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Haarausfall bei Frauen: Ursachen und Behandlung | ABC-Z

Stand: 03.12.2025 09:34 Uhr
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Fast jede dritte Frau hat im Laufe ihres Lebens mit Haarausfall zu kämpfen. Der Leidensdruck ist groß. Dabei lassen sich Haarverlust und dünne Haare gezielt bekämpfen – mit der richtigen Therapie.

Haare erneuern sich beim Menschen ständig. Sie hören nach einer bestimmten Zeit auf zu wachsen und fallen aus, neue Haare wachsen nach. Und auch lichteres Haar ist mit zunehmendem Alter keine Seltenheit. Dauert der Haarausfall mehrere Wochen und gehen täglich mehr als hundert Haare aus oder es entstehen haarfreie Stellen, liegt Haarausfall vor. Mit der richtigen Diagnose kann sich Haarverlust medikamentös behandeln lassen – frei verkäufliche Mittel aus dem Einzelhandel halten indes nicht unbedingt, was sie versprechen.

Ursachen für Haarausfall bei Frauen

Die möglichen Ursachen für Haarausfall sind sehr unterschiedlich:

  • erbliche Faktoren
  • Stress
  • hormonelle Veränderungen wie das Ende einer Schwangerschaft, das Absetzen der Pille, der Beginn der Wechseljahre oder Schilddrüsenprobleme
  • Infekte
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Angriff des eigenen Immunsystems auf die Haarfollikel

Erblich bedingter Haarausfall kommt häufig vor

Haarausfall tritt in unterschiedlichen Formen auf: Erblicher Haarausfall (Androgenetische Alopezie) ist die häufigste Ursache von Haarausfall – bei Männern und Frauen. Dabei reagieren die Haarwurzeln wahrscheinlich empfindlich auf männliche Sexualhormone (Androgene).

Hormonumstellung und PCOS – junge und ältere Frauen betroffen

Frauen leiden häufig auch unter Haarausfall aufgrund einer Veränderung im Hormonhaushalt. Besteht ein Ungleichgewicht zwischen weiblichem Östrogen und männlichem Testosteron, lassen die männlichen Hormone die Haarfollikel schrumpfen. Die Haarwurzel wird schwach. Das kräftige Haar fällt aus und ein dünneres wächst nach. Aber das kann die Haarwurzel nicht mehr lange genug halten. Vor allem in den Wechseljahren führt das bei einigen Frauen zu Haarausfall, meist am Mittelscheitel. Auch der vordere Kopfbereich kann betroffen sein – eine Stirnglatze ist oft die Folge.

Bei jüngeren Frauen kann die Abnahme der Haardichte zum Beispiel auch durch ein Polyzystisches Ovar Syndrom (PCOS) bedingt sein. Hier kommt es zu einer übermäßigen Produktion von Testosteron.

Kreisrunder Haarausfall durch Autoimmunkrankheit

Kreisrunder Haarausfall – auch Alopecia areata genannt – kann in nahezu jedem Lebensalter auftreten. Dabei gehen die Haare schmerzlos und büschelweise aus. Die Krankheit kann neben dem Kopfhaar auch die übrige Körperbehaarung betreffen. Fallen die Haare komplett aus, sprechen Experten von einer Alopecia areata universalis. Alopecia areata ist eine Autoimmunkrankheit. Durch einen Angriff des Immunsystems werden die Haare in ihrem Wachstum so stark gestört, dass sie ausfallen. Die genauen Ursachen sind noch nicht bekannt.

Diffuser Haarausfall kann viele Ursachen haben

Diffuser Haarausfall ist eine häufige Form von Haarverlust. Gleichmäßig, über den ganzen Kopf verteilt, fallen die Haare aus. Die Ursachen sind vielfältig. Mögliche Auslöser sind zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen, bestimmte Medikamente, chronische Erkrankungen, Autoimmunkrankheiten, schwere Infekte wie eine Grippe, Mangelernährung (beispielsweise Eisen, Zink, Selen, Vitmin D oder Vitamin A) oder eine Chemotherapie. Auch die Pille kann diffusen Haarausfall auslösen, viele Frauen sind zudem nach einer Geburt betroffen.

Ekzeme oder Pilze als Ursache für Haarverlust

Einige Kopfhauterkrankungen können vorübergehend oder dauerhaft zu Haarverlust führen. Dazu zählen schwere Ekzeme der Kopfhaut oder Pilzerkrankungen. Hier können Narbenbildungen zu dauerhaftem Haarausfall führen.

Haarausfall durch Druck und Zug

Auch Druck und Zug auf die Haare kann zum Ausfall führen. Neben krankhaftem Herausreißen (Trichotillomanie) kann auch das dauerhaft straffe Tragen eines Zopfes zu Haarausfall führen.

Diagnose: Zupftest, Trichogramm und Blutuntersuchung können helfen

Bei der Untersuchung fragen Ärztin oder Arzt ausführlich nach der Vorgeschichte der Patientin, bisherigen Untersuchungen und Therapien sowie Symptomen. Bei Frauen spielen auch Veränderungen im Zyklus, Schwangerschaften oder die Einnahme der Pille eine wichtige Rolle.

Dann werden die Haare unter der Lupe betrachtet und geprüft, ob sie brüchig sind. Ein Zupftest zeigt, ob sich die Haare schnell lösen. Anschließend wird die Haarwurzel untersucht. Ein sogenanntes Trichogramm zeigt, in welcher Wachstumsphase die Haare ausfallen. Weitere Erkenntnisse kann eine computergestützte Haaranalyse liefern. Auch eine Blutuntersuchung oder Gewebeproben der Kopfhaut können für eine Diagnose nötig sein.

Die richtige Therapie bei Haarausfall

Je früher die passende Behandlung eingeleitet wird, umso größer ist die Erfolgschance der Therapie. Zunächst muss aber die genaue Ursache des Haarausfalls gefunden sein, erst dann erstellt der Arzt einen individuellen Therapieplan. Ist ein bestimmtes Medikament für Haarausfall verantwortlich, kann möglicherweise ein alternatives Präparat ausprobiert werden. Sind Erkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion oder Mangelernährung die Ursache für den Verlust der Haare, müssen diese therapiert werden, um den Haarausfall zu stoppen.

Wichtig: Nicht jeder Haarausfall muss therapiert werden und manchmal wachsen die Haare auch von selbst wieder nach.

Mögliche weitere Behandlungen sind:

  • Medikamente: Es gibt zwei Wirkstoffe, die dem Haarausfall wirksam entgegensteuern können. Der Blutdrucksenker Minoxidil lässt bei erblich bedingtem Haarausfall in einigen Fällen neue, kräftigere Haare nachwachsen. Allerdings kann das Medikament Nebenwirkungen wie Kreislaufbeschwerden und Haarwuchs im Gesicht verursachen. Die lokale Anwendung von Kortison oder Dithranol kann beim kreisrundem Haarausfall helfen.
  • Koffein-Präparate: Bei diagnostiziertem Haarausfall können Hautärzte als Therapie die Injektion koffeinhaltiger Präparate in die Kopfhaut verschreiben. Auch koffeinhaltige Shampoos können laut Studien das Haarwachstum fördern, allerdings ist die Wirkung laut Experten weniger stark als bei Minoxidil.
  • Anti-Androgene: Gegen hormonbedingten Haarausfall verschreiben Dermatologinnen und Dermatologen Tabletten, die Anti-Androgene enthalten. Sie blockieren die Wirkung der männlichen Hormone auf die Haarwurzeln, fördern die Durchblutung der Kopfhaut und regen so das Haarwachstum an.
  • Haartransplantation: Dafür werden Haare am Hinterkopf entnommen. An den kahlen Stellen setzt der Arzt Mikroschlitze und verpflanzt die Transplantate. Dabei bestimmt er auch die Dichte und Richtung, in der die Haare in Zukunft wachsen sollen. Das Ganze geschieht in Millimeterarbeit. Wie bei jedem Eingriff besteht die Gefahr von Nebenwirkungen: Schwellungen und Wassereinlagerungen können auftreten und einzelne Transplantate wieder ausfallen.

Können frei verkäufliche Mittel helfen?

Ob Öle, Seren oder Pulver zum Einnehmen: Im Einzelhandel werben viele Produkte damit, Haarverlust “aktiv” zu bekämpfen – mit natürlichen Inhaltsstoffen wie Bambus oder Basilikum. Expertinnen und Experten zweifeln jedoch an der Aussagekraft von oft kleinen und über einen kurzen Zeitraum durchgeführten Herstellerstudien. Kein Pflegeprodukt kann ein dünn gewachsenes Haar im Durchmesser dicker machen. 

Nahrungsergänzungsmittel meist nicht notwendig

Auch Nahrungsergänzungsmittel versprechen mitunter eine hohe Wirksamkeit bei Haarausfall, ihre Wirksamkeit ist oft jedoch nicht belegt. Die Produkte enthalten neben Vitaminen häufig auch Spurenelemente oder Extrakte, manchmal in sehr hohen Dosen. Diese sind per se nicht schädlich, jedoch kann der Körper beispielsweise zu viel Vitamin A – dessen Tagesbedarf einige der Vitaminkapseln vollständig decken – nicht ausscheiden. Eine langfristig zu hohe Aufnahme von Vitamin A kann zu trockener Haut und Haarausfall führen. Besonders vorsichtig sollten Schwangere sein: Eine Überdosierung von Vitamin A kann zu Fehlbildungen des ungeborenen Kindes führen.

Grundsätzlich gilt: Wer sich ausgewogen und ausreichend ernährt, muss in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel gegen Haarausfall einnehmen. Wer unter Haarverlust leidet, sollte zunächst immer das Expertengespräch bei der Dermatologin oder beim Dermatologen suchen.

Dünne Haare bei Frauen – Tipps und Tricks zum Pflegen und Frisieren

Dennoch gibt es einige Tipps und Tricks, wie Frauen dünne Haare pflegen und kaschieren können. Mittlerweile haben sich einige Friseurinnen und Friseure darauf spezialisiert. Sie empfehlen zum Beispiel:

  • Beim Haarewaschen Shampoo und Spülung kreisend einmassieren, das regt die Durchblutung der Kopfhaut an und verbessert die Sauerstoffversorgung der Haarwurzeln.
  • Zum Einarbeiten von Conditioner eine spezielle Massagebürste verwenden.
  • Beim Abtrocknen ein Ziehen und Rubbeln an den Haaren vermeiden, die Haare mit einem Handtuch nur trocken tupfen.
  • Danach die Haare vorsichtig von unten nach oben kämmen, am besten mit einem breitzackigen Kamm, das schafft mehr Volumen.
  • Beim Fönen – und auch bei starker Sonneneinstrahlung – ein Hitzeschutzspray auftragen. Dieses bildet einen Schutzfilm, damit die Feuchtigkeit im Inneren der Haare bleibt.
  • Für mehr Volumen Haarspray und Styling-Schaum für den Haaransatz verwenden. Gel kann bei zu häufigem Gebrauch die Haare austrocknen.

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