Alpakas im Schafhof Freising: Neue Helfer für Pflege der Streuobstwiesen – Freising | ABC-Z

Alpakas sind neugierig, meist gutmütig, liefern Wolle und sehen ziemlich putzig aus. Dass die ursprünglich in den südamerikanischen Anden beheimateten Tiere auch nützliche Helfer bei der Beweidung bayerischer Kulturlandschaften sein können, sollen drei dieser Exemplare jetzt am Freisinger Schafhof unter Beweis stellen. Seit etwas mehr als einer Woche leben Egon, Emil und Carlos nun auf der Anhöhe im Norden der Stadt und sollen auf den Streuobstwiesen dort dazu beitragen, die Landschaft freizuhalten, wie Matthias Maino, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Freising sagt.
Die drei Alpakas ergänzen die bisherige Beweidung des Schafhofgeländes durch Schafe, Pferde und Esel und fühlen sich laut Maino in den biozertifizierten Streuobstwiesen sehr wohl. Die Tiere schätzen offenbar die qualitativ hochwertige Nahrung, die sie hier vorfinden. Sie gehören der Tiertherapeutin Roya Klingner und passen gut in das Beweidungskonzept des Landschaftspflegeverbandes. Ihr Fressverhalten unterscheidet sich von dem der Pferde und Schafe, das bringt noch einmal eine andere Struktur in die Landschaft und trägt zur Verbesserung der Biodiversität bei. Allerdings musste für die Alpakas eigens ein Unterstand gebaut und zum Schutz ein doppelter Zaun aufgestellt werden.
Verhindert werden soll durch diese Sicherung unter anderem, dass die Tiere von Besuchern gefüttert werden. Falsche Nahrung könne bei den Alpakas Koliken verursachen, die leicht auch tödlich enden könnten, erklärt Maino. Außerdem schütze der doppelte Zaun vor unkontrolliert frei laufenden Hunden, die bei den Weidetieren nichts zu suchen hätten. Ziegen möchte Maino übrigens auch nicht auf dem Schafhofgelände haben, „weil sie die Bäume so runterfieseln“ – und Wildschweine sind bei ihm regelrecht gefürchtet.
Die Tierhaltung hat rund um den Schafhof eine lange Geschichte. Gebaut in den Jahren 1819 und 1820 als Stall für die Merinoschafe von König Max I. Joseph, wurden damals gut 50 Hektar Wald für Weiden und Wirtschaftsflächen gerodet. Schafe wurden hier bis 1888 gezüchtet, bis 1930 gab es noch eine Jungviehhaltung in Kombination mit Schafen. Bis in die 1960er-Jahre wurde der Schafhof bewirtschaftet, anschließend stand er länger leer, bis ihn Anfang der 1990er-Jahre der Bezirk Oberbayern für das Museum „Bayerns Landwirtschaft seit 1800“ kaufte und renovierte. Dieses wurde 2002 wegen mangelnden Interesses geschlossen. Seit Juli 2005 beherbergt der Schafhof das Europäische Künstlerhaus Oberbayern.
Das Projekt Schafhofberg dient dem Erhalt der Kulturlandschaft
Die Hänge und Hügel rund um den ehemaligen landwirtschaftlichen Zweckbau sind seit März 2023 Teil des „Projekts Schafhofberg“, das unter der Leitung des Landschaftspflegeverbandes die Natur- und Kulturlandschaft rund um den Schafhof erhalten will. Die Flächen wurden gepachtet, sie gehören der Fachhochschule Weihenstephan und der TU München. Finanziert wird die Anlage und Pflege von Streuobstwiesen durch Spenden, Hauptsponsor ist die örtliche Sparkasse, wie Maino sagt.
Das Projekt teilt das Schafhofgelände in verschiedene Areale auf, die für verschiedene Nutzungen vorgesehen sind. Sie stehen unter den Oberbegriffen Freizeit und Kultur, Produktion, Klima und Forschung sowie Mensch und Natur. Ein Bereich ist einem internationalen Sortengarten vorbehalten. Besucher und Besucherinnen sollen hier mehr über regionale Landwirtschaft und Produkte erfahren, können aber auch einen Beitrag leisten – beispielsweise durch die Übernahme von Baumpatenschaften. Ziel des Landschaftspflegeverbandes ist eine Verbindung von nachhaltiger Landwirtschaft, Naturschutz und klimaorientierter Naturwissenschaft. Durch Lehr- und Lernangebote möchte er zudem seinem Bildungsauftrag nachkommen.
Zum Erfolg des Projekts sollen nun auch die Alpakas von Roya Klingner beitragen. Sie „arbeiten“ normalerweise in der tiergestützten Therapie des „Global Center For Gifted and Talented Children“, das Roya Klingner seit 2008 führt. Hier werden weltweit hochbegabte Kinder und deren Eltern unterstützt. Auch Klingners Schafe kommen dabei zum Einsatz.
Dass Alpakas eigentlich nicht zu den heimischen Tierarten zählen, ist für Matthias Maino in ihrem neuen Nebenjob als Weidetiere nebensächlich, der Landschaftspflegeverband ist auch an anderer Stelle offen für Exoten. Wasserbüffel aus den Karpaten würden sich beispielsweise hervorragend für Schilfgebiete und Feuchtwiesen eignen, erzählt Maino. Und in den neuen Bundesländern experimentiere man jetzt sogar mit Zeburindern aus Afrika, die auf trockenen Böden besonders gut zurechtkämen.





















