate dauern. Anschließend zählen die Männer je nach militärischem Grad bis zum Alter von 50 oder 60 Jahren zur Reserve. Frauen können sich freiwillig melden.
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Norwegen hat den zwölfmonatigen verpflichtenden Wehrdienst 2013 auch auf Frauen ausgeweitet. Etwa 15 Prozent eines Jahrgangs werden nach Qualifikation und Motivation ausgewählt.
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In Estland müssen Männer einen acht bis elf Monate dauernden Wehrdienst ableisten. Frauen können freiwillig zum Militär gehen.
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In Griechenland herrscht Wehrpflicht für Männer, der Dienst dauert neun bis zwölf Monate. Frauen können sich freiwillig melden.
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Zypern schreibt 14 Monate Pflichtdienst für Männer vor. Seit einem im April verabschiedeten Gesetz können Frauen freiwillig Wehrdienst leisten.
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In Österreich und in der Schweiz gibt es ebenfalls Wehrpflicht für Männer, der Dienst dauert sechs beziehungsweise neun Monate. Frauen können freiwillig Wehrdienst leisten.
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Lettland hat nach 17 Jahren Pause 2023 einen elfmonatigen Pflicht-Wehrdienst eingeführt. Für Frauen ist er freiwillig. Junge Letten können sich für fünf Jahre bei der Nationalgarde verpflichten, was jährliche Trainings beinhaltet.
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Kroatien hat im Oktober die Wiedereinführung der Wehrpflicht für Männer ab 2026 beschlossen, die 2008 kurz vor dem Beitritt des Landes zur Nato ausgesetzt worden war.





















